Es gibt ein paar Regeln bei "Germany’s next Topmodel". Okay, eigentlich gibt es nur eine Regel, nämlich hot und sexy zu sein. In der neuesten Folge stellen Heidi Klum und Designerin Marina Hoermanseder aber noch eine Regel auf.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Die neue Woche startet bunt, laut und aufregend", verrät Heidi Klum, hätte sich aber die Mühe sparen können, schließlich wird jede Woche bei "Germany’s next Topmodel" bunt, laut und, nun gut, aufregend ist immer eine Sache des Betrachters. Für Marina Hoermanseder, die Designerin und Gastjurorin dieser Folge, zum Beispiel, wird die Woche tatsächlich aufregend. Zumindest regt sie sich in dieser Woche furchtbar auf.

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Aber bevor sich Frau Hoermanseder furchtbar aufregen darf, muss auch sie erst einmal das Pflichtprogramm absolvieren und ihre Gastgeberin in den höchsten Tönen loben: "Es ist so ein Ritterschlag, jedes Mal da zu sein", löst Hoermanseder die Aufgabe mit Bravour und kann sich nun beruhigt aufregen. Vor dem Shooting plaudert Hoermanseder mit den Models und da weckt Kandidat Moritz ihr Interesse. Sie erkundigt sich nach seinen Laufsteg-Qualitäten und fordert ihn dann auf: "Mach mal einen kleinen Walk, komm!"

"Geht's noch?"

Moritz Antwort fällt kurz, aber informativ aus: "Nee, will ich jetzt nicht." Eine ausgezeichnete Antwort, zumindest für die Regie, denn die inszeniert daraus einen folgenfüllenden Skandal. Warum? Weil Frau Hoermanseder aus Moritz’ Ablehnung ein sogenanntes Tamtam macht. Bereits bei ihrer Vorstellung für diese Folge, verkündete die Designerin: "Ich werd' mir die heute mal alle ganz genau anschauen und wenn der eine oder andere sich nicht professionell verhält oder wenn ich das Gefühl hab so 'Was machst du eigentlich hier?', dann werd' ich das ansprechen."

In Moritz' Nein sieht Hoermanseder nun den Tatbestand der Unprofessionalität erfüllt, springt sofort vom Sofa, auf dem sie eben noch mit Moritz geplaudert hat, und wendet sich ab. "Wow, okay. Es gibt auf jeden Fall einen, der nicht gebucht wird von mir, weil: Er möchte nicht laufen", erklärt Hoermanseder und schimpft im Interview weiter: "Kannst du eigentlich keinem erzählen. Wir sind bei 'Germany's next Topmodel’ und ich sag' einfach: 'Mach doch mal einen Walk für mich' – nein. […] Ich meine: Geht's noch?"

Geht ganz gut für Moritz, versteht der unter Professionalität offenbar, dass man nicht springen muss, wenn eine Designerin "Spring!" ruft, selbst wenn die Designerin sonst mit Auftragsentzug droht. Eigentlich ein Grund für seine Kollegen, Moritz den "19 Folgen bei 'GNTM' dabei und trotzdem noch bei Verstand"-Orden zu verleihen, doch die verstehen unter Professionalität eher absoluten Gehorsam: "Sein Alter ist keine Entschuldigung für sein Verhalten", großonkelt unter anderem Eliob und bietet dem Schnitt noch ein "Ich als Designer würde mir dann auch denken: Magst du überhaupt Model sein?" an.

"Ich sage euch eins: Die Heidi kriegt alles mit"

Derweil kriegt sich die Hoermanseder gar nicht mehr ein: "Das geht nicht, das geht nicht, bei aller Liebe", wettert die Designerin und verspricht Moritz und seinen Kollegen: "Ich sage euch eins: Die Heidi kriegt alles mit." Ja, fast so als wäre das ihre Show. Und als Moritz dann beim Shooting tatsächlich auf die Klum trifft, nimmt sie ihn ins Verhör. Moritz erklärt, dass er sich einfach nur auf das anstehende Shooting habe konzentrieren wollen, was irgendwie professionell klingt. Trotzdem fordert Klum im Interview: "Ich erwarte von meinen Models absolute Professionalität im Umgang mit Designern, Fotografen und meinem Team."

Eine interessante Einschätzung, nicht nur, weil Klum von Nicht-Professionellen Professionalität erwartet. Als Model-Mama, als die sich die Klum gerne gibt, hätte sie Moritz und damit allen jungen Zuschauern ja auch sagen können: "Wenn dich eine Designerin auffordert, für sie zu laufen, dann musst du das nicht machen. Und selbst wenn sie höflich gefragt hätte: Eine Frage darf man mit 'Nein' beantworten, sonst ist es keine Frage, sondern ein Befehl. Und wir sind hier bei einer Klamauk-Unterhaltungsshow und nicht bei der Armee."

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Aber die Klum hat an diesem Tag auch noch anderes zu tun. Zum Beispiel, die von Hoermanseder weiß eingekleideten Models beim Fotoshooting mit Farbe zu bewerfen, zu bekleckern, zu bespritzen und zu besudeln. "Es wird heut’ ein ganz, ganz, ganz, ganz besonderes Shooting werden", versprach Designerin Hoermanseder bereits vorab. Wer ein ganz, ganz, ganz besonderes Shooting oder gar nur ein ganz, ganz besonders Shooting erwartet hatte, wird also eine Überraschung erlebt haben.

Bekannte Gesichter: Christian Anwander und Betty Taube

Neben Hoermanseder ist noch ein anderer GNTM-Veteran dabei: Fotograf Christian Anwander. Der hat beim Farbklecker-Shooting zwei Aufgaben: Zum einen natürlich Fotos zu schießen, wie die Models da in weißen Klamotten auf einem Drehrad umeinander gewirbelt werden, während die Klum mit Farbe herumsaut und zum anderen, die Models mit Sätzen wie "Momentan schaut das aus, als ob du vom vierten Stock gefallen wärst und auf dem Boden gelandet bist" zu beleidigen. Merkwürdig, dass Anwander bei so einer Motivationsrede noch fordern muss: "Hab doch mal ein bisschen mehr Spaß!"

Aber was hat uns die Folge außer einem Nein und einem Drehtellerfarbshooting noch so vor die Tür gelegt? Zum Beispiel Betty Taube. Die Ex-"GNTM"-Teilnehmerin ist laut Klum inzwischen "nicht nur ein erfolgreiches Model, sondern auch Content Creator und Kunstfliegerin" und nun auch, was auch immer das ist, was sie da macht, als sie die Models in deren Model-Loft besucht. Jedenfalls sollen die Kandidaten für Taube ein Social-Media-Filmchen drehen, auf dem man den "persönlichen L.A.-Summervibe sehen" soll.

"Das beste Reel bekommt von mir eine Überraschung", verspricht Taube, doch es gibt nicht nur eine Überraschung, sondern eine "coole Überraschung". Der Gewinner darf nämlich für den Taurinbrause-Hersteller, dessen Dosen die Kandidaten ohnehin schon die ganze Zeit trinken wollen müssen, eine "große Sommerkampagne" aufnehmen. Wer das sein wird, entscheidet Taube, die als einzige in der Jury sitzt und mit einem fachkundigen Urteil begründet, dass Katharina und Moritz von nun an Dosenbotschafter sein werden: "Dein Reel war wirklich mein Lieblingsreel."

Nawin und Xenia müssen gehen

Weil aber eine Folge "GNTM" nur eine Folge "GNTM" ist, wenn sich die Models auf dem "Entscheidungswalk" die Sehnen und Bänder überdehnen, hat die Klum auch diesmal was vorbereitet. Die Kandidaten tragen Klamotten aus Klebeband, doch offenbar ist Klebeband in den USA sehr, sehr teuer. Jedenfalls geht der Klebeband-Designer äußerst sparsam mit dem Klebeband um. Oder wie es Marina Hoermanseder formulieren würde: "Ganz, ganz, ganz, ganz sparsam."

Immerhin für die pikantesten Stellen hat das Klebeband gereicht, doch während die Herren in normalen Stiefeln laufen dürfen, müssen die Damen Schuhe mit sehr hohen Absätzen und schwebenden Fersen tragen. Eine wacklig-nackte Angelegenheit, an deren Ende Klum der Meinung ist, ab der nächsten Folge am ehesten auf Xenia und Nawin verzichten zu können. Für Moritz hat Klum dagegen gute Nachrichten: "Nächste Woche wird es laut und bunt." Aufregend wird es also nicht.