Der FC Bayern München hat die Länderspielpause der Bundesliga mit dem Rauswurf Julian Nagelsmanns und der Einstellung Thomas Tuchels spektakulär gefüllt. Tuchels erste Aufgabe: Ex-Klub Dortmund zu schlagen und wieder Tabellenführer zu werden. Unser Kolumnist Olaf Thon sagt zudem, welchen Spieler sich Tuchel besonders zur Brust nehmen muss.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der FC Bayern bleibt für mich trotz des Trainerwechsels, der Niederlage in Leverkusen und des Pünktchens Rückstands auf Borussia Dortmund der Topfavorit auf die Meisterschaft. 60 zu 40 für die Bayern in den verbleibenden neun Spielen. Der Wechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel war unumgänglich und bewegt etwas.

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Der Verein musste handeln und hat das noch rechtzeitig getan. Da bleibt die Fairness auf der Strecke und es fliegen mitunter die Fetzen. Unter Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge waren es andere Zeiten. Die sind vorbei. Bei den Bayern lag unter Nagelsmann vieles im Argen.

Es ging einerseits um die Spielkultur und die Systemfrage, aber auch viel um das Privatleben des Trainers und seiner Spieler. Notizen Nagelsmanns wurden öffentlich. Es war nicht das Fußballerische, das Nagelsmann auf die Verliererstraße gebracht hat, sondern das Drumherum: Warum kommt Leroy Sané immer zu spät zum Training? Was ist mit dem Unfall und dem Umgang mit Manuel Neuer? Seine Lebenspartnerin arbeitete bei der "Bild"-Zeitung, und so weiter. Es muss auch etwas passiert sein bezüglich der Kommunikation von Nagelsmann und dessen Trainerteam mit Vorstand und Aufsichtsrat, was den FC Bayern zum Handeln bewegt hat.

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Robert Lewandowski und Manuel Neuer haben spürbar gefehlt

Man muss Nagelsmann aber zugute halten: Er hat mit Robert Lewandowski nicht mehr den besten Stürmer der Welt zur Verfügung gehabt und zuletzt mit Manuel Neuer auch nicht mehr den besten Torhüter der Welt. Auch deshalb hat der FC Bayern derzeit in der Bundesliga keine zehn Punkte Vorsprung.

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Neuers Rückkehr aber wird zum Ritt auf der Rasierklinge. Der Trainerwechsel wird ihn zusätzlich motivieren. Er muss aufpassen, seinen Körper dadurch nicht zu überfordern. Ich kann mir in Zukunft ein Wechselspiel mit Yann Sommer vorstellen. Der macht seine Sache sehr gut.

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Sané hat fußballerisch das Potenzial von Messi und Ronaldo

Tuchel wird auch an der Herausforderung gemessen werden, ob er einen potenziellen Weltklassespieler wie Sané in den Bereich von Messi und Ronaldo führen kann. Sané wird unter Tuchel mehr trainieren und weniger im Flugzeug sitzen. Und wie läuft die Wiedereingliederung von Neuer? Bleibt er Kapitän? Bleibt er überhaupt?

Galerie: Der erste Trainingstag unter Thomas Tuchel

Die Wirkung des Trainerwechsels wird sich aber hauptsächlich in der Bundesliga zeigen. Denn in der Champions League spielen sie im Viertelfinale gegen meinen Titelfavoriten Nummer eins, gegen Manchester City. Da kann man in zwei Spielen ausscheiden. In der aktuellen Situation traue ich dem FC Bayern das Weiterkommen nicht zu.

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Zum Gewinn der Champions League reicht es nicht

Für die Spieler kommt jetzt die Phase der Saison, für die sie brennen und worin sie geschult sind. Das kann keiner so gut wie der FC Bayern. Das große Ziel des Klubs bleibt das Triple. Mein Tipp: Sie gewinnen die Meisterschaft und den DFB-Pokal, nicht aber die Champions League. Der BVB wird nicht Meister, auch wenn ich gerne mal einen anderen Meister sehen möchte. Und das sage ich als Schalker!

Redaktionell bearbeitet von Jörg Hausmann
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