• In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurde Fußball von Briten in Teile der muslimischen Welt importiert.
  • Heutzutage gehören einige muslimische Gläubige zu den großen Stars des Sports.
  • Toleranz gegenüber den religiösen Gebräuchen hat in europäischen Ligen Einzug gehalten.

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Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist die erste in einem mehrheitlich islamischen Land. Muslime machen fast zwei Drittel der katarischen Bevölkerung aus, wobei der große Zuwachs an Immigranten in den vergangenen Jahrzehnten zu einem prozentualen Rückgang geführt hat. Die Einheimischen sind mehrheitlich sunnitische Wahhabiten, daneben gibt es eine schiitische Minderheit.

Fußball erreichte in den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts die islamische Welt. Damals waren es vor allem britische Arbeiter im Iran sowie Angehörige der britischen Besatzungsmacht im damaligen Palästina, die den Sport aus der Heimat importierten. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich etwa die Türkei zu einer Fußballnation, die sich schon für die WM 1950 qualifizierte und dann 1954 erstmals am Weltturnier teilnahm.

Muslimische Top-Spieler als Vorbilder

In der islamischen Welt gibt es Kleriker, die den organisierten Fußball beziehungsweise damit verbundene Handlungen ablehnen – etwa, weil Profispieler übermäßige Gehälter kassieren. Aber in weiten Teilen des Islams ist Fußball nicht nur akzeptiert, sondern hat sich zu einem Volkssport entwickelt. In der jüngeren Vergangenheit haben immer mehr Muslime den weltweiten Durchbruch geschafft. Mohamed Salah, Sadio Mané, Paul Pogba oder N’Golo Kanté sind Beispiele und zugleich Vorbilder, weil sie ihren Glauben offen vertreten.

So fasteten in den vergangenen Jahren etwa Salah oder Pogba während der Zeit des Ramadans bis zum Sonnenuntergang - trotz der Wettbewerbsbelastung. Mané sprach offen darüber, dass Fasten und der gleichzeitige Stress des Spielalltags eine enorme körperliche Belastung für ihn dargestellt haben.

Konflikte mit Werbung für Sportwetten und Alkohol

Währenddessen passen sich immer mehr Clubs diesen religiösen Gebräuchen an. Viele Trainer begegnen ihren muslimischen Spielern mit mehr und mehr Toleranz. Einige Vereine stellen darüber hinaus Gebetsräume zur Verfügung, was gerade in der Winterzeit, in welcher die Gebetszeiten enger zusammenrücken, wichtig ist.

Konflikte zwischen der Kommerzialisierung des Profifußballs und den Regeln des Islams entstanden vor allem mit der zunehmenden Präsenz von Wettanbietern oder auch Kreditinstituten. Vielfach haben sich muslimische Spieler bereits geweigert, Trikots mit Wettanbietern zu tragen, weil Wetten an sich gegen ihren Glauben verstoße. Ähnlich verhält es sich mit der Inszenierung von Alkohol bei Meisterfeiern und in Werbevideos.

Milliardeninvestitionen aus der arabischen Welt

Zugleich treiben einige mehrheitlich muslimische Länder die Kommerzialisierung des Fußballs selbst voran. Abu Dhabi, Katar oder auch Saudi-Arabien investieren meist über Staatsunternehmen und staatliche Fonds mittlerweile viele Millionen über Anteilskäufe und Sponsorendeals in den Sport. Das Hauptziel ist hierbei zuvorderst eine Vermarktung des Staates sowie eine Form von "Sportswashing".

In der arabischen Welt selbst hat der Fußball einen festen Platz im alltäglichen Leben. Auf den Straßen gibt es viele Jugendliche, die Trikots berühmter Mannschaften tragen. Ebenso gibt es etablierte Ligen und Teams mit großer Anhängerschaft. Ägypten etwa, das als erster afrikanischer Vertreter 1934 an einer WM teilnahm, hat über die Jahrzehnte eine immense Fankultur entwickelt – Ähnliches lässt sich auch in Marokko und Tunesien beobachten.

Frauenfußball entwickelt sich langsam

Wenig überraschend handelt es sich aber um eine von Männern dominierte Szene. In manchen muslimischen Ländern waren Frauen bis vor Kurzem nicht als Zuschauer zugelassen. Auch die organisierte Ausübung von Fußball blieb Mädchen und Frauen vielerorts lange verwehrt. Aber der Wind scheint sich teilweise ein wenig zu drehen - zumindest unter reformwilligen Staatsführungen. Selbst in Saudi-Arabien wird in diesen Tagen der Aufbau von organisiertem Frauenfußball – unter Mithilfe der deutschen Trainerin Monika Staab – vorangebracht.

Trotzdem ist die WM in Katar auch deshalb kontrovers, weil das Gastgeberland weiterhin auf islamische Traditionen beharrt. Emir Tamim bin Hamad Al Thani, Staatsoberhaupt des Emirats Katar, wird eine Nähe zur Muslimbruderschaft nachgesagt. Er möchte trotz einer langsamen Liberalisierung des Landes die nationale Identität auf Grundlage traditioneller islamischer Werte bewahren.

Verwendete Quellen:

  • U.S. Department of State: "2020 Report on International Religious Freedom: Qatar"
  • bbc.com: "Eid: The young Muslims tackling fasting and football"
  • breakingthelines.com: "Football and Islam: How the Sporting World is Adapting"
  • ft.com: "New emir seen as savvy and affable but untested at the top"

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