Nackt- oder Tattooshooting? In der neuesten Folge "Germany’s Next Topmodel"' müssen sich die Models am Donnerstag zuerst tätowieren lassen, ehe sie sich nackig auf einem Motorrad räkeln. Warum, wird nicht ganz klar, aber dafür hat Klum für ein Model noch eine Überraschung parat: Kaviar.

Christian Vock
Eine Kritik
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"Oscars, Oscars, Oscars!", skandiert Heidi Klum, als sie da im Abendkleid mit zwei ihrer ebenfalls galant gekleideten Models in der Limousine sitzt und durch Los Angeles gefahren wird. Doch lassen wir uns von der Szenerie nicht täuschen, denn Klum und ihre Models fahren gar nicht zur Oscar-Verleihung. Ihr Ziel ist ein anderes, aber "Elton John AIDS Foundation Academy Award Party!" skandiert sich eben nicht so flüssig wie "Oscars!" und verspricht auch nicht denselben Glamour.

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Aber dass Klum und ihre Models in Abendgarderobe im Auto sitzen, stimmt und bis dahin war es für zwei der drei Insassen harte Arbeit. Denn zuerst mussten sich Canel und Jannik die Teilnahme an Elton Johns After-Oscar-Spenden-Party durch gute Leistungen erarbeiten und danach bei Designer Kilian Kerner einen Kurzlehrgang im "Sich richtig auf dem roten Teppich verhalten" absolvieren. Warum? Weil sie nach der Show als Models ja in der Öffentlichkeit stehen werden, sagt Herr Kerner. Die Show löst also ein Problem für die Models, das die Models ohne die Show gar nicht hätten.

"Ich kenn halt beide Seiten vom roten Teppich."

Kilian Kerner

Und warum übernimmt das "Red Carpet Teaching" Kilian Kerner? Das erklärt der Designer selbst: "Ich kenn halt beide Seiten vom roten Teppich." Damit meint Kerner aber nicht Ober- und Unterseite, sondern die Tatsache, dass er selbst bereits auf roten Teppichen gewandelt ist, aber auch als Designer Rote-Teppich-Gänger genau dafür mit Klamotten ausgestattet hat. Der Mann hat also Expertise und gibt den Models, die Teppiche nur in anderen Farben kennen, nun wertvolle Tipps.

Heidi Klum führt ganz groß aus

Wenn sie zum Beispiel mal bei einer Filmpremiere sein sollten, würde das Motto gelten: "Mach weniger!" Bei einer Filmpremiere stünden nämlich immer die Schauspieler im Vordergrund, erklärt Kerner und hat damit vollkommen Recht. Alles andere wäre ja so, als würde sich beispielsweise Heidi Klum beim Intro-Video für eine Modelsuch-Show in den Mittelpunkt drängen, während die Models, um die es eigentlich geht, lediglich um sie herum tanzen. Aber das würde die Klum nie machen.

Stattdessen erlaubt sie nun per Video-Botschaft Jannik und Canel, das Blitzlicht mit ihr zu teilen. Doch bevor sich die beiden aufmachen, um bei Elton Johns Party am Mettigel zu naschen, hat Kilian Kerner noch einen wichtigen Hinweis: "Die ganze Welt wird auf euch gucken", behauptet Kerner und irgendwie hat man das Gefühl, dass er da ein bisschen schwindelt. Für Canel ist der Besuch der Spenden-Feier trotzdem ein Highlight, schließlich hat sie wenige Wochen zuvor noch ihr Geld mit Putzen verdient. "Ich bin hierhin gekommen, um mich selbst zu retten", beschreibt es Canel.

Offenbar hat aber niemand in der GNTM-Redaktion der Klum deswegen ein Memo geschrieben und so fragt Klum Canel auf der Party ungläubig: "Du hast noch nie Kaviar gegessen?" Ja, es ist schon verrückt, was sich Geringverdiener alles so herausnehmen. Einfach zu geizig, sich Kaviar zu kaufen. Aber zum Glück entführt Klum ja nun in die Welt der Reichen und Reichen, doch sollte es auf dieser Party Höhepunkte gegeben haben, kam das am Donnerstag nicht so ganz rüber. Stattdessen sah man viele Bilder, in denen Leute Bilder von anderen Leuten machen.

"Ich hab am Arsch ein Tattoo bekommen."

Pierre

Aber nach der Party ist vor dem Fotoshoot und für das wurden die Models am Tag zuvor von einem Team von Airbrush-Tattoo-Künstlern überrascht, das ihre Körper mit allerlei Aufsprüh-Tattoos verschönert hat. Nun geht es für die Truppe frisch "tätowiert" in die kalifornische Wüste und als Zoe den dortigen Aufenthaltsraum betritt, stellt sie gleich die richtigen Fragen: "Warum ist da Babyöl und warum sind da Handtücher?" Das kann Pierre nicht mit Gewissheit sagen und konzentriert sich stattdessen auf anderes: "Ich hab am Arsch ein Tattoo bekommen", erzählt Pierre den Kolleginnen Zoe und Aaliyah und zeigt seinen Po-Smiley.

Male Model Pierre
Bankkaufmann Pierre (22) kommt ohne Handtuch ans Set. Heidi Klum hält die Hand vors Gesicht: "Pierre! Was machst du denn?!" Der Fotograf aber feiert Pierres Freizügigkeit. Auch Heidi muss schmunzeln: "Du bist schon in deiner Rolle drin, verstehe!" Beim Shooting kann er voll überzeugen: "Fühlst du dich heiß? Das sehen wir!", freut sich Kilian Kerner. © ProSieben/Max Montgomery

Die Antwort hat stattdessen Kollege Ray, denn er erklärt dem Zuschauer das Kommende, als das nicht mehr zu verheimlichen ist: "Tatsächlich war es mal wieder an der Zeit, sich splitterfasernackt zu machen." Eine erstaunliche Neuigkeit, wusste man bis dato doch nicht, dass es für so etwas bestimmte Zeiten gibt. Was man auch nicht weiß, ist, ob es nun das Tattoo- oder das Nacktshooting der Staffel ist. Ein Nacktshooting ohne Tattoos geht, umgekehrt allerdings nicht. Das heißt: Ein Tattoo-Shooting ohne nackt zu sein, geht natürlich schon, nur erkennt man dann eben die ganzen Tattoos am Körper nicht.

Male Model Kevin
Für Kevin (24) geht es um alles: Er muss ins Shoot-Out gegen Ray (30) - Heidi Klum und Kilian Kerner entscheiden direkt, wer von den Beiden besser performt hat. Kevin gibt sich gewohnt unbeeindruckt: "Ich verstehe mich mit keinem so gut, dass ich sagen würde: Es tut mir leid, dass er rausfliegen würde." © ProSieben/Max Montgomery

So oder so müssen sich die Models tätowiert und nackt auf ein Motorrad setzen und dort lässig, aber auch ein bisschen grimmig posieren. Dass sie sich dabei kein Handtuch unterlegen, wie es in jeder Sauna Pflicht ist, ist irritierend, aber für ein gutes Foto muss eben jeder leiden, auch ein Motorradsitz. Aber es ist nicht nur das Nackt-(oder eben das Tattoo)Shooting, sondern auch noch ein Shootout zwischen Ray und Kevin. Hier war der Schnitt sehr fleißig, hat noch vor dem Duell kernige Zitate der beiden gesammelt, um dem Shootout die richtige Fallhöhe zu geben.

"Ich hab nicht so viel mit ihm am Hut" und "Er ist dabei bereit, über Leichen zu gehen", sagt etwa Ray über Kevin. "Gott sei Dank versteh ich mich mit keinem so richtig gut", sieht Kevin die Sache genereller, denn dann müsse er kein Mitleid mit seinem Kollegen haben. Das Shootout selbst verläuft dann recht unspektakulär und mit dem Ergebnis, dass Ray die Show verlassen muss.

Die Top Ten stehen

Damit verpasst Ray nicht nur die Top Ten, einen möglichen Sieg und das Abendbrot, sondern auch die Gelegenheit für einen offenbar ganz besonderen Entscheidungswalk. "Jetzt will ich sehen, ob meine Models auch vor den ganz großen Namen der Branche bestehen können", kündigt Klum die beiden Designer Dan und Dean Caten an, die hinter der Modemarke Dsquared2 stecken. Offenbar hat Klum die Zuschauer bisher mit den kleinen Namen der Branche abgespeist – was die sicher gerne hören.

Heidi Klum, Designer Dean und Designer Dan von Dsquared2
Heidi Klum präsentiert die Gastjuroren für den Entscheidungswalk dieser Woche: die Designer Dean und Dan von Dsquared2. "Latex, Leder, provokante Designs - das alles nicht nur für die weiblichen Models. Dafür steht Dsqusred2." Kevin und die anderen Männer müssen erneut in hohen Schuhen über den Catwalk laufen. © ProSieben/Max Montgomery

Dan und Dean haben jedenfalls ganz offensichtlich ihre Sommerkollektion mitgebracht, Zoe etwa bekommt zur Bedeckung ihres Oberkörpers nur zwei Streifen Stoff in das sehr knappe Höschen gestopft. Für die Wintermonate ist sowas jedenfalls nichts, aber Zoe ist trotzdem zufrieden: "Ich mag’s klein, aber fein." Also laufen die Models nun hin und her, bis Klum herausgefunden hat, dass Josy besser kein Foto erhält.

Damit hat Klum nun ihre Heidis Eleven auf eine Top Ten zusammengestutzt und auch Dan und Dean Caten beschwören die Magie dieser Zahl: "Ten is a big number", finden die Designer-Zwillinge. Das ist zwar nicht richtig, genau genommen gibt es sogar sehr viele Zahlen, die wesentlich größer sind, als die Zehn, aber bei "Germany’s Next Topmodel" hat man auch schon viel größeren Quatsch gehört.