"Ein Mann, eine Wahl" heißt die neue Sendung von Klaas Heufer-Umlauf auf ProSieben. Die Mischung aus Sitcom und Politikshow verfolgt einen neuen Ansatz und dürfte bei der angepeilten Zuschauergruppe durchaus gut ankommen.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

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"Eigentlich ist es wie vor jeder Wahl. Um jeden Kandidaten, um jede Partei zu verstehen, müsste man sich eigentlich dreiteilen." Mit diesem aus dem Off gesprochenen Satz beginnt Klaas Heufer-Umlaufs neue Sendung "Ein Mann, eine Wahl".

Gesagt, getan. Heufer-Umlauf teilt sich mal eben in drei Personen auf. In einer geräumigen Luxus-WG hausen die drei Versionen des 33-Jährigen und führen miteinander (Selbst-)Gespräche.

Einer der drei ist eher links, der andere konservativ. Der dritte ist noch nicht so richtig entschieden.

Politformat unterbricht den Big-Bang-Marathon

Nach einem ersten Brainstorming einigen sich die drei auf die grundsätzliche Frage der Sendung: Wie soll Deutschland in zehn Jahren aussehen? Dazu sollen Politiker und Experten befragt werden.

ProSieben platziert das neue Format am Montagabend um 22:05 Uhr zwischen mehr als einem halben Dutzend Folgen der Endlos-Comedy "The Big Bang Theory". Die zweite und abschließende Folge von "Ein Mann, eine Wahl" wird am kommenden Montag an gleicher Stelle ausgestrahlt.

Das Zielpublikum ist somit klar. Weniger als zwei Wochen vor der Bundestagswahl sollen vor allem junge Menschen erreicht werden. Menschen, die von den üblichen Politik-Talkshows vielleicht abgeschreckt werden.

Eingepackt in ein bisschen Circus Halligalli und ein bisschen Sitcom werden die politischen Inhalte leichter verdaubar.

Drei Heufer-Umlaufs interviewen Martin Schulz

Beim Interview mit SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sind dann auch alle drei Versionen von Klaas im Einsatz, jeweils nach einer Toilettenpause wird gewechselt. Während der linke und der unentschiedene Klaas vorsichtig fragen, greift der konservative Klaas zu schärferen Tönen.

"Warum sagt die SPD nicht, wir haben es mit Hartz IV, Deregulierungspolitik, versteckten Steuererhöhungen und Rente bis 67 verkackt, uns klar als Alternative zur CDU aufzustellen?", fragt Heufer-Umlauf.

"Klar haben wir auch Fehler gemacht", räumt Schulz ein und berichtet, wie die SPD mit der Konzentration auf Bildung und Qualifizierung nun nach vorne schauen will.

Und wie Deutschland nun in zehn Jahren aussehen soll, will Heufer-Umlauf wissen. "Ich kann ihnen sagen, wie ich es mir wünsche", erklärt Schulz: "Ein Land mit Vollbeschäftigung, gerechten Löhnen und in dem die ältere Generation, die die Verantwortung trägt, in den Mittelpunkt aller ihrer Überlegungen eines stellt: Was ist gut für unsere Kinder?"

Überraschend und neu sind diese Aussagen sicher nicht. Aber doch vermitteln sie ein Bild, wofür Schulz und seine Partei stehen wollen.

Lindner wird im gelben Camaro abgeholt

Und das gelingt auch bei den beiden anderen Interviewten. Grünen-Chef Cem Özdemir hält ein flammendes Plädoyer für Europa. "Ich will dazu beitragen, dass diese Bundestagswahl auch eine Europawahl wird", sagt Özdemir: "Dass man mit offenem Visier dafür kämpft, dass es uns gut geht, wenn es auch unseren Nachbarn gut geht. Oder kämpfen wir nach dem Motto: Jeder ist sich selbst der Nächste?"

FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner fasst zusammen, was seine Partei ausmacht. "Wir wollen das 'Du' der Autor in deinem Leben bist. Als Liberaler setzt du dich dafür ein, dass jeder das aus seinem Leben machen kann, was er will. Und keiner in einem großen 'Wir' untergeht", erklärt Lindner.

Dabei ist dem FDP-Mann der spektakulärste Auftritt vergönnt. Heufer-Umlauf holt Lindner in einem Muscle Car mit 405 Pferdestärken ab. Natürlich ist das Polit-Quiz-Taxi in FDP-Gelb lackiert.

Pistolenschießen mit Bela B.

Spektakulär, wenn auch eher inhaltsleer, ist ebenso das Interview mit Ärzte-Schlagzeuger Bela B, der mit Klaas (warum auch immer) beim Pistolenschießen über seine politischen Ansichten diskutiert.

Auch Bild-Chef Julian Reichelt wird zu seiner Meinung befragt, genauso wie Passanten auf der Straße.

Die Mischung aus Entertainment und Politik funktioniert, die einstündige Sendung ist kurzweilig. Natürlich dreschen die Politiker ihre üblichen Phrasen. Auch in der an sich guten Idee mit den drei unterschiedlichen Charakteren von Heufer-Umlauf hätte deutlich mehr Potenzial gesteckt.

Doch wenn "Ein Mann, eine Wahl" knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl den einen oder anderen Jungwähler dazu bringt, sich intensiver mit Politik zu beschäftigen, sind diese Kritikpunkte egal.

Dann hat sich Klaas Heufer-Umlaufs Ausflug ins Politik-Entertainment auf jeden Fall gelohnt.

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