"Horst Lichter sucht das Glück - mit dem Motorrad durch Norwegen": So heißt die Weihnachtssendung des ZDF mit dem beliebten Moderator und Fernsehkoch. Im exklusiven Interview erzählt Lichter von dem gemeinsamen Motorradtrip mit Jenke von Wilmsdorff und erklärt, warum die Norweger die vielleicht glücklichsten Menschen der Welt sind.

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Herr Lichter, ohne allzu viel zu verraten: Was haben Sie in Norwegen erlebt?

Einmal dieses unfassbare Land. Wer es schon einmal gesehen hat, weiß, dass es traumhaft schön ist. Aber was man da mit dem Wetter erlebt, ist mehr als überraschend und außerordentlich. Das bleibt im Gedächtnis hängen, für immer.

Außerdem ist eine Freundschaft entstanden zwischen zwei Männern, die sich vorher eigentlich so nicht kannten. Und tatsächlich zu begreifen, was Menschen unter Glück verstehen können, davon nimmt man ein Stückchen mit.

Was verstehen die Norweger denn unter Glück?

Ich habe gesehen, warum die Norweger die glücklichsten Menschen der Welt sein sollen. Zumindest fühlen sie sich so. Man könnte jetzt sagen, die haben es leicht: Das Land ist sehr reich und sie schütten den Reichtum über der Bevölkerung aus.

Geld alleine macht aber mit Sicherheit nicht glücklich. Glück liegt in anderen Dingen. Es liegt darin, dass man sich selbst spürt. Dass man weiß, was wirklich wichtig ist. Dass man relaxed durchs Leben geht. Und in Norwegen habe ich gesehen, dass die Menschen tatsächlich den Tag leben.

Wie sieht das konkret aus?

Das Wichtigste für die Norweger ist die Familie, egal in welcher Form. Das wird durchgetragen in die Arbeit. Wenn in Deutschland ein Kind eingeschult wird, muss man das lange vorher anmelden und wenn man Pech hat, bekommt man trotzdem nicht frei. In Norwegen ist es selbstverständlich, dass man dann frei hat. Es ist auch selbstverständlich, dass man zu Hause bleibt, wenn jemand in der Familie krank ist.

Die Norweger sind bei der Arbeit fleißig und geben Gas. Aber wenn etwas nicht klappt, ist niemand sauer oder arbeitet die Nacht durch. Dann sagen sie sich: Okay, wir greifen morgen wieder an.

Die Norweger sind natürlich auch sehr naturverbunden, denn sie haben mit ganz anderen Naturgewalten zu kämpfen als wir hier in Deutschland.

Die Familie über den Beruf zu stellen - ist das also das Rezept zum Glücklichsein?

Man darf das nicht verwechseln. Das hört sich an, als ob den Norwegern der Beruf egal wäre. Aber sie sind alle sehr strebsam und haben ihre Wünsche, Ziele und Träume, die sie sich erfüllen.

Aber sie halten immer die Waage, damit es nicht auf Kosten der Familie geht. Sie legen einfach die Wertigkeiten anders. Ich glaube, in Norwegen bekommen ziemlich wenige Menschen ein Burn-out.

Sie haben das Wetter und die Naturgewalten bereits erwähnt. Wann waren Sie in Norwegen unterwegs?

Im Juni, also eigentlich im Sommer. Aber wenn das der Sommer ist, möchte ich den Winter nicht erleben (lacht). Am wärmsten Tag waren es zwölf Grad mit Regen, ansonsten hatten wir eher vier Grad mit Regen. Wir haben trotzdem wahnsinnig viel Freude gehabt.

Motorrad fahren bedeutet, dass man intensiv erlebt: Man riecht, man hört, man fühlt. Man ist mit sich alleine. Es gibt kein Handy, keine Anrufe, keinen Gesprächspartner. Während der Fahrt ist man mit sich und der Maschine ganz alleine, mitten in der Natur. Das ist sehr schön.

In der Ankündigung zur Sendung steht, dass es Einblicke in Ihr Seelenleben geben wird. Was darf man da erwarten?

Vielleicht, dass ich auf einmal nur noch ich selbst bin, so wie ich im Privatleben auch bin. Am zweiten oder dritten Tag steht der Schnurrbart nicht mehr nach oben, am vierten Tag hört man auf, sich zu rasieren. Nicht weil einem alles egal ist, sondern weil man mit sich selbst sehr beschäftigt ist.

Mit den neuen Gefühlen, mit dem Land, mit dem neu gewonnenen Freund - da sagt man sich, dass es jetzt einfach mal gut ist. Man muss sich nicht selbst präsentieren. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Werden Sie mit Jenke noch öfters Touren machen?

Wir sind auf jeden Fall Freunde geworden, das ist sehr schön. Wir hatten uns vorher nur drei oder vier Mal gesehen und ein paar Sätze gewechselt. Aber wir hatten immer das Gefühl, uns schon lange zu kennen. Ich wollte den Kerl kennenlernen, ob er so ein Macho ist, wie die Leute immer denken, wegen seiner Experimente.

Er hat mich sehr, sehr überrascht. Er ist ein sehr feinfühliger Mensch, mit dem man unglaublich lachen, aber auch stundenlang über sehr ernste oder traurige Dinge reden kann. Das hat mir sehr gefallen, man findet solche Menschen sehr selten heutzutage.

Kommen wir zu "Bares für Rares". Ihre Sendung wurde für die "Goldene Kamera" nominiert. Überrascht Sie der Erfolg des Formates immer noch ab und zu?

Der Erfolg ist unfassbar. An jedem Tag, wenn wir die Quoten kriegen und darüber sprechen, sagen wir uns, was das für ein unglaublicher Erfolg ist. Die "Goldene Kamera" wäre für das gesamte Team eine der größten Belohnungen überhaupt.

An einem Tag zeichnen wir zwei Sendungen auf. Mit sehr, sehr viel Spaß und Disziplin. Wir sind zehn Stunden im Studio und lachen viel. Manche Arbeitskollegen bekriegen sich schon nach zwei Jahren und wir sind schon im fünften Jahr. Das ist wunderbar, das ist eine Sensation.

Mich freut es wahnsinnig, weil ich am Anfang für die Sendung gekämpft habe. Wir gehen mit Respekt mit den Menschen um, Kleinigkeiten können zu wunderschönen Sachen führen. Vermeintlich große Dinge sind dann aber manchmal nichts. Das gefällt mir sehr gut.

Man hat immer das Gefühl, dass sich vom Händler bis zum Experten alle sehr gut verstehen. Ist diese Harmonie ein Erfolgsgeheimnis von "Bares für Rares"?

Die Händler und Experten kommen seltenst zusammen. Wenn sie sich privat treffen, ist das etwas anderes. Aber während der Dreharbeiten sehen sie sich eigentlich nicht. Das ist bewusst so gemacht. Die Händler fangen eineinhalb Stunden später an, haben später Feierabend und versetzte Mittagspause.

Unter den Experten und Händlern gibt es den Konkurrenzkampf, den es im Berufsleben nun mal gibt. Aber immer mit dem Ausgang, dass wir abends drüber lachen können. Das ist das Schöne daran. Dafür sorge ich schon, ich bin so ein bisschen die Mama am Set.

Was war Ihr Lieblingsstück im vergangenen Jahr?

Das ist ganz schwer, es waren so viele Fälle. Aber die Highlights sind die kleinen, normalen Menschen, die bescheiden zu uns kommen und sagen: Wenn ich einen Hunderter kriege, das wäre ein Traum - und dann am Ende vielleicht tausende Euros bekommen. Dann findet die Expertise statt, die Händler gehen später darauf ein und die Menschen sind ehrlich überrascht. Das ist grandios und lässt mir das Herz aufgehen. Die könnte ich alle knuddeln.

Andererseits tun mir manchmal die Menschen leid, die mit hohen Erwartungen kommen, weil sie etwas irgendwann einmal teuer erstanden haben, und am Ende ist es dann nicht so viel wert.

Gibt es manchmal auch Stücke, die Sie selbst gerne kaufen würden?

Leider Gottes zu oft. Aber da habe ich ein ganz klares Gentlemen's Agreement. Zum einen mit meiner Frau, die sagt: Wehe, du schleppst mir das alles nach Hause. Zum anderen mit der Produktion und dem ZDF.

Wenn ich irgendwann mal etwas haben möchte, muss ich im Nachgang mit den Händlern verhandeln. Und das können Sie mir glauben: Das sind Händler! Da ist keiner dabei der sagt: Komm Hotte, das kriegst du mal so. Im Leben nicht (lacht).

Werden Sie an Weihnachten auch selbst kochen?

Da sind mein Schatz und ich noch immer am diskutieren, ob wir an Heiligabend und am ersten Feiertag etwas für uns kochen und wenn ja, was. Wir hatten schon einige Ideen, haben sie aber immer wieder verworfen. Heiligabend soll es auf jeden Fall ganz einfach werden, da sollte man keine Arbeit haben.

Da könnten wir zu der berühmten Bockwurst mit Kartoffelsalat übergehen. Aber am ersten Feiertag soll es richtig schönes Essen geben. Und da sind wir uns noch nicht einig, wer kocht. Denn gemeinsam kochen ist eine ganz schwierige Geschichte (lacht).

Warum?

Wir sind beide Steinböcke. Beide können sehr gut kochen. Meine Frau ist ja gerade nicht im Raum, deshalb kann ich es sagen: Sie kocht vielleicht sogar besser als ich. Weil sie mit ganz viel Liebe und Leidenschaft daran geht. Dann kommt sie mir immer in die Quere, wenn ich etwas machen will, so wie ich es gelernt habe. Deswegen sollten wir uns vielleicht die Gänge besser aufteilen. Das wäre sinnvoller.

Was wünschen Sie sich für das neue Jahr?

Das alles noch ein bisschen so bliebe, wie es ist. Für die großen Dinge auf dieser Welt würde ich mir manchmal wünschen, dass man die großen Entscheider für drei, vier Wochen dahin tut, wo Armut und Elend sind. Damit sie geerdet zurückkommen und dann vielleicht ihre Macht dazu nutzen, alles ein bisschen besser zu machen. Ein großer Wunsch wäre auch, dass die Eitelkeit ausstirbt. Und Neid und Missgunst. Das wäre ein Träumchen!

"Horst Lichter sucht das Glück - mit dem Motorrad durch Norwegen" läuft am 1. Weihnachtsfeiertag um 19:15 Uhr im ZDF.






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