Nach dem Tod der Weltklasse-Biathletin Laura Dahlmeier bei einer Klettertour in Pakistan spricht der ehemalige Extrembergsteiger Reinhold Messner über den Klettersport, Restrisiko und Entscheidungen, die schwierig für die Angehörigen sind.

Rund zwei Wochen nach dem tödlichen Bergunglück von Laura Dahlmeier (1993-2025) hat der ehemalige Extrembergsteiger Reinhold Messner (80) in der Sendung "phoenix persönlich" über die Gefahren des Kletterns gesprochen.

Sie sei eine sehr gute, vorsichtige Bergsteigerin gewesen, daher habe ihn die Nachricht geschockt. Aber Steinschlag, wie ihn Dahlmeier getroffen haben soll, wäre unberechenbar. "Das Bergsteigen in der Wildnis, nicht das Klettern in der Halle, beinhaltet große Gefahren. Man kann vorsichtig sein, aber ein Restrisiko bleibt immer", so Messner.

Den Wunsch Dahlmeiers, dass sie in einem Todesfall nicht geborgen werden solle, kann er verstehen. "Die Entscheidung, ein Schriftstück zu hinterlassen, in dem sie sagt: 'Im Falle einer Notlage möchte ich nicht gerettet werden, weil damit andere Leben in Gefahr kommen könnten', finde ich nachvollziehbar", so Messner. Aber diese Tatsache sei schwierig für die Angehörigen. Eine derartige Verfügung habe Messner nie hinterlassen. Ihm sei die Vorstellung von Leichen in den Bergen unangenehm.

Wer in der Wildnis klettert, geht das Risiko ein, zu sterben

Messner philosophiert in der Aufzeichnung: "Das nicht Umkommen ist die Kunst des Bergsteigens. Aber es ist nur eine Kunst, wenn ich wirklich umkommen könnte. Niemand steigt da hinauf, um umzukommen, aber wenn man nicht weiß, dass man dabei umkommen könnte, dann hat er nicht verstanden, was er tut." Wer dieses Risiko nicht eingehen wolle, dürfe nicht bergsteigen.

Er gibt zu: "Natürlich gehe ich los mit der Sicherheit: 'Ich habe alles im Griff, mir passiert nichts.'" Trotzdem bleibe ein Restrisiko für die Kletterer - und deren Umfeld. Bergsteiger seien "Egoisten den Angehörigen gegenüber", wenn sie ihrer Leidenschaft folgten.

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Die ehemalige Weltklasse-Biathletin Dahlmeier verunglückte Ende Juli bei einem Bergunfall in Pakistan. Dahlmeier wurde der offiziellen Erklärung zufolge gegen Mittag (Ortszeit) in 5.700 Metern Höhe im Karakorum-Gebirge von einem Stein erfasst. Als das Unglück geschah, war sie mit "ihrer Seilpartnerin im alpinen Stil unterwegs" gewesen. Ihre Begleitung setzte sofort einen Notruf ab, doch die Bergung gestaltete sich zunächst aufgrund der extremen Höhe, der Abgeschiedenheit des Gebiets und Witterungsbedingungen schwierig. (rho/spot)  © 1&1 Mail & Media/spot on news