Vor 25 Jahren hat Sky die Bundesliga-Konferenz erfunden. Jetzt ist sie der Sender los und kontert stattdessen mit ein paar neuen Features, die weiter das originale Konferenz-Gefühl simulieren sollen.
Die "Sky Konferenz - das Original" war rund 25 Jahre lang ein Markenzeichen für den Pay-TV-Giganten, eines seiner wichtigsten Aushängeschilder. In der Konferenz, die streng genommen der Vorgänger "Premiere" erfunden und ins Leben gerufen hatte, spielte sich das Leben der Bundesliga und der 2. Liga ab wie in einer Daily Soap.
Hier wurden Fußballprofis zu Helden gemacht oder zu Verlierern, Schalkes Vier-Minuten-Meisterschaft wurde live und ungeschönt in die Wohnzimmer der Republik gesendet, Aufstiege gefeiert und Abstiege betrauert. An allerhand Kuriositäten mangelte es auch nie. Diese Zeit ist jetzt vorbei, zumindest für alle Sky-Kunden.
An diesem Samstag beginnt in der deutschen Sportberichterstattung ein Umbruch, wenn die Konferenz der Samstagsspiele der Bundesliga nicht mehr beim Platzhirsch zu sehen ist, sondern bei dessen Kontrahenten Dazn.
Bei der letzten Rechtevergabe hat der Streaminganbieter das Rennen um die begehrte Konferenz gemacht und wird nun ab Samstag und bis mindestens zum Ende der Saison 2028/29 zeigen müssen, dass "das Original" live und exklusiv auch woanders seinen Platz finden kann. Und Sky? Reagiert darauf mit ein paar - auf dem Papier - ziemlich schlauen Ideen.
Neue Features sollen für Sky den Verlust der Konferenz kompensieren
Die deutschen Fußballfans hatten sich vor fast auf den Tag genau 25 Jahren in ein neues TV-Format verliebt: Am 12. August 2000 ging die erste Bundesliga-Konferenz auf Sendung. Damals noch beim Vorgänger-Unternehmen Premiere, dazu zeigte der Sender erstmals auch alle Einzelspiele live.
Mit dem Verlust der Bundesliga-Konferenz bricht Sky jetzt ein Eckpfeiler seiner Sportberichterstattung weg: Die flinken Schnittfolgen von Partie zu Partie oder dorthin, wo Interessantes oder Spannendes passiert, wird es in dem Sinne nicht mehr geben. Stattdessen - und das ist die gute Nachricht für viele Sky-Kunden - startet ab Samstag das neue Format "My Matchday".
Der interaktive Service verspricht "volle Gestaltungsfreiheit über ihren persönlichen Bundesliga-Nachmittag". Entweder über die neue, interaktive Live-Funktion "Match-Alarm" oder das sogenannte "Multiview"-Format. Und das soll so funktionieren: Beim "Match-Alarm" sind Fans in ihrem Einzelspiel dennoch immer auch über das Geschehen auf den anderen Plätzen informiert.
Mittels Push-Benachrichtigungen auf dem Bildschirm wird der Zuschauer über alle wichtigen Ereignisse bei den Parallelspielen informiert - und kann dann auf Knopfdruck die jeweilige Spielszene auf einem anderen Platz sofort anschauen.
Eine Funktion, wie sie schon von anderen Anbietern gelernt und erprobt ist, für Sky-Kunden aber nun ein neues Feature darstellt. Zumindest für jene, die über einen Stream oder einen mit dem Internet verbundenen Sky-Q-Receiver schauen.
Sky-Multiview als verkappte Bundesliga-Konferenz
Eine etwas abgewandelte "Konferenz" stellt das andere neue Feature "Multiview" dar. In einem Splitscreen bekommen die Fans neben dem ausgewählten Hauptspiel auch die anderen Samstagnachmittagsspiele in deutlich kleineren Kacheln angezeigt. Der Zuschauer hat also alle Spiele des Nachmittags immer im Blick, verpasst kein Tor und keinen Platzverweis.
Die Audiospur im linearen Kanal dazu wird die des Einzelspiel-Kommentators sein, der das vorher festgelegte Topspiel des Nachmittags kommentiert. Kunden mit einem Sky-Stream oder einen mit dem Internet verbundenen Sky-Q-Receiver haben außerdem die Möglichkeit, die Tonspur des Einzelspiels in der Splitscreen-Ansicht individuell auszuwählen und per Knopfdruck von dieser direkt in die Vollbildansicht zu wechseln.
Im Prinzip zeigt "Sky" damit quasi weiter eine Konferenz. Nur eben nicht mit den schnellen Schnittwechseln aus der Regie und dem gelernten und geliebten "Toooor in …", sondern mit dem Fan als Regisseur, der sein Programm bis zu einem gewissen Grad selbst steuert.
Es bleiben ein paar Fragezeichen
Mit "My Matchday" versucht "Sky" ein Ersatzangebot zu schaffen. Ob dieses aber an das Original heranreichen kann, bleibt fraglich. Dafür hat der Sender selbst in den letzten Jahrzehnten gesorgt und dieses typische Konferenz-Gefühl etabliert. Das wird auch "My Matchday" nicht einfach so ersetzen können.
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In der Chefetage des Münchener Senders wird das neue Format jedenfalls, wie sollte es anders sein, als nächster Entwicklungsschritt gepriesen. "Mit 'My Matchday' und den interaktiven Funktionen setzen wir einen neuen Standard in der Art und Weise, wie Fans die Bundesliga erleben können. Wir investieren gezielt in digitale Innovation, um unsere Rolle als der führende Sport-Anbieter weiter auszubauen", sagt "Sky Deutschland"-CEO Barny Mills laut Sky.
Am Ende entscheidet aber wie immer der Kunde. Und der darf zumindest schon mal sehr gespannt sein auf den Samstagnachmittag, wenn um 15:30 Uhr eine neue Zeitrechnung beginnt.