Beleidigungen, Hasskommentare und sogar Morddrohungen sind auch im Profitennis ein Thema. Eine britische Spielerin geht jetzt mit erschreckenden Nachrichten an die Öffentlichkeit.
Die britische Tennisspielerin Katie Boulter hat Hasskommentare gegen sich in den sozialen Medien öffentlich gemacht. Eine der Nachrichten, die die Weltranglisten-39. per Screenshots dem britischen Sender BBC vorlegte, hatte laut des Medienberichts den Inhalt: "Hoffentlich bekommst du Krebs." Auch Morddrohungen gegen Boulter und ihre Familie seien dabei gewesen.
Sie gehe jetzt damit an die Öffentlichkeit, weil solche beleidigenden und bedrohenden Inhalte zur Normalität geworden seien, begründete Boulter den Schritt. "Jedes Mal, wenn man sein Handy benutzt, wird es deutlicher", sagte die 28-Jährige.
Welche Rolle spielen Wetten bei den Hasskommentaren?
Es falle ihr immer schwerer, zwischen echter und nur vermeintlicher Gefahr zu unterscheiden. "Ich denke, es zeigt einfach, wie verletzlich wir sind", sagte Boulter: "Man weiß nicht, ob diese Person vor Ort ist. Man weiß nicht, ob sie in der Nähe ist oder ob sie weiß, wo man wohnt oder so etwas."
Die Tennisspielerin vermutet hinter den Absendern größtenteils Leute, die auf ihre Matches Geld gewettet hätten. "Was Morddrohungen angeht, möchte man das nicht direkt nach einer emotionalen Niederlage lesen", sagte Boulter. Aber auch nach Siegen erhalte sie ähnliche Botschaften.
Boulter ist kein Einzelfall im Profitennis
Zuletzt hatten Stalking-Vorfälle um die frühere Weltranglisten-Erste Iga Swiatek und die einstige US-Open-Siegerin Emma Raducanu in der Tennis-Szene für Aufsehen gesorgt. Im Herbst 2023 hatte auch schon die Hamburgerin Eva Lys (23) Hass-Kommentare im Internet öffentlich gemacht und sie als "Realität einer Tennisspielerin" beschrieben.
Die Tendenz habe sich durch ihren zunehmenden Erfolg nochmals verstärkt. "Dadurch, dass mehr Leute auf mich aufmerksam geworden sind und meine Matches öfter übertragen werden, hat es tatsächlich zugenommen", berichtete die Australian-Open-Achtelfinalistin dem "Tagesspiegel". "Ich glaube, es ist einfach wichtig, weiter darüber zu reden – in der Hoffnung, dass es irgendwann wieder weniger wird."
Ähnlich äußerte sie sich jetzt beim WTA-Turnier in Berlin: "Wir müssen weiter laut sein", sagte
"Ich habe in der Vergangenheit viel darüber gesprochen und werde es auch in der Zukunft tun. Es ist einfach nicht in Ordnung", sagte Lys, als sie auf den BBC-Bericht über Boulter angesprochen wurde. "Wir müssen etwas unternehmen. Jeder sollte darüber sprechen. Es ist einfach nicht akzeptabel."
Das unternimmt die WTA gegen das Problem
Um die Spielerinnen im Internet besser zu schützen, führte die Profiorganisation WTA zu Beginn des vergangenen Jahres mit anderen Organisationen eine technologische Lösung ein. Künstliche Intelligenz soll Botschaften filtern. Rund 12.000 Posts und Kommentare, die die Regeln brechen, seien so zwischen Januar und Oktober 2024 entdeckt worden. 15 Konten seien an nationale Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet worden.
Für Lys ist das noch zu wenig, wie sie jetzt in Berlin erklärte. "Es gibt gerade nicht genug Maßnahmen dagegen. Es gibt nicht viel, was man machen kann." (dpa/bearbeitet von ms)