Mit riesigem Tamtam feierte Stefan Raab vor gut einem Jahr das Ende seiner TV-Abstinenz, erklärte sich zum König von RTL. Nach seinem Fehlschlag mit "Du gewinnst hier nicht die Million" sitzt das Krönchen aber ein bisschen schief. Mit seiner neuen Show, "Die Stefan Raab Show", bringt Raab sein TV-Denkmal am Montagabend nun aber richtig ins Wanken. Denn langsam regt sich ein Verdacht.
Stefan Raab ist eigentlich niemand, so scheint es zumindest, der sich gerne kurzfasst. Mit der ProSieben-Show "Schlag den Raab" definierte er die Länge von Samstagabendunterhaltungsshows derart neu, dass es heute lächerlich erscheint, wie man sich nur über
Doch am Montagabend dürften sich Raab-Fans beim Blick auf das RTL-Programm verwundert die Augen gerieben haben. Denn dort stand "Die
Schon wieder ein neues "TV total"?
Muss es erst einmal gar nicht. Denn die tägliche Dosis Raab verordnet RTL nur in dieser Woche, ab Mittwoch kommender Woche gibt es "Die Stefan Raab Show" dann immer mittwochs und immer etwas über eine Stunde lang. Nächste Frage: Was ist das Konzept? RTL schreibt dazu: "In der 'Stefan Raab Show' widmet er sich in jeder Ausgabe wochenaktuellen und gesellschaftsrelevanten Themen und Ereignissen. Hier gibt es Raab pur! Jede Sendung vereint spannende Geschichten, pointierte Meinungen und überraschende Perspektiven - immer mit der unverwechselbaren Mischung aus Humor, Scharfsinn und Entertainment."
Klingt irgendwie wie "Du gewinnst hier nicht die Million", Raabs Comeback-Show, bei der er all das eben auch schon machte, während er nebenbei einen Zuschauer-Kandidaten keine Million gewinnen ließ. Und wenn etwas wie "Du gewinnst hier nicht die Million" klingt, klingt es damit auch wie "TV total", Raabs Signature-Show bei ProSieben, die Raab bei "Du gewinnst hier nicht die Million" ideenlos kopiert hat. Da Raab aber mit diesem Comeback ziemlich baden gegangen ist, stellt sich die Frage: Wie clever ist es von Raab und RTL, dieselbe Karte nun ein drittes Mal zu spielen und ein recyceltes Konzept erneut zu recyclen?
Der Montagabend war da ganz aufschlussreich – auch wenn man mit einer abschließenden Beurteilung vorsichtig sein muss, schließlich hat Raab ab kommender Woche eine Stunde mehr Zeit und das sind im Fernsehen ganz andere Dimensionen. Zumindest können sie es sein, doch ob Raab diesen Spielraum wirklich ausnutzen wird, darf man bezweifeln. Zumindest wenn man sich ansieht, was Raab da am Montagabend aus seiner Viertelstunde gemacht hat.
Schlag unter die Gürtellinie
Es beginnt bereits bei den Witzen. Man habe lange überlegt, wie man die Show denn nennen soll, schließlich sei "Markus Lanz" schon weg gewesen, versucht es Raab und wiederholt seinen Gag dann noch mit "
Da spielt Raab nämlich den Kommentar des Finales der Basketball-Europameisterschaft ein. Während die Nationalhymne gespielt wird, hört man Kommentator Frank Buschmann kurz husten – für Raab die Gelegenheit für einen Schlag unter die Gürtellinie: "Beim Anblick von
Überraschend? Nein, RTL wollte Raab, hat ihn bekommen und bei Raab fing die Gürtellinie immer schon dort an, wo sie bei anderen längst aufhörte. Aber wenn schon die Witze daneben sind, was kann Raab sonst noch? Musik, da war doch was. Daran erinnert sich auch Raab und lässt, die Gründe sind nicht ganz klar, die deutsche Nationalhymne neu vertonen. Am Ende rappt Raab ein bisschen Einigkeit und Recht und Freiheit über ein paar Billo-Beats und lässt sich dafür feiern.
Ein Scherz? Nein, Werbung
Das ist eine uninspirierte Kopie des Raab-Fernsehens der Nullerjahre, die nur deshalb nicht zum Tiefpunkt der Show wird, weil jemand aus der Produktion eine noch schlechtere Idee hatte. Nachdem Stefan Raab und
Denn unter dem Vorwand, auch eine Idee für eine neue Version der Nationalhymne zu haben, taucht auf einmal Herbig in Lederhosen und mit Blaskapelle auf und singt zusammen mit Raab dessen Song aus Herbigs Film. Als sich die beiden danach kurz hinsetzen, fragt Raab, ob Herbig das Basketball-Finale gesehen habe, doch der verneint, denn da sei er im Kino gewesen – in seinem eigenen Film, übrigens der erfolgreichste Film des Jahres. "War natürlich nur ein Scherz", schiebt Herbig hinterher. Nein, war es nicht. Wäre es ein Scherz gewesen, wäre es lustig gewesen. So war es einfach nur Werbung. Und zwar ziemlich billige.
Was bleibt nach 15 Minuten "Die Stefan Raab Show"? Ein maximal unorigineller Titel. Ein derber Scherz über Frank-Walter Steinmeier, der mehr über Stefan Raab sagt als über den Bundespräsidenten. Ein nicht enden wollender Gag, der Raab einen Basketball werfen lässt und einen Einspieler, in dem der Ball regelmäßig in den Korb fliegt. Eine wirklich sinnbefreite Nationalhymnenneuinterpretation und eine peinliche Werbeeinlage für Michael Herbig. Mit anderen Worten: Das war nichts. Das war Anti-Fernsehen. Das war Fernsehen für Leute, die Fernsehen hassen.
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Wer sagt's Stefan Raab?
Wie gesagt: Eine Viertelstunde ist nicht viel und Stefan Raab hat in dieser Woche noch vier Chancen, den Zuschauern Gründe zu liefern, seine neue Show ab kommendem Mittwoch anzusehen. Dass er innovatives Fernsehen kann, hat Raab schließlich oft genug bewiesen. Mit seinem RTL-Comeback und den dazugehörigen Shows allerdings auch, dass das schon sehr lange her ist. Sollte "Die Stefan Raab Show" das halten, was der Show-Appetizer am Montagabend versprochen hat, wird es wohl doch eher der dritte oder vierte Aufguss von "TV total".
Spätestens dann aber muss man den Gedanken zulassen, dass die Raab-Shows bei RTL gar kein Fehlschlag sind, der auch einem wie Raab mal passieren kann. Nein, dann muss man ernsthaft darüber nachdenken, ob Stefan Raab nicht vielleicht wirklich glaubt, dass das gutes Fernsehen ist, was er da macht. Und irgendwann wird jemand RTL und Raab beiseitenehmen und ihnen erklären müssen, dass es das nicht ist. Wahrscheinlich werden das die Zuschauer sein und noch wahrscheinlicher eher heute als morgen.