Am 27. Juni wird Nico Rosberg 40 Jahre alt. Dem Rennfahrer ist es als einem von nur drei Deutschen gelungen, Formel-1-Weltmeister zu werden. Wenige Tage nach diesem Triumph beendete er seine Karriere 2016. Doch auch abseits der Strecke gibt es viele Geschichten über ihn zu erzählen.

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1985 erblickte in Wiesbaden ein Junge das Licht der Welt, der später die Motorsportwelt erobern sollte. Nico Rosberg krönte sich 2016 zum dritten deutschen F1-Weltmeister - und kehrte der Formel 1 danach auch schon wieder den Rücken. Doch wer ist dieser Mann, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere alles hinter sich ließ? Am 27. Juni feiert Rosberg seinen 40. Geburtstag. Sechs Fakten geben Einblick in das Leben des ehemaligen Rennfahrers.

Staatsbürgerschaft ohne Sprachkenntnisse

Nico Erik Rosberg ist das Kind vieler Welten: Sein Vater Keke Rosberg (76), der selbst 1982 den Formel-1-Weltmeistertitel holte, stammt aus Finnland, seine Mutter Gesine ist Deutsche. Aufgewachsen ist er in Wiesbaden, auf Ibiza und überwiegend in Monaco. Bis 2003 trat er trotzdem mit finnischer Rennlizenz an, erst dann wechselte er zur deutschen. Mit dem Heimatland seines Vaters fühlt Rosberg sich dennoch nicht verbunden, obwohl er die doppelte Staatsbürgerschaft hat. Ein Problem: die Sprachbarriere.

"Ich bereue es sehr, dass mein Vater mir die Sprache nie beigebracht hat", betonte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Ich habe es aber tatsächlich auch schon mal versucht zu lernen - keine Chance. Ich habe mit Finnland aber auch nicht so viel zu tun, sodass es mir nicht fehlt." Stattdessen spricht der einstige Mercedes-Pilot neben Deutsch noch fließend Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

Vom ersten Renn-Gehalt musste er Schulden bezahlen

Trotz seines Rennfahrer-Vaters war der Weg an die Spitze für Nico Rosberg nicht immer mit Gold gepflastert. Als er 2006 seine erste Formel-1-Saison für das Team Williams F1 bestritt und seinen ersten Millionenvertrag unterschrieb, hatte er deshalb nur eins im Sinn: Schulden abbezahlen. "Ich hatte mir von der Bank 100.000 Euro leihen müssen, weil ich in der GP2 einen Unfall hatte und den Schaden bezahlen musste. Deshalb musste ich mit dem Geld erst mal den Kredit zurückzahlen", verriet er dem Wirtschaftsmagazin "Capital" einst.

Rosbergs Karriere nahm im Anschluss immer mehr Fahrt auf, nach sechs Jahren kam der große Durchbruch in der Königsklasse. Im April 2012 erzielte er in China seine erste Pole-Position und gewann einen Tag später in seinem 111. Rennen den ersten Grand Prix. 22 weitere sollten folgen.

Besser als Michael Schumacher

Die wohl beeindruckendste Leistung ist aber eine andere: Als einziger Fahrer gelang es Rosberg, beide Rekord-Weltmeister im direkten Teamduell zu schlagen. Von 2010 bis 2012 war er Kollege von Michael Schumacher (56) bei dessen Comeback für Mercedes - und dominierte den siebenmaligen Weltmeister jedes Jahr deutlich. 2010 gewann er das interne Duell mit 142 zu 72 Punkten, 2011 mit 89 zu 76 Punkten und 2012 mit 93 zu 49 Punkten.

2013 kam dann auch noch Lewis Hamilton (40) zu Mercedes, der heute in Weltmeistertiteln mit Schumacher gleichauf ist. Nach drei Jahren intensivster Rivalität gelang Rosberg im November 2016 das Kunststück: Mit nur fünf Punkten Vorsprung besiegte er auch Hamilton und wurde Weltmeister.

"Mit Michael war es nicht leicht, aber auch er hat mich genau wie Lewis zu dem gemacht, was ich heute bin", reflektierte Rosberg diesen Triumph später in der "Sportbild". Schumacher "war auch sehr wichtig für meine Karriere - denn wenn ich ihn nicht geschlagen hätte, wäre ich sicher nicht mehr lange bei Mercedes gefahren". Nach seinem Weltmeistertitel dachte der Motorsportler 2016 deshalb auch direkt an seinen einstigen Konkurrenten, der zu der Zeit wegen seines schweren Skiunfalls bereits nicht mehr in der Öffentlichkeit stand. "Aus dem Duell mit dem Besten aller Zeiten habe ich ganz viel mitgenommen. Ich hoffe, dass er es mitbekommt, dass ich gewonnen habe", so Rosberg auf der Pressekonferenz.

Rücktritt fünf Tage nach dem Weltmeistertitel

Der größte Triumph seiner Karriere sollte dann auch Nico Rosbergs letzter werden. Am 2. Dezember 2016, nur fünf Tage nach seinem ersten Weltmeistertitel, gab er seinen sofortigen Rücktritt aus der Formel 1 bekannt. Der Schritt überraschte selbst Mercedes, aber Rosberg betonte, er habe sich alle sportlichen Träume erfüllt. Bis heute steht er hinter diesem Rückzug auf dem Höhepunkt. "Für mich war es die richtige Entscheidung, und es war sehr wertvoll, als Sieger vom Platz zu gehen", erklärte er erst im März im Interview mit der Zeitschrift "Men's Health". "Das trägt mich jetzt noch. Das ist meine letzte Erinnerung. Meine letzte Erinnerung ist, ganz oben zu sein."

Verheiratet mit der Jugendliebe

Während jeder Entscheidung war eine Person immer an Nico Rosbergs Seite. Seine Jugendliebe Vivian Sibold (40) kennt er bereits seit seiner Kindheit, seit ihrem 18. Lebensjahr sind die beiden ein Paar. 2014 heirateten sie schließlich, zwei Töchter krönen das Familienglück: Alaïa kam 2015 zur Welt, Schwester Naila folgte zwei Jahre später. Die vierköpfige Familie lebt in Monaco.

Vom Rennfahrer zum Umweltschützer

Nach seiner aktiven Karriere hat Nico Rosberg dann noch eine durchaus bemerkenswerte Wandlung hingelegt. Inzwischen ist er Investor und engagiert sich in dieser Rolle besonders für Nachhaltigkeit und Umweltschutz, indem er unter anderem fünf Staffeln lang bei "Die Höhle der Löwen" in grüne Technologien investierte. 2019 gründete er zudem mit dem Greentech Festival in Berlin eine globale Plattform für grüne Zukunftstechnologien. Als Teamchef gewann er 2021 mit Rosberg X Racing dann auch noch die Extreme-E-Meisterschaft, eine rein elektrische Offroad-Rennserie.

"Als aktiver Fahrer hatte ich für solche Gedanken nicht sehr viel Zeit und ich war auch noch sehr jung", gestand er "Travel Grand" im Hinblick auf seine Umweltschutz-Bestrebungen. Jetzt sei es aber sein Ziel, durch seine Geschäfte positive Veränderungen für seine Kinder und die neue Generation im Allgemeinen herbeizuführen.

Ein schlechtes Gewissen wegen der Umweltbelastung seiner Rennfahrervergangenheit hat er aber nicht - immerhin habe er durch seine Leidenschaft Menschen weltweit eine Freude machen können, erklärte er dem Fraunhofer Institut. Auch jetzt könne er seine Faszination für den Motorsport "noch nachvollziehen. Aber ich führe heute ein völlig anderes Leben." (eyn/spot/bearbeitet von ska)