Phil Mulryne spielte einst unter Sir Alex Ferguson für Manchester United, datete ein Model und betrank sich bei der Nationalmannschaft. Dann zog er ins Kloster.

Es ist eine der ungewöhnlichsten Karrierewendungen im Profifußball: Phil Mulryne, einst Teamkollege von Ryan Giggs bei Manchester United, trägt heute statt Fußballtrikot eine Priesterkutte. Der 47-jährige Nordire, der unter Sir Alex Ferguson sein Profi-Debüt gab, fand nach seinem verfrühten Karriereende eine neue Berufung im katholischen Glauben.

"Ich war sehr privilegiert, aber habe festgestellt, dass bei all den Dingen, die mich umgeben, irgendwann eine Art Leere herrschte", sagt Mulryne dem "Daily Star" zu seiner überraschenden Lebenswende. "Ich war ziemlich schockiert - warum bin ich nicht glücklich, wenn ich doch alles habe, was sich junge Männer wünschen?"

Teil der ManUnited-Generation um Beckham, Scholes und Giggs

Phil Mulryne wurde am 1. Januar 1978 in Belfast geboren und gehörte zu jener goldenen Generation von Manchester-United-Talenten, die in den 1990er-Jahren unter Sir Alex Ferguson heranwuchs. 1995 gewann er mit United als 17-Jähriger sogar den FA Youth Cup.

Doch während Kollegen aus der Nachwuchsakademie wie David Beckham, Paul Scholes, Ryan Giggs und die Neville-Brüder zu Weltstars aufstiegen, blieb Mulryne der große Durchbruch verwehrt.

Nur ein einziges Premier-League-Spiel bestritt er für die Red Devils - am Ende der Saison 1997/98 gegen Barnsley. In einer Mannschaft mit Giggs, Andy Cole, Teddy Sheringham und Nicky Butt feierte er damals sein Debüt in der Premier League.

Neuanfang bei Norwich und internationale Karriere

Auf der Suche nach mehr Spielzeit wechselte Mulryne 1999 zu Norwich City, wo er sechs Jahre blieb und 161 Spiele absolvierte. Bei den "Canaries" wurde er zum Publikumsliebling und erlebte 2004 den Aufstieg in die Premier League.

Parallel dazu vertrat er Nordirland in 27 Länderspielen. Nach Norwich folgten Stationen bei Cardiff City, Leyton Orient und mehreren kleineren Vereinen, bevor er mit nur 29 Jahren seine Karriere beendete.

"Ich arbeitete eine Zeit lang ehrenamtlich in einer Obdachlosenunterkunft. Ich ging wieder zur Messe und begann regelmäßig zu beten."

Phil Mulryne über das Jahr nach seinem Karriereende

Was folgte, war eine Zeit der Selbstfindung. "Im ersten Jahr habe ich mein Leben auf den Kopf gestellt", sagt Mulryne dem "Daily Star". "Ich arbeitete eine Zeit lang ehrenamtlich in einer Obdachlosenunterkunft. Ich ging wieder zur Messe und begann regelmäßig zu beten."

2009 startete der damals 31-Jährige auf Einladung seines Bischofs die Ausbildung zum katholischen Priester. Nach einem Philosophie-Studium in Belfast und einer Theologie-Lehre an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom trat er 2012 dem Dominikanerorden bei.

Eine ungewöhnliche Entwicklung für einen Mann, der einst mit dem britischen Model Nicola Chapman liiert war und während seiner Fußballkarriere sogar einmal wegen eines Verstoßes gegen die Ausgangssperre und erhöhtem Alkoholkonsum aus der nordirischen Nationalmannschaft ausgeschlossen wurde.

Vom Old Trafford ins katholische Kloster

Am 8. Juli 2017 wurde Mulryne zum Priester geweiht und feierte zwei Tage später seine erste Messe in Belfast. Heute lebt er als Pater Philip Mulryne in einem Dominikanerkloster und arbeitet als Novizenmeister, der neue Ordensbrüder auf ihrem spirituellen Weg begleitet.

"Ich lebe in einem Kloster, bin also eigentlich eher ein Mönch", schildert er "The Sun" seinen Alltag. "Wir sind 15 Personen im Kloster. Es herrscht eine Art gegenseitige Abhängigkeit."

Der frühere Mittelfeldspieler sieht gar Parallelen zwischen seiner Zeit im Profifußball und seinem heutigen Leben: "Ich habe einen Vorgesetzten im Kloster, dem ich unterstellt bin, wie einem Manager, wie einem Trainer." Die Tugenden, die er bei Manchester United gelernt habe – Opferbereitschaft, sich einem größeren Ganzen zu widmen – seien auch im Klosterleben wichtig.

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Peter Crouch schreibt in seiner Autobiografie über Phil Mulryne

Der ehemalige englische Nationalspieler Peter Crouch, der mit Mulryne bei Norwich spielte, scherzt in seinem Buch "How to Be an Ex-Footballer", dass vielleicht sein eigener Einfluss Mulryne zum Priestertum geführt haben könnte: "Vielleicht – und das ist eine Möglichkeit, die ich nicht gerne in Betracht ziehe – war es das Zusammensein mit mir in diesen schwindelerregenden Monaten, das ihn davon überzeugte, dass er eine neue Richtung in seinem Leben braucht", schreibt Mulrynes früherer Teamkollege in seiner Autobiografie über die gemeinsame Zeit beim Fahrstuhlverein Norwich, der zwischen Liga eins und zwei pendelte.

Trotz seines neuen Lebens hat Mulryne die Verbindung zum Fußball nicht ganz gekappt. "Im Kloster gibt es keinen Fernseher", sagt der Nordire dem "Daily Star". Doch bis heute fiebert der Priester mit seinem Jugendklub Manchester United: "Wir haben einen Raum mit ein paar Computern, dort schaue ich mir die dreiminütigen Highlights an."

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