Der Europäische Gerichtshof stellt sich überraschend gegen die mächtigen Verbände Uefa und Fifa. Für die Gründung einer Super League ist nun die Tür offen.

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Der Europäische Gerichtshof hat die Tür für die Gründung einer Super League geöffnet. Die höchste europäische Instanz stufte in ihrem Urteil die Monopolstellung der Europäischen Fußball-Union (Uefa) sowie des Weltverbandes Fifa als nicht vereinbar mit europäischem Wettbewerbsrecht ein. Damit wäre nach 17-monatigem Verfahren in dieser Hinsicht der Weg für den Start der umstrittenen Milliardenliga frei.

Richter: Androhung von Sanktionen ist nicht rechtskonform

Der EuGH stellt einen "Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung" durch Uefa und Fifa fest. Das Urteil steht damit im Gegensatz zum Schlussantrag des Generalanwalts Athanasios Rantos. Dieser hatte beinhaltet, dass die Super League ihren eigenen Betrieb grundsätzlich starten dürfe, aber keine gleichzeitige Teilnahme an den Wettbewerben der Verbände ohne deren Zustimmung einfordern könne.

Diesen zweiten Teil kippten die 15 Richter der Großen Kammer am Donnerstag und machten den Treibern Hoffnung. Demnach sei die Androhung von Sanktionen bis hin zum Ausschluss von eigenen Wettbewerben vonseiten der Uefa oder Fifa nicht rechtskonform. Dies wäre qua Urteil von den mächtigen Verbänden ein Missbrauch der Monopolstellung im Sinne des Wettbewerbsrechts. Einer Genehmigung neuer Wettbewerbe durch die beiden Verbände bedürfe es nicht.

Gründung der Super League war 2021 krachend gescheitert

Die Treiber einer Super League hatten nach der krachend gescheiterten Gründung im April 2021 gegen die unlautere Monopolstellung von Uefa und Fifa geklagt, ein Madrider Gericht übergab den Fall an den EuGH.

Die Sportmarketingagentur A22, hinter der die verbliebenen Befürworter Real Madrid und FC Barcelona stehen, hatte sich der Klage angeschlossen und einen erneuten Vorstoß mit verändertem Konzept gewagt. "Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen. Das Uefa-Monopol ist beendet", sagte Geschäftsführer Bernd Reichart von A22: "Der Fußball ist FREI. Die Vereine müssen keine Sanktionen mehr fürchten UND können ihre Zukunft nun selbst bestimmen."

Uefa reagiert gelassen auf das Urteil

Die Uefa nimmt die Niederlage vor dem EuGH einer ersten Reaktion zufolge gelassen zur Kenntnis. Das Urteil des Europäischen Gerichtshof bedeute keine "Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League", teilte der Dachverband am Donnerstag mit. Neu eingeführte Regeln würden die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen.

Die Uefa sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben "mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen". Der Verband stehe weiterhin zur sogenannten Fußball-Pyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können.

"Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten", teilte die Uefa mit. Sie vertraue darauf, dass das derzeitige Fußball-Modell in Europa durch europäische und nationale Gesetze vor Gefahren beschützt werde.

System der Super League wurde nach Scheitern bereits angepasst

Ob die Super League nach der Rechtssache C-333/21 tatsächlich zustande kommt, ist dennoch weiter völlig offen. Das ursprünglich angedachte System haben die Befürworter nach dem Scheitern schonmal vorsorglich angepasst. "An die Fans: Unser Vorschlag sieht vor, dass alle Spiele der Super League kostenlos gezeigt werden", sagte Reichart und fügte mit Blick auf die Vereine hinzu: "Einnahmen und Solidaritätszahlungen werden garantiert."

Statt in einer geschlossenen Liga sollen 60 bis 80 Klubs in mehreren Spielklassen mit Auf- und Abstieg antreten, statt dauerhafter Mitglieder sei ein offener Zugang über die nationalen Ligen angedacht.

Da es in der Auseinandersetzung nicht nur um kartellrechtliche Fragen geht, könnte nun in einem anderen Bereich eine Gegenklage von Uefa und Fifa folgen. (sid/dpa/ms)

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