Trump und Putin sprechen rund zwei Stunden miteinander - es ist ihr drittes Telefonat binnen weniger Monate. Es geht vor allem um ein Ende des Krieges in der Ukraine. Gibt es nun echte Bewegung?

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US-Präsident Donald Trump hat sofortige Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine im Vatikan in Aussicht gestellt. Trump schrieb auf der Plattform Truth Social nach einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin, die Gespräche sollten unmittelbar beginnen - und der Papst habe den Vatikan als Verhandlungsort angeboten. Weitere Details nannte er jedoch nicht - etwa dazu, wer genau dort am Tisch sitzen soll.

"Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden unverzüglich aufgenommen", schrieb Trump und betonte, er habe den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäische Partner entsprechend informiert. "Der Prozess kann beginnen", schrieb Trump weiter.

Direkte Gespräche zwischen Russland und der Ukraine hatte es zuletzt bereits in der Türkei gegeben - wenn auch nicht auf höchster Ebene. Am Freitag setzten sich erstmals seit drei Jahren ukrainische und russische Unterhändler in Istanbul zusammen, um über eine Beendigung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zu verhandeln. Beide Seiten vereinbarten dabei einen großen Gefangenenaustausch, doch der große Wurf gelang nicht – auch weil Putin bei dem von ihm selbst vorgeschlagenen Treffen fehlte. Beim Thema Waffenruhe gab es keine Einigung.

Trump informiert Merz und europäische Partner über Telefonat mit Putin

Trump hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und weitere europäische Partner am Montagabend umgehend über sein Telefongespräch mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin informiert. Der US-Präsident und die europäischen Partner hätten sich telefonisch über die nächsten Schritte in den Bemühungen um eine Waffenruhe in der Ukraine verständigt, erklärte Regierungssprecher Stefan Kornelius am Montagabend in Berlin.

Bei dem Gespräch zwischen Trump, Merz, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den Präsidenten Finnlands, Frankreichs und der Ukraine sowie der italienischen Regierungschefin hätten alle Seiten ihre Bereitschaft bekräftigt, die Ukraine auf dem Weg hin zu einer Waffenruhe "eng zu begleiten". Die europäischen Teilnehmer des Gesprächs kündigten dem Regierungssprecher zufolge zudem an, "den Druck auf die russische Seite durch Sanktionen zu erhöhen".

Wie sich Putin nach dem Telefonat geäußert hat

Das heutige Telefonat zwischen Trump und Putin dauerte nach Angaben des US-Präsidenten zwei Stunden. Es war bereits das dritte Gespräch zwischen ihm und Putin seit Trumps Amtsantritt im Januar. Der Republikaner betonte, dass die Unterhaltung "sehr gut" gelaufen sei. "Der Ton und der Geist des Gesprächs waren ausgezeichnet. Wenn das nicht so wäre, würde ich das lieber jetzt als später sagen."

Auch der russische Präsident äußerte sich im Anschluss positiv über das Gespräch und nannte es gehaltvoll und nützlich. Russland sei bereit, an einem Memorandum mit der Ukraine zu arbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde, sagte Putin weiter. Moskau wolle die Kampfhandlungen beenden, es müsse aber der effektivste Weg zum Frieden gefunden werden. Dafür müssten Kiew und Moskau Kompromisse eingehen, die allen Seiten gerecht werden, meinte Putin. Wie diese Kompromisse inhaltlich seiner Meinung nach aussehen sollen, sagte er nicht.

Trump lobt wirtschaftliches Potenzial Russlands

Trump betonte, dass Russland mit den USA "im großen Umfang" Handel betreiben wolle. Dafür müsse aber der Krieg in der Ukraine enden. "Für Russland bietet sich eine enorme Chance zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wohlstand in großem Umfang." Das wirtschaftliche Potenzial Russlands sei unbegrenzt. Gleichzeitig könne die Ukraine bei ihrem Wiederaufbau davon profitieren.

Trump dringt schon länger auf Ende des Kriegs

Der US-Präsident hat das Ziel ausgerufen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu beenden. Das Land wehrt sich seit mehr als drei Jahren mit westlicher Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg. Zuletzt ist die Ukraine an etlichen Frontabschnitten in die Defensive geraten - auch nachdem die US-Regierung ihre militärische Unterstützung für die Ukraine unter Trump deutlich zurückgefahren hat.

Kreml: USA und Russland planen neuen Gefangenenaustausch

Russland und die USA wollen in einem neuen Gefangenenaustausch nach Kremlangaben jeweils neun Inhaftierte freilassen. Darüber hätten der russische Präsident Wladimir Putin und sein US-Kollege Donald Trump bei ihrem Telefonat gesprochen, teilte Kremlberater Juri Uschakow der russischen Agentur Interfax zufolge mit.

Washington und Moskau tauschen trotz politischer Spannungen immer wieder Gefangene aus. "Das ist eine wichtige humanitäre Aktion", sagte der außenpolitische Berater Putins.

Bei ihrem Telefonat haben Trump und Putin laut Kreml auch erneut über ein mögliches persönliches Treffen gesprochen. "Beide Präsidenten sind an einem solchen Treffen interessiert. Aber beide Präsidenten sind auch daran interessiert, dass dieses Treffen nicht inhaltsleer, sondern ergebnisorientiert ist", sagte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge in Sotschi nach dem Telefonat.

Vance: "Ein bisschen in einer Sackgasse"

Kurz vor dem Gespräch seines Chefs mit Putin machte US-Vizepräsident JD Vance noch einmal klar, dass die USA mit ihrer Geduld langsam am Ende seien. "Wir merken, dass wir uns hier ein bisschen in einer Sackgasse befinden", sagte Vance an Bord der Air Force Two zu Reportern nach einem Besuch in Rom. Wenn Russland nicht dazu bereit sei, sich zu bewegen, müsse die US-Regierung irgendwann sagen: "Das ist nicht unser Krieg".

Die USA hätten aber immer deutlich gemacht, dass es viele wirtschaftliche Vorteile gäbe, wenn sich die Beziehungen zwischen Russland und dem Rest der Welt verbessern würden, sagte Vance weiter. Russland werde diese Vorteile aber nicht bekommen, wenn es weiterhin "viele unschuldige Menschen" umbringe. Trump hatte vor dem Telefonat gesagt, dass er mit dem Kremlchef auch über Handelsfragen sprechen wolle.

Gesprächsfaden mit Russland wieder aufgenommen

Nach seinem Amtsantritt im Januar hatte Trump Mitte Februar und Mitte März mit Putin telefoniert. Unter Trumps Amtsvorgänger Joe Biden herrschte dagegen zwischen Washington und Moskau über längere Zeit weitgehend Funkstille.

Während des Telefonats am Montag hielt sich Putin für einen Arbeitsbesuch in Sotschi am Schwarzen Meer auf, wo er einen Amtssitz hat. Das Gespräch mit Trump führte der Präsident aber im neuen Gebäude einer Musikschule über einen geschützten Kanal, wie Putins Haus- und Hofreporter beim Staatsfernsehen, Pawel Sarubin, von dort berichtete.

Trump spricht vor dem Telefonat mit Selenskyj

Trump wollte sich am Montag auch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Vertretern der Nato-Mitgliedstaaten austauschen. Unbestätigten Medienberichten zufolge hat Trumps anders als erwartet zuerst mit Selenskyj und dann mit Putin gesprochen.

Vor dem Telefonat zwischen Trump und Putin hatten die USA und europäische Verbündete der Ukraine den Druck auf Russland erhöht. Die Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, den USA, Deutschland, Frankreich und Italien hätten in einem Telefonat auch die Anwendung von Sanktionen erörtert, teilte eine Sprecherin der britischen Regierung mit.

Die Ukraine verteidigt sich mit westlicher Unterstützung gegen die russische Invasion, geriet zuletzt aber unter Druck – auch weil die US-Regierung unter Trump ihre militärische Hilfe für Kiew deutlich reduzierte. Putin zeigte auf die Bemühungen der USA wenig Entgegenkommen, einziges Zugeständnis war bisher die Entsendung einer rangniedrigen Delegation zu Verhandlungen mit einer ukrainischen Vertretung in Istanbul. Einzig konkretes Ergebnis dieses Treffens unter türkischer Vermittlung am Freitag war die Vereinbarung zu einem baldigen Austausch von jeweils 1.000 Kriegsgefangenen. Ein genauer Zeitpunkt dafür wurde nicht genannt.

Selenskyj: Russen haben in Verhandlungen gedroht

Selenskyj ordnete in Kiew nun die Schaffung einer permanenten nationalen Verhandlungsgruppe an. Ziel der diplomatischen Bemühungen sei ein echter und nachhaltiger Frieden, teilte Selenskyj er mit. Er habe sich von Verteidigungsminister Rustem Umjerow über den Verlauf der Gespräche mit der russischen Delegation am vergangenen Freitag in Istanbul informieren lassen, sagte er. Als bedeutendstes Ergebnis bezeichnete Selenskyj die Vereinbarung über den Austausch der jeweils 1.000 Kriegsgefangenen. Es wäre die bisher größte Freilassung von Kriegsgefangenen auf beiden Seiten.

Zugleich berichtete Selenskyj nach dem Gespräch mit Umjerow, dass die Russen in den Verhandlungen Drohungen ausgestoßen hätten. Die ukrainische Seite habe diese zurückgewiesen. Details nannte der Präsident nicht. Laut Medien soll die russische Seite gedroht haben, den seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg gegen die Ukraine auf unbestimmte Zeit fortsetzen zu können.

Selenskyj betonte, dass die Ukraine bei den Gesprächen am Ziel einer bedingungslosen Waffenruhe für mindestens 30 Tage festhalte, damit Menschenleben gerettet würden und die Grundlage für Diplomatie geschaffen werden könne. Er bekräftigte auch die Bereitschaft zu einem Treffen mit Putin, "um Schlüsselfragen zu lösen" in dem Konflikt. "Die Ukraine hat keine Angst vor direkten Gesprächen mit Russland.". (dpa/bearbeitet von cgo)