Christian Wück
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Nach dem 2:1 gegen Dänemark und vor dem letzten Gruppenspiel gegen Schweden sparte Bundestrainer Christian Wück nicht mit Kritik an seinem Team. Natürlich war die Erleichterung über den "Mentalitätssieg" groß beim achtmaligen Titelgewinner. "Wir sind unheimlich glücklich, dass wir das noch umgebogen haben. Es war für mich unheimlich wichtig, auch mal dieses Gesicht der Mannschaft zu sehen, weil wir es aus technischer Sicht, aus spielerischer Sicht nicht hinbekommen haben", bilanzierte Wück nach dem verdienten, aber doch mühsamen Erfolg in Basel.
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Der 52-Jährige lobte die typischen deutschen Tugenden seiner Auswahl: Kampf, Mentalität, Siegeswille. Doch spielerisch offenbarte die DFB-Elf so manche Mängel, auch wenn Lea Schüller mit ihrem Siegtreffer alle beseelte.
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"Technisch unsauber", sei ihr Team teilweise gewesen, räumte auch Elfmetertorschützin Sjoeke Nüsken ein: "Das müssen wir abstellen, dringend. Es ist wirklich wichtig, dass wir da weiter an uns arbeiten und die Basics von vorn bis hinten auf den Platz kriegen."
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Wück mokierte sich – wieder einmal – über die Passqualität seiner Spielerinnen. "Der erste Kontakt ist das Erste, was auffällt – und das ist der Unterschied zwischen den absoluten Spitzenmannschaften, wenn ich jetzt an Frankreich und Spanien denke. Das werden wir angehen." Viele Bälle vertändelten die Deutschen in der Offensive, wo Spielgestalterin Linda Dallmann (im Bild) wenig Lücken fand und das Tempo von Flügelflitzerin Jule Brand oft verpuffte.
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"Wir müssen uns vor keiner Nation verstecken. Aber wir müssen natürlich schauen, dass wir unser absolutes Top-Level mit allen im Team erreichen", mahnte der Bundestrainer. "Wir merken schon, dass es nicht von allein geht, aber das ist auch keine Überraschung, dass es harte Spiele sind", sagte die eingewechselte Mittelfeldspielerin Laura Freigang auch im Rückblick auf den 2:0-Erfolg zum Turnierauftakt gegen Polen.
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Wück hatte derweil noch ein Hühnchen zu rupfen mit seiner Torhüterin: Die Dribblings von Ann-Katrin Berger findet der Chefcoach eindeutig zu riskant. Die Frage, ob der offensive Spielstil der 34 Jahre alten Olympia-Heldin von 2024 so in Ordnung für ihn sei, beantwortete der Chefcoach mit einem klaren "Nein". Mehr könne er vorerst nicht zu dem Thema sagen, ergänzte Wück, "aber ich werde mich mit ihr natürlich an den Tisch setzen, dass wir da andere Lösungen finden müssen – weil sonst werde ich nicht alt".
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Berger verteidigte nach dem Spiel ihre Finten auf Nachfrage: "Vielleicht sieht es bei euch so aus, aber ich muss ehrlich sagen: Die drei Aktionen, die ich hatte, da hatte ich eigentlich ein echt gutes Gefühl." Trotz Wücks Schelte will sie nicht zwingend von ihrem risikoreichen Spiel abweichen – zumal sie das Thema ganz entspannt sieht: "Wenn ich manchmal die Fußballclips angucke, sieht es in eurer Perspektive einfach ganz anders aus wie bei mir und deswegen würde ich es wahrscheinlich wieder tun", sagte sie mit einem Lächeln. Mit Wück sprechen werde sie dennoch, um nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. "Wenn der Cheftrainer jetzt was anderes sagt, dann mal gucken, ob ich es weiter mache."
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Mit den bisherigen Ergebnissen könne man "zufrieden" sein, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Mittwoch in Zürich. "Man sollte jetzt nicht euphorisiert sein. Wir haben das erste Ziel erreicht, aber alle sehen, dass es noch Potenzial gibt." Im weiteren Turnierverlauf müsse "eine Steigerung" her, "das weiß das Trainerteam besser als ich".
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"Wir können das alle ganz gut einordnen", sagte die DFB-Sportdirektorin Nia Künzer am Mittwoch. Im letzten Vorrundenspiel am Samstagabend gegen Schweden wolle das Team "natürlich Gruppensieger" werden. Die Skandinavierinnen spielten bislang "ein beeindruckendes Spiel", sagte Künzer, die wegen ihres entscheidenden Treffers im WM-Finale 2003 lachend ergänzte: "Mit Schweden habe ich grundsätzlich gute Erfahrungen."