• Den Turnierrekord verfehlt Andy Murray nur um acht Minuten: Die Tennis-Legende ringt in einem Marathon-Match in Melbourne Thanasi Kokkinakis nieder.
  • Der Fünf-Satz-Krimi ist erst morgens um kurz nach vier Uhr beendet.
  • Nicht nur Murray beschwert sich über die Ansetzung.
  • Der Turnierdirektor bezieht Stellung.

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Turnierdirektor Craig Tiley hält trotz der Nachtschicht von Andy Murray bis vier Uhr morgens Anpassungen am Zeitplan der Australian Open für nicht nötig. "Wenn man nur ein Spiel für den Abend ansetzt und es eine Verletzung gibt, hat man weder für die Fans noch für die Fernsehsender etwas", sagte Tiley dem TV-Sender Nine: "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Grund, den Spielplan zu ändern."

Bei den diesjährigen Australian Open hatte zunächst extreme Hitze und dann starker Regenfall den Wettkampfplan durcheinander gewirbelt. Zahlreiche Ansetzungen mussten verschoben und am nächsten Tag nachgeholt werden.

Murray schreibt gegen Kokkinakis Australian-Open-Geschichte

Der zweimalige Olympiasieger Murray hatte in der Nacht zu Freitag (Ortszeit) nach 5:45 Stunden Spielzeit erst um 04:06 Uhr den 4:6, 6:7 (4:7), 7:6 (7:5), 6:3, 7:5-Erfolg gegen den Australier Thanasi Kokkinakis perfekt gemacht. "Es ging auf und ab. Da war Frustration, es gab Spannungen, Aufregung, all das", sagte Murray völlig erschöpft.

Nie zuvor hatte er länger auf dem Platz gestanden. Die Partie war die zweitlängste in der Geschichte der Australian Open. Nur das Finale zwischen Novak Djokovic und Rafael Nadal im Jahr 2012 dauerte mit fünf Stunden und 53 Minuten noch länger.

"Ich weiß nicht, wem es etwas bringt", hatte Murray danach gesagt. Er fügte mit Blick auf die Uhr an: "Nach so einem Match kommen wir hierher, und das ist die Diskussion." Es sei "eine kleine Farce".

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Murray macht sich auch Sorgen um den Schlaf der Ballkinder

Der Schotte sprach auch an, dass es für die Ballkinder zu spät sei. "Wenn mein Kind bei dem Turnier ein Ballkind wäre und um fünf Uhr nach Hause käme, würden wir als Eltern schimpfen."

Weder die Zuschauer noch die Schiedsrichter und schon gar nicht die Spieler würden von den späten Spielen profitieren, betonte Murray: "Wir reden davon schon die ganze Zeit, seit Jahren. Wenn man die Matches in der Night Session so spät ansetzt und es diese Bedingungen gibt, dann passieren solche Dinge."

Schon während der Partie hatte Murray gegenüber der Stuhl-Schiedsrichterin fehlenden Respekt beklagt, angesichts der Umstände des Matches nicht mal zur Toilette gehen zu dürfen.

Boris Becker hält Match-Ansetzung nicht für "sinnvoll"

Im Eurosport-Studio in München schlug sich Experte Boris Becker, selbst zwei Mal Champion bei den Australian Open, auf Murrays Seite. "Die Frage ist, ob es sinnvoll ist, so lange zu spielen. Das ist auch ein Stück weit Wettbewerbsverzerrung", so Becker. "Murray gewinnt jetzt hier um fünf Minuten nach vier am Morgen. Dann steht noch Cool Down und Pressekonferenz an. Vor sechs oder halb sieben kommt er nicht ins Hotel - und an Schlafen ist da noch gar nicht zu denken."

Murray aber, so betonte Becker, sei "schon immer ein unfassbarer Kämpfer gewesen. Nach diesen ganzen Verletzungen ist es sagenhaft, was Murray hier wieder geleistet hat." In Runde drei trifft Murray auf Roberto Bautista Agut aus Spanien.

Andy Murray lässt sich von seiner künstlichen Hüfte nicht stoppen

Murray, ehemalige Nummer eins der Welt, ist bereits 35 Jahre alt und wurde 2018 und 2019 an der Hüfte operiert. Er spielt mit einem künstlichen Hüftgelenk und musste in den vergangenen Jahren wegen diesbezüglicher Beschwerden immer wieder längere Pausen einlegen. Anfang 2019 hatte Murray seinen Rücktritt vom Leistungssport angekündigt, ihn aber nie wirklich vollzogen.

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"Verrückt - kein anderer Sport macht das", schrieb die 18-malige Grand-Slam-Siegerin Martina Navratilova zu Murrays Match gegen Kokkinakis und forderte per Twitter, dass im Tennis "bessere Regeln" in Bezug auf das Wetter sowie die Start- und Endzeiten von Matches gefunden werden müssten.

Im Melbourne beginnt das Tagesprogramm um 11:00 Uhr, die Abendveranstaltung mit den Topspielen ist ab 19:00 Uhr angesetzt. Tiley sagte, die Erwartung sei, dass in den Abendsessions zwischen 19 und 24 Uhr zwei Matches abgeschlossen werden könnten. Man habe "nicht viele Optionen", so Tiley, "wir müssen die Spiele in 14 Tagen durchziehen". Er betonte zudem, dass auch die anderen Grand-Slam-Turniere nicht früher am Tag mit den Matches starten würden. Er versprach jedoch, dass es im Anschluss an das Turnier eine Auswertung geben werde.

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Auch bei den French Open sorgten im vergangenen Jahr späte Endzeiten der Abendmatches für Diskussionen. (sid/dpa/hau)

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