Pernille Harder und Magdalena Eriksson sind verlobt. Bei der EM treffen die Dänin und die Schwedin jedoch als erbitterte Rivalinnen aufeinander.

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Beim letzten Mal verpasste Magdalena Eriksson ihrer Verlobten Pernille Harder eine Rippenprellung und eine blaue Nase. Zu allem Überfluss musste ihr "Opfer" auch noch das Geschirr abwaschen. Und diesmal, bei der EM? Die Verliererin des Duells zwischen Dänemark und Schweden in der deutschen Gruppe C, schlägt Harder im SID-Doppelinterview vor, könnte "eine ganze Woche das Essen machen", doch Eriksson kontert lachend: "Ich weiß nicht, ob ich möchte, dass du für mich kochst."

Der Kuss der beiden Spielerinnen des deutschen Double-Gewinners Bayern München bei der WM 2019 ging um die Welt und machte sie zu Ikonen der LGBTQ-Gemeinde. Doch wenn sich die 32-Jährigen auf dem Platz gegenüberstehen, muss die Liebe für 90 Minuten ruhen. Wie im Nations-League-Duell im Februar. Die beiden betrachten lachend ein Spiel-Foto, das sie im Infight zeigt. "Und das war nicht mal die schlimmste Situation", sagt Harder. Eriksson entgegnet unschuldig: "Das war gar nix!"

Dieser Kuss ging um die Welt: Schwedens Magdalena Eriksson feiert den Achtelfinal-Sieg gegen Kanada bei der WM 2019 mit ihrer Partnerin, der Dänin Pernille Harder, die sie von den Rängen unterstützte. © imago images/Bildbyran/SIMON HASTEGÃ& RD

Nach dem Spiel habe sie "fünf oder zehn Minuten" gebraucht, "bevor ich mit ihr darüber reden konnte", sagt die dänische Stürmerin Harder über die Zweikämpfe mit ihrer Lebensgefährtin, die für Nachbar Schweden verteidigt. "Dann war alles gut", bekräftigt Eriksson, "das gehört zum Fußball dazu. Wir wollen beide gewinnen, deshalb nehmen wir das nicht persönlich."

Harder und Eriksson treffen bei der EM wieder aufeinander

Doch beim Wiedersehen am Freitag (18:00 Uhr/ARD und DAZN) in Genf steht mehr auf dem Spiel als der Küchendienst in der gemeinsamen Münchner Wohnung. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir beide weiterkommen, ist nicht sehr hoch", sagt Eriksson angesichts der weiteren Vorrundengegner Deutschland und Polen. Dabei haben beide hohe Ziele.

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"Wir träumen groß", sagt Harder, die Dänemark 2017 als Kapitänin ins Finale geführt hatte, "aber wir wissen auch, dass es schwierig wird." Der Heimsieg in der Nations League über die DFB-Elf aber habe gezeigt, dass "nichts unmöglich ist". Eriksson stieß mit Schweden, mit dem sie je zweimal WM-Bronze und Olympiasilber gewann, 2022 bis ins EM-Halbfinale vor. Diesmal, sagt sie, sei das Endspiel das Ziel. "Wir werden alles geben."

Das tun beide auch außerhalb des Platzes, um sich für Offenheit, Toleranz und Gleichberechtigung einzusetzen. "Wir haben noch viel zu tun", sagt Harder. Eriksson verweist auf die Zuschauerrekorde bei der jüngsten EURO und meint: "Die Leute respektieren uns jetzt und halten uns für sehenswert. Jetzt müssen die Entscheidungsträger verstehen, dass wir auch Geld verdienen müssen. Die Ziele sind endlos. Wir müssen weiter dafür kämpfen."

Harder will auch den Männerfußball inspirieren

Die EM soll helfen. Der Fußball der Frauen, wirbt Eriksson, biete "ein Spektakel, bei dem es sicher und offen zugeht, bei dem die Stimmung gut ist, aber auf dem Platz extremer Wettbewerb herrscht". Sie seien stolz darauf, ergänzt Harder, dass hier jede "sein kann, wie sie ist. Ich hoffe, dass wir andere Sportarten inspirieren können – auch den Männerfußball, den Männersport. Auch sie verdienen es, lieben zu dürfen, wen sie lieben wollen."

So wie sie es tun – auch wenn es manchmal kracht. "Wenn wir in zehn Jahren darauf zurückblicken", sagt Harder über das "Familienduell" mit Eriksson, "werden wir wahrscheinlich denken, dass es eine wunderbare Erfahrung war." (SID/bearbeitet von lh)