Die englische Liga investiert massiv in Spieler, verzeichnet aber auch Rekordverluste. Das kann nicht ewig gut gehen.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Pit Gottschalk dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

3,56 Milliarden Euro. Diese Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Es ist die Summe, die zwanzig englische Fußballklubs in einem einzigen Transfersommer ausgegeben haben. Mehr als Serie A, Bundesliga, La Liga und Ligue 1 zusammen. Eine Demonstration finanzieller Macht.

Liverpool allein investierte 483 Millionen Euro, krönend mit dem Isak-Transfer für fast 150 Millionen. Zahlen, die jeden Bezug zur Realität verloren haben. Während die Bundesliga mit 856 Millionen auskommt und die spanische Liga mit 682 Millionen wirtschaftet, hat sich England in eine Parallelwelt verabschiedet. Eine Welt, in der Geld nicht mehr Mittel zum Zweck ist, sondern zum Selbstzweck geworden ist. Da kostet ein Jungstar wie Nick Woltemade halt auch mal 90 Millionen Euro.

Minusgeschäft

Das eigentlich Verstörende ist nicht die schiere Höhe der Ausgaben. Es ist die Tatsache, dass diese Milliarden-Orgie ein Rekord-Minus produziert hat. Den 3,56 Milliarden Euro Ausgaben stehen nur 2,04 Milliarden Einnahmen gegenüber. Die Bundesliga hingegen erwirtschaftete mit ihren 1,03 Milliarden Einnahmen sogar einen Überschuss – ironischerweise vor allem durch Verkäufe nach England.

Was hier passiert, ist keine Investition in die Zukunft. Es ist die systematische Zerstörung des Wettbewerbs. Wenn selbst die englische Championship mit 309 Millionen mehr ausgibt als etablierte europäische Erstligisten, dann stimmt etwas grundsätzlich nicht mehr. Die Premier League kauft nicht nur Spieler, sie kauft sich aus dem europäischen Fußball heraus.

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Diese Entwicklung führt unweigerlich in eine Sackgasse. Ein Fußball, in dem nur noch eine Liga relevant ist, verliert seine Faszination. Die Champions League wird zur Farce, wenn drei Viertel der Teilnehmer finanziell nicht mehr mithalten können. Die Premier League sägt an dem Ast, auf dem der gesamte europäische Fußball sitzt. Die Premier League droht an ihrem eigenen Erfolg zu ersticken.