Im Sommer 1999 war Moderatorin und Schauspielerin Jeannine Michaelsen 17 Jahre alt und erinnert sich gut an jene Zeit, in der der ZDF-Film "Für immer Freibad" spielt, in dem sie in ihrer ersten Spielrolle zu sehen ist. Wir haben mit der 43-Jährigen gesprochen.
Freibadpommes, Eis am Stiel, Musik der Backstreet Boys und die anstehende Sonnenfinsternis – "Für immer Freibad" (streambar in der ZDF-Mediathek und am 14. August um 20:15 Uhr im ZDF) bringt Nostalgie in Spielfilmlänge in die Wohnzimmer.
Moderatorin
Im Interview mit unserer Redaktion blickt Michaelsen auf einen nächtlichen Einbruch ins Freibad als Jugendliche und erklärt, warum sie diese Aktion längst nicht so aufregend fand, wie man sie sich womöglich vorstellen mag. Darüber hinaus spricht die Moderatorin über das Ende des Erfolgs-Formats "Das Duell um die Welt" und über die Sichtbarkeit von Frauen in der Comedy-Branche.
Frau Michaelsen, "Für immer Freibad" spielt im Juni 1999 – Sie waren damals 17 Jahre alt. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dieser Zeit aus Ihrer Jugend?
Jeannine Michaelsen: Ich erinnere mich daran, dass die Sonnenfinsternis, um die es auch in "Für immer Freibad" geht, ein riesiges Thema war. Damals sind wir mit unserem Biologie-Kurs quer durch Deutschland bis ins Schwabenland gefahren, um dort den vermeintlich besten Blick auf die Sonnenfinsternis erhaschen zu können. An besagtem Tag war es jedoch extrem bewölkt und wir sind unverrichteter Dinge von dem Ausflug zurückgekehrt – einem sehr frustrierten Biologielehrer inklusive (lacht).
Ich stand damals kurz davor, meinen Führerschein zu machen und war entsprechend auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Die nächst größeren Städte nahe meiner Heimat waren Bonn und Köln. Doch mit 17 fühlte ich mich aus Bonn herausgewachsen und habe entsprechend aufwändige Wege mit Bus und Bahn auf mich genommen, um an den Wochenenden Zeit in Köln mit meinen bereits volljährigen Freundinnen und Freunden zu verbringen. Nichtsdestotrotz war ich für eine Jugendliche aus dem Dorf eher brav und unschuldig.
Jugendstreiche wie – um beim Thema Freibad zu bleiben – der nächtliche Einbruch in ein Freibad standen demnach nicht auf Ihrer Bucket-List?
Oh doch, so etwas haben wir gemacht. Die Anlage des Freibads grenzte an einen Wald und irgendwann sprach sich herum, dass sich in dem Zaun ein Loch befand – das mussten wir uns natürlich aus der Nähe anschauen. Jedoch haben die Betreiber des Bads ziemlich schnell Wind davon bekommen, was zur Folge hatte, dass die Anlage nachts entsprechend bewacht wurde. Nächtliche Freibadeinbrüche werden in Filmen immer wahnsinnig romantisch dargestellt. In der Realität ist es anders. Ich hatte unglaubliche Angst gehabt, erwischt zu werden, war total nervös und hatte keine einzige Sekunde Spaß an der Aktion (lacht). Insgesamt haben wir in dieser Nacht höchstens 20 Minuten im Freibad verbracht, sind einmal ins Wasser gesprungen, um uns danach schnell aus dem Staub zu machen. Trotzdem kann ich sagen: Ja, ich bin schonmal in ein Freibad eingebrochen. Und nein, es war nicht annähernd so aufregend, wie man es sich vorstellen mag.
Warum man als Kind der Neunziger über den Film nur schmunzeln kann
In "Für immer Freibad" sind Sie als Sophie zu sehen – und damit als eine der Erwachsenen in der Geschichte. Wie war es für Sie, eben diese besondere Zeit durch die Erwachsenen-Brille zu sehen?
Tatsächlich hat diese Perspektive beim Drehen weniger eine Rolle gespielt als beim Schauen des Films. Ich kann dennoch sagen, mit einer wahnsinnig tollen Figur beschenkt worden zu sein. Sowohl Kostüm als auch Haare und Make-up waren eine einzige Glanzleistung und ich finde, dass Sophie in Sachen Mode die beste Figur im Film ist. Für mich sind durch diese Rolle gewissermaßen ein paar Peggy-Bundy-Träume in Erfüllung gegangen (lacht). Als ich den Film zum ersten Mal im Ganzen gesehen habe, kamen dann die Nostalgiegefühle in mir hoch: Der Soundtrack und die gesamte Atmosphäre haben mich auf eine wahre Zeitreise geschickt. Und natürlich kann man als jemand, der in den Neunzigerjahren aufgewachsen ist, nur schmunzeln, wenn man im Film sieht, dass der Eintritt ins Freibad damals zwei Mark dreißig gekostet hat. In diesen Momenten kommt man nicht umhin, sich daran zu erinnern, am Kiosk Brause-Ufos für 20 Pfennig gekauft zu haben.
Der Film erzählt nicht nur von jugendlicher Freiheit und erster Liebe, sondern auch von Generationskonflikten und dem Druck elterlicher Erwartungen – wurden Sie in Ihrer Jugend mit dieser Art von Druck konfrontiert?
Ich habe Tanz, Gesang und Schauspiel studiert. Das zeigt, dass die im Film gezeichneten Glaubenssätze mit Blick auf meine Ausbildung eher keine Rolle gespielt haben. Das Künstlertum hat in unserer Familie keinen allzu großen Stellenwart eingenommen. Entsprechend irritiert waren meine Eltern, als ich mich damals für das Musische interessierte. Trotzdem waren sie sehr unbedarft in Bezug auf meinen weiteren Weg. Rückblickend würde ich sagen, dass sie keine konkrete Idee für mich und meinen späteren Beruf hatten. Das mag zunächst negativ klingen, doch ich sehe dieses Verhalten als absolut positiv, weil meine Eltern mir damit vermittelten, meinen eigenen Weg gehen zu dürfen. Somit waren sie weder fördernd noch fordernd. Statt mit den coolen Kids in der Raucherecke abzuhängen, verbrachte ich einen großen Teil meiner Jugend also im Chor und in der Theater-AG und hatte demnach die Möglichkeit, relativ unbeeindruckt vieles ausprobieren zu können. Insofern musste ich weder anecken noch rebellieren, um meinen Weg gehen zu können.
"Das Ende selbst bestimmen zu dürfen, ist in der TV-Landschaft ein echtes Geschenk"
Im Herbst wird die letzte Staffel von "Das Duell um die Welt" ausgestrahlt. Wie gehen Sie mit dem Abschied von der Show nach nunmehr 13 Jahren um?
Wenn man selbstbestimmt Abschied nehmen kann, ist das immer eine gute Sache. Denn Selbstbestimmung spielt vor allem bei TV-Formaten nicht immer eine Rolle. Mit "Das Duell um die Welt" hat für uns alle etwas Großes begonnen, aus dem sowohl für Joko und Klaas als auch für mich viel Neues entstanden ist. Umso emotionaler ist der Abschied von diesem Format für uns alle. Gleichzeitig plädiere ich für einen ehrlichen Blick auf die Show und die Frage, was sie noch zu bieten hat. Ein riesiger Verdienst des Show-Konzepts war es, über 13 Jahre relevant zu sein und eine große Aufmerksamkeit zu erzielen. Wir konnten über viele Jahre die Schraube des Wahnsinns weiterdrehen und gleichzeitig ein anspruchsvolles Level halten. Kurzum: Wir durften eine fantastische Sendung kreieren.
Mit dem Ende der Show geht gewissermaßen eine TV-Ära zu Ende …
So ist es. Bei aller Emotionalität, mit der wir für die letzte Aufzeichnung ins Studio gehen werden, bin ich dennoch dankbar, dass wir selbst den Zeitpunkt bestimmen durften, die Show zu beenden. Wir hören auf, weil wir glauben, dass die Show zu Ende erzählt ist. Und weil wir nicht an den Punkt kommen wollen, irgendwann vom Publikum abgewählt zu werden, das sich möglicherweise irgendwann nicht mehr unterhalten fühlt. Das Ende selbst bestimmen zu dürfen, ist in der TV-Landschaft ein echtes Geschenk.
Kürzlich ging es für Sie ins Amazonas-Gebiet: Sie sind Teil des Casts der fünften Staffel der Survivalshow "7vs.Wild".
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Ich darf an dieser Stelle noch nichts verraten, außer, dass es hart war. Und dass es bei allen Herausforderungen und Quatschgeschichten, die ich in meinem beruflichen und privaten Leben bereits machen durfte, mit Abstand das Krasseste war, was ich je erlebt habe. Meine Zeit bei "7vs.Wild" war auf vielen Ebenen herausfordernd. Sie hat mich sehr beschenkt, aber auch viel gekostet und ich bin sehr gespannt, mit der Ausstrahlung die Perspektiven der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren zu können.
So blickt Jeannine Michaelsen auf Sichtbarkeit von Frauen in der Comedy-Branche
Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Sichtbarkeit von Comediennes im Jahr 2025?
Grundsätzlich denke ich, dass es im Hier und Jetzt wesentlich mehr Frauen gibt, die in gemischten Comedy-Formaten auftauchen. Wir sprechen also durchaus von einer höheren Sichtbarkeit und Akzeptanz von Frauen, die mit ihrem Humor eine Farbe verwenden, die bis vor zehn Jahren nur Männern vorbehalten war. Diese Entwicklung begrüße ich sehr. Gleichzeitig muss man sagen, dass Sichtbarkeit erst zustande kommen kann, wenn eine entsprechende Eintrittsbühne geschaffen wird. Nur so kann gelernt werden und die Künstlerinnen und Künstler können sich die großen Bühnen peu à peu erspielen. Comedy ist weiterhin eine männerdominierte Branche, umso wichtiger ist es, Einstiege in diese Branche überhaupt zu ermöglichen. Die Tatsache, dass ein Comedy-Line-up noch immer nicht zur Hälfte aus Frauen besteht, zeigt, dass Künstlerinnen noch nicht so sichtbar sind.
Für mehr Sichtbarkeit trägt der von Ihnen moderierte "The Female Club" bei – ein Format, das ausschließlich Künstlerinnen der aktuellen Comedyszene zeigt.
Richtig. Interessant ist, dass auch im Publikum fast ausschließlich Frauen sitzen. "The Female Club" schließt Männer im Publikum nicht aus, aber wir stellen immer wieder fest, dass das Format einen Raum für Menschen schafft, die sich weder männlich noch weiblich lesen. Ich mag den Gedanken, dass die Menschen im Publikum keine Sorge haben müssen, durch die Darbietungen auf der Bühne verletzt oder beleidigt zu werden. Damit möchte ich nicht sagen, dass Männer divers gelesene Menschen absichtlich verletzen. Vielmehr spielt die Unachtsamkeit eine Rolle. Denn aus der Perspektive eines weißen cis-heterosexuellen Mannes sieht die Welt nun einmal anders aus als aus dem Blickwinkel eines Menschen, der sich nicht an der Spitze dieser Nahrungskette befindet. Als umso ausgelassener empfinde ich die Stimmung im Publikum. Zwischen dem Publikum und den Künstlerinnen auf der Bühne findet viel Interaktion und Wertschätzung statt.
Wie begegnen Sie Kritik an der Idee hinter dem Format?
Natürlich kann man sagen, dass die Exklusion männlicher Künstler nicht die Lösung sei. Doch es geht hierbei nicht um Lösung, sondern um einen Entwicklungsschritt. Aus diesem Grund stehen zum jetzigen Zeitpunkt ausschließlich weiblich gelesene Personen auf der Bühne, weil sie noch immer eine dringendere Eintrittskarte auf die größeren Bühnen brauchen als Männer. "The Female Club" soll Frauen dabei helfen, ein Netzwerk zu bauen, das Männer schon lange gebaut haben. Natürlich wäre es auch mein Wunsch, dass Künstlerinnen denselben Zugang zu Bühnen haben, wie Künstler. Solange wir aber noch nicht so weit sind, brauchen wir solche Formate.
Über die Gesprächspartnerin
- Jeannine Michaelsen ist eine deutsche Fernseh- und Radiomoderatorin, Bühnenkünstlerin, Musicaldarstellerin sowie Schauspielerin, die unter anderem durch die Moderation der TV-Sendung "Joko gegen Klaas – Das Duell um die Welt" bekannt wurde. Neben der Moderation verschiedener TV-Formate moderierte sie 2019 zudem an der Seite von Steven Gätjen die "Goldene Kamera" im ZDF. 2022 nahm Michaelsen als "Brilli" an der sechsten Staffel von "The Masked Singer" teil und schied als erste von zehn Teilnehmern in Episode 1 aus.