Berlin - Eistonne im Team-Camper, Kühlwesten, Trinkflaschen als Duschersatz: Alles, was kühlt, ist gut. Ob bei der Tour de France, wenn die Sonne vom Himmel knallt, ob im 30 Grad warmen Wasser vor Singapur bei der Schwimm-WM - oder dem Ausdauerevent für Hobbysportler im Hochsommer.
Teilnehmer mit bis zu 42 Grad Körpertemperatur
"Die Gefahr, dass man überpaced, also bildlich gesprochen heiß läuft, ist deutlich erhöht", sagt der medizinische Direktor des Berlin-Marathons, Matthias Krüll. Bei Ausdauersport-Events würde immer häufiger sogenannte Hyperthermie, also Überhitzung, festgestellt werden.
"Wir haben eine Reihe von Teilnehmern mit Temperaturen bis 41, sogar 42 Grad, beim Marathon gemessen", berichtet der Mediziner. Die Chance, in so eine lebensbedrohliche Situation zu kommen, sei bei heißem Wetter deutlich höher, sagt er in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.
Rennanzüge zur Kühlung, Kappen mit Kühlelementen
Deswegen heißt es: abkühlen, abkühlen, abkühlen. Jede Möglichkeit nutzen, die Körpertemperatur nicht in gefährliche Zonen steigen zu lassen, sei es im Training oder im Wettkampf. Längst gibt es selbst für Hobbyathleten Mess-Möglichkeiten, die Körpertemperatur zu überwachen.
Bei Wettkämpfen werden oft kalte Schwämme und Wasser gereicht, hier und da sind mobile Duschen im Einsatz. Rennanzüge sind mitunter so konstruiert, dass das Wasser zur Abkühlung wie in einem Wabensystem geleitet möglichst viel Körperfläche erreicht. Kappen mit Kühlelementen sind auch auf dem Markt.
Hitze wirke sich auf die Leistungsfähigkeit aus, betont der Mediziner noch mal. Dabei gehe es auch um den Flüssigkeitsumsatz. "Dem muss man erst mal nachkommen. Jeder, der schon mal einen Ausdauersport betrieben hat, merkt, dass das Trinken oder Essen den Flow stört."
Wo der Temperatur-Wohlfühlbereich liegt
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme verbrauche Energie. "Das merken wir alle, wenn wir richtig gefuttert haben - dann wird uns erst mal schön warm", erklärt Krüll. Hinzu komme, dass die Blutgefäße bei höheren Temperaturen weiter seien als bei kühlen Temperaturen. "Das Herz muss noch mehr leisten, das alles umzupumpen", erklärt Krüll.
Die Frage ist dabei, ab wann ist es eigentlich schon warm oder gar heiß? Es gebe gute Daten, die zeigen würden, "dass wir schon ab 18 bis 20 Grad den Wohlfühlbereich verlassen und wir in einen Bereich kommen, wo die Leistungsfähigkeit, aber auch die Leistung, die man so bringen kann, eher wieder abnimmt", berichtet der Experte.
Ortswechsel: Singapur. Wassertemperatur über 30 Grad, Lufttemperatur an die 40 Grad. "Der menschliche Körper ist für sowas einfach nicht gemacht, um ehrlich zu sein. Da ist es schon wichtig, dass man den Körper an diese Belastung gewöhnt", sagt Florian Wellbrock. Er hat gerade Gold über fünf Kilometer im Freiwasser gewonnen.
Auch, weil er sich auf diese extremen Bedingungen entsprechend in Hitzekammern vorbereitet hatte. Durch die Hitzebelastung braucht der Körper aber auch mehr Zeit, um zu regenerieren. "Bei diesem Reiz braucht man drei, vier, fünf Tage, um sich erholen zu können", sagt Schwimm-Bundestrainer Bernd Berkhahn.
Eistonne im Camper oder Slush-Eis-Maschine an Bord
Die hatte Wellbrock aber ebenso wenig wie die Fahrer bei der Tour de France, als die Sonne bei den knallharten Pyrenäen-Etappen vom Himmel brannte. "Gestern hatte ich einen kleinen Hitzeschlag da hoch", berichtete Maximilian Schachmann Ende vergangener Woche: "Ich war zweimal noch im Eisbad."
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Er habe auf der Etappe andere mit Wasser übergossen und selbst keine Flaschen mehr gehabt: "Und bin dann explodiert." Günstigerweise befindet sich eine Eistonne im Camper seines Teams Soudal Quick-Step - andere haben auch eine Slush-Eis-Maschine dabei. Alles, was kühlt, ist willkommen. © Deutsche Presse-Agentur