Wien trägt österreichweit die größte Last bei der Betreuung geflüchteter Menschen und übererfüllt die vereinbarte Versorgungsquote deutlich. Besonders viele subsidiär Schutzberechtigte leben in der Hauptstadt, während andere Bundesländer mehr Asylwerber betreuen.

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Das zeigt eine aktuelle Anfrage-Beantwortung des Innenministeriums. Demnach erfüllte die Bundeshauptstadt die zwischen den Bundesländern vereinbarten Quote zur Versorgung von Flüchtlingen zu Jahresbeginn mit 208 Prozent. Ein Faktor sind hier subsidiär Schutzberechtigte, die zum allergrößten Teil in der Hauptstadt leben.

Die von der ÖVP abgefragten Zahlen beziehen sich auf Anfang Jänner. Damals lebten noch gut 68.000 Personen in der Grundversorgung, davon rund 31.000 in Wien.

Asylwerber in Wien eher schwach vertreten

Interessant sind dabei die Unterschiede zwischen den einzelnen Flüchtlingsgruppen. Denn was Asylwerber angeht, sind die Zahlen in Wien sogar niedrig. So waren zu Jahresbeginn nur 7,5 Prozent der in der Bundeshauptstadt Grundversorgten Asylwerber, obwohl diese an sich primär Zielgruppe dieser Betreuung sind. Zum Vergleich: In Tirol waren 48,5 Prozent der Leistungsbezieher Asylwerber, in Oberösterreich 47 Prozent.

Gezählt wurden im Jänner in Wien gut 2.300 Asylwerber von österreichweit knapp 13.200 Personen in dieser Gruppe. Das sind knapp 18 Prozent. Ganz anders sieht die Verteilung aus, wenn man die subsidiär Schutzberechtigten ansieht. Hier galt es gut 13.100 Personen zu betreuen, von denen aber gleich 11.000 in Wien lebten. Das entsprach einer Quote von 84 Prozent. Einer der Gründe könnte sein, dass für sie in Wien (wie in Tirol) eine höhere Leistung ausbezahlt wird.

Unter subsidiär Schutzberechtigten versteht man Personen, denen im Herkunftsland zwar keine persönliche Verfolgung droht, deren Leben oder Gesundheit in der Heimat aber trotzdem bedroht ist. Diese Gruppe erhält befristeten Schutz, hat dabei aber weniger Rechte als Asylberechtigte, etwa beim Familiennachzug. In den vergangenen Jahren stellten stets Syrer oder Afghanen die größte Gruppe der subsidiär Schutzberechtigten.

Subsidiär Schutzberechtigte bleiben am längsten in Vorarlberg

Was die Aufenthaltsdauer dieser Flüchtlinge in der Grundversorgung angeht, ist Vorarlberg an der Spitze. Dort werden subsidiär Schutzberechtigte laut Anfragebeantwortung im Schnitt 814 Tage versorgt. Dahinter folgt Wien mit 758 Tagen. In allen anderen Bundesländern ist die Verweildauer deutlich geringer, am kürzesten in Tirol mit 201 Tagen.

Asylberechtigte haben nach Zuerkennung des Schutzstatus ebenfalls noch einige Monate die Möglichkeit, in Grundversorgung zu verharren. Im Schnitt am längsten bleiben sie in der Steiermark mit 68 Tagen. Ebenfalls rund zwei Monate sind es in Wien (65) und Vorarlberg (62). Zahlenmäßig ein Faktor ist diese Gruppe freilich nur in Wien, wo zu Jahresbeginn knapp 75 Prozent der Betroffenen (gut 1.700 von rund 2.300 Personen) versorgt waren.

Ukrainer größte Gruppe

Die größte Gruppe in der Grundversorgung stellen Vertriebene aus der Ukraine, die in manchen Bundesländern die deutliche Mehrheit der zu Betreuenden ausmachen. So waren im Burgenland von 1.890 Leistungsbeziehern gleich 1.434 Ukrainer. In der Steiermark waren drei Viertel der Betreuten Ukrainer. In Wien sind knapp 39 Prozent der durch die russische Aggression Vertriebenen untergebracht, ein vergleichsweise durchschnittlicher Wert. Unter den Wiener Leistungsbeziehern machen sie knapp 46 Prozent aus.

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Unverändert unterschiedlich gestaltet ist die Unterbringung der Grundversorgten. Während die anderen Bundesländer meist auf organisierte Quartiere setzen, unterstützt Wien vor allem privat Untergebrachte. Zu Jahresbeginn waren 83 Prozent der in Wien Grundversorgten privat untergekommen. Ansonsten gibt es nur noch in Niederösterreich ein Bundesland, wo eine Mehrheit ohne organisierte Betreuung auskam. Anders sah es etwa in Oberösterreich aus, wo nur gut ein Viertel privat versorgt wurde.