Manchester United verpflichtet Matheus Cunha für knapp 75 Millionen Euro und stellt damit den bisherigen Ablöserekord im aktuellen Mini-Transferfenster auf. Der Deal zeigt auch: Die Verantwortlichen bei den "Red Devils" lernen nicht aus ihren Fehlern.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Manchester United erlebte eine Saison zum Vergessen: In der Premier League wurde der Klub nur 15., in der gesamten Spielzeit kamen die "Red Devils" nicht über den siebten Tabellenplatz hinaus – das war am ersten Spieltag. Im FA-Cup war gegen Fulham Schluss, im EFL Cup verlor United im Viertelfinale gegen Tottenham.

Mehr News zum Thema Fußball

Die letzte Chance, diese grauenvolle Spielzeit noch zu retten, hatte der Klub in der Europa League, wo es im Finale ebenfalls gegen die Spurs ging. Doch auch hier ging Tottenham als Sieger vom Platz, die 0:1-Pleite von United beschrieb die BBC im Anschluss als "Krönung einer absoluten Horrorsaison". Am Ende standen die Spieler und Trainer Rúben Amorim also ohne Titel da.

Transfers von Manchester United: Viel Einsatz, wenig Ertrag

Dabei startete United mit großen Ambitionen und Träumen in die Saison. Wieder einmal. Grund dafür war eine Transfer-Offensive im vergangenen Sommer. Wieder einmal.

246,3 Millionen Euro gab Manchester United laut "transfermarkt.de" im Sommer 2024 für neue Spieler aus. Doch keiner der Neuzugänge, für die Millionen hingeblättert wurden, konnte wirklich überzeugen. Der damals erst 18-jährige Innenverteidiger Leny Yoro, als großes Abwehr-Talent gehandelt, wechselte für 62 Millionen Euro zu United. Die großen Hoffnungen konnte er nicht erfüllen: Zu Beginn der Saison war Yoro noch länger verletzt, doch auch später gehörte er nicht immer zum Stammpersonal. Und so kam der 62-Millionen-Euro-Neuzugang auch häufig nur zu Kurzeinsätzen.

Viel Einsatz, wenig Ertrag: Für Transfers dieser Art gibt es bei United in den vergangenen Jahren unzählige Beispiele. Antony, im Sommer 2022 für 95 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtet, erwies sich zumindest in Manchester als kompletter Flop. Im vergangenen Winter wurde er dann nach Sevilla verliehen, wo er die restliche Spielzeit immer wieder überzeugen konnte.

Bei United jagte zuletzt ein Flop den nächsten

Neben Antony wurde 2022 auch Casemiro geholt, er sollte United als Anführer zu neuen Erfolgen führen. An seine Glanzzeiten bei Real Madrid konnte der Brasilianer in seinen Jahren auf der Insel aber nie anknüpfen. Die damals gezahlte Ablöse von 70 Millionen Euro konnte Casemiro jedenfalls nie wirklich bestätigen.

Casemiro
Auch mit Casemiro blieben die United-Erfolge größtenteils aus. © IMAGO/Phil Oldham/Shutterstock

Über 243 Millionen Euro gab Manchester United im Sommer 2022 für neue Spieler aus, ein Jahr später waren es immerhin knapp über 210 Millionen Euro. Der große Erfolg wollte sich aber trotz aller Transfer-Offensiven nicht einstellen, mit dem einstigen Erfolgs- und Traditionsklub geht es seit Jahren bergab. Die abgelaufene titellose Saison mit Tabellenplatz 15 dürfte der neue Tiefpunkt sein.

Cunha wechselt für knapp 75 Millionen Euro zu United

Da verwundert es schon etwas, dass die Bosse in Manchester offenbar nicht aus ihren Fehlern der Vergangenheit zu lernen scheinen. Denn im wegen der Klub-WM neugeschaffenen Mini-Transferfenster (1. Juni - 10. Juni) hält United aktuell den Ablöserekord. Knapp 75 Millionen Euro zahlt der Klub für Ex-Bundesligaprofi Matheus Cunha, der aus Wolverhampton kommt.

Mit 15 Toren und sechs Vorlagen in 33 Ligaspielen weist Cunha zwar halbwegs ordentliche Werte auf. Der Transfer dürfte dem ein oder anderen Beobachter aber dennoch das Gefühl geben, dass in der Klubführung bei Neuverpflichtungen nicht wirklich nachgedacht, das Geld vielmehr rausgeschmissen und verpulvert wird.

Denn braucht United unbedingt einen neuen Mittelstürmer, wo doch für Mittelstürmer Rasmus Hojlund vor zwei Jahren erst 77,8 Millionen Euro an Ablöse gezahlt wurden? Hat der Klub etwa vor, den floppenden Dänen (vier Tore in 32 Ligaspielen vergangene Saison) wieder zu verkaufen? Es dürfte ein Minusgeschäft werden. Selbiges gilt übrigens für Ex-Bayern-Profi Joshua Zirkzee, für den die Engländer ein Jahr nach Hojlund 42,5 Millionen Euro an Bologna überwiesen haben. Auch Zirkzee glänzte viel zu selten als Torschütze: Der Niederländer erzielte nur drei Tore in der abgelaufenen Saison.

Oder wagt Amorim etwa einen kompletten Neustart und stellt sein ganzes System um, spielt künftig also mit zwei Mittelstürmern? All das ist unklar. Und angesichts der vergangenen Jahre bekommt man bei der teils kopflosen und unüberlegten Transferplanung Uniteds das Gefühl, dass die Bosse selbst nicht einmal wirklich wissen, was sie da überhaupt tun.

Eines dürfte Fans und Verantwortlichen aber möglicherweise Hoffnung geben. Wirklich schlimmer als die vergangene Saison kann es in der kommenden Spielzeit nicht laufen.

Verwendete Quellen