Donald Trumps Auftritt vor der UN-Vollversammlung war ein fast einstündiger Rundumschlag gegen die gesamte Welt. Lob hatte er nur für sein eigenes Wirken übrig. Da konnte ihm selbst die Technik keinen Strich durch die Rechnung machen.
Vor sieben Jahren hatte sich US-Präsident
Genau 56 Minuten beanspruchte Trump für seine Rede, in der er der UNO Versagen bei einigen ihrer wichtigsten Aufgaben bescheinigte. "Die Vereinten Nationen haben ein so enormes Potenzial", sagte der 79-Jährige in seiner ersten Ansprache vor der Vollversammlung seit sechs Jahren. "Aber sie kommen nicht annähernd an dieses Potenzial heran."
Trump der große Friedensstifter
Insbesondere als Friedensstifterin, bei der Begrenzung der Migration und in der Klimadebatte habe die UNO versagt. Trump behauptete einmal mehr, er habe seit seiner Vereidigung im Januar sieben Kriege beendet. "Leider haben die Vereinten Nationen in all diesen Fällen nicht einmal versucht zu helfen", beklagte er. Die UNO sei nur gut in "leeren Worten, und leere Worte beenden keinen Krieg".
Dass Trump hier ein wenig übertrieben hat, belegt ein Faktencheck des ZDF. Richtig sei es, dass die USA bei vier Konflikten unter Trump Einfluss nahmen: Israel und Iran, Kongo und Ruanda, Thailand und Kambodscha, Armenien und Aserbaidschan. Dabei handelt es sich aber teilweise nicht um Kriege, sondern um langwierige Konflikte. Zudem verschweigt Trump mit seiner Aussage, dass auch andere UN-Länder bei Beilegung dieser Konflikte beteiligt waren. Bei den "erfolgreichen Fällen" glauben Experten allerdings, dass der erreichte Frieden eher brüchig sei.
Den Klimaschutz nannte er den "weltweit größten Betrug aller Zeiten". Besonders an Europa arbeitete er sich ab. Er kritisierte, dass hier der CO₂-Fußabdruck auf Kosten der Wirtschaft versucht werde zu reduzieren. Der Umstieg auf erneuerbare Energien werde zu stark subventioniert. Man müsse mit Energie doch Geld machen und nicht verlieren. Überdies warf er den Vereinten Nationen vor, eine "Invasion" von Einwanderern zu finanzieren.
Kritik und Lob an Europa
Über andere Gepflogenheiten der Vereinten Nationen ging Trump hinweg. So gilt es als diplomatischer Fauxpas, Mitgliedstaaten namentlich an den Pranger zu stellen. Europäischen Ländern wie Großbritannien bescheinigte Trump indes, sie versänken wegen ihrer Einwanderungspolitik in Kriminalität. "Es ist an der Zeit, das gescheiterte Experiment der offenen Grenzen zu beenden", forderte Trump. "Eure Länder gehen zur Hölle!"
Anerkennend äußerte er sich dagegen über Deutschland. Unter Bundeskanzler
Für sich selbst hatte Trump wie bereits bei seinen letzten Reden vor der Vollversammlung 2018 und 2019 freundliche Worte übrig. "Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis erhalten sollte", sagte der Präsident. Er bescheinigte sich zudem erneut, die USA zum "heißesten Land" ("hottest country") der ganzen Welt gemacht und ein "goldenes Zeitalter Amerikas" eingeleitet zu haben.
Macron muss warten – lobt aber Trumps Ukraine-Politik
Aufgrund der langen Rede des US-Präsidenten mussten seine Nachfolger warten. Einer davon war der französische Präsident
"Ich begrüße die Äußerungen des US-Präsidenten vor einigen Stunden, in denen er auf die fortschreitende Schwächung der russischen Wirtschaft und die Misserfolge Russlands vor Ort hingewiesen hat, das, stellen Sie sich vor, in mehr als 1.000 Tagen trotz so vieler Verluste und so vieler ziviler Opfer kaum ein Prozent des ukrainischen Territoriums erobert hat."

Technik vs. Trump
Bereits vor Beginn seiner ausufernden Rede sorgte Trump bei seiner Rückkehr auf die größte diplomatische Bühne der Welt mit Beschwerden über "eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter" für Wirbel. Die Vereinten Nationen wiesen die Vorwürfe Trumps nach dessen Auftritt vor mehr als 140 Staats- und Regierungschefs in New York zurück.
Er werde ohne den Monitor sprechen, der ihm den Redetext anzeigt, sagte Trump – "weil der Teleprompter nicht funktioniert". Der Präsident, der dann zeitweise von einem Text auf seinem Pult ablas, fügte hinzu: "Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten." Woraufhin das Publikum in der großen Halle der UN-Vollversammlung lachte.
Beim Weg in den Saal habe bereits eine Rolltreppe plötzlich angehalten, als er und seine Ehefrau Melania sie benutzt hätten, beschwerte sich Trump außerdem. "Wenn die First Lady nicht so gut in Form wäre, wäre sie gefallen, aber sie ist gut in Form. Wir sind beide gut in Form", sagte er. "Das sind die zwei Sachen, die ich von den Vereinten Nationen bekommen habe: Eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter. Vielen Dank."
Weißes Haus fordert Untersuchung der Technikpanne
Kurz nach dem Vorfall mit der Rolltreppe forderte das Weiße Haus eine Untersuchung. "Wenn jemand bei der UNO die Rolltreppe absichtlich angehalten hat, als der Präsident und die First Lady sie betraten, muss diese Person sofort entlassen und untersucht werden", erklärte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt am Dienstag im Onlinedienst X.
Sie teilte zudem einen Bericht der "Times of London" vom Sonntag, wonach UN-Mitarbeiter gescherzt hätten, sie würden die Rolltreppen ausschalten und "ihm sagen, dass ihnen das Geld ausgegangen ist" angesichts der drastischen Kürzungen der US-Finanzmittel. Zugleich war aus UN-Kreisen aber auch Erleichterung zu hören, dass der US-Präsident nicht wie befürchtet weitere Kürzungen am US-Beitrag zum UN-Budget ankündigte.
Die Vereinten Nationen wiesen die Darstellung des US-Präsidenten kurz darauf strikt zurück. "Wir können Ihnen versichern, dass die UN-Teleprompter sehr gut funktionieren", sagte die Präsidentin der UN-Vollversammlung, die frühere deutsche Außenministerin
Der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Weiße Haus habe für die Rede von Trump seine eigene Ausrüstung mitgebracht. "Der Teleprompter wurde vom Weißen Haus bedient." Anders als in vorhergehenden Jahren habe das Weiße Haus darauf bestanden, einen eigenen Laptop mitzubringen und einzustöpseln – trotz Verspätung und Warnungen des zuständigen UN-Technikers, hieß es aus Diplomatenkreisen. Die UN-Teleprompter hätten die ganze Zeit über normal funktioniert.
Auch mit der Rolltreppe habe es keine Probleme gegeben, hieß es aus den Kreisen weiter. Sie habe angehalten, weil ein Notfallknopf gedrückt worden sei – wohl von einem Mitglied der Entourage von Trump. Die Rolltreppe sei zurückgesetzt worden und bald wieder in Betrieb gegangen. Nach Angaben von AFP-Reportern sind die Rolltreppen im UN-Hauptquartier häufig außer Betrieb.
Versöhnliche Worte an Guterres
Er selbst habe das UN-Hauptquartier einst renovieren wollen, sagte der frühere Immobilienentwickler Trump. Er habe ein Gebot für "die Renovierung und den Wiederaufbau" abgegeben. "Ich sagte damals, ich würde es für 500 Millionen Dollar machen, und alles würde wunderschön wiederaufgebaut werden." Unter anderem Bodenbeläge aus Terrazzo und Wände aus Mahagoni habe er einbauen lassen wollen. Die Verantwortlichen hätten sich aber aus Kostengründen dagegen entschieden.
Bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres – dem ersten seit der Vereidigung von Trump im Januar – zeigte sich der 79-Jährige dann wieder deutlich versöhnlicher: "Unser Land steht hundertprozentig hinter den Vereinten Nationen. Ich halte das Potenzial der Vereinten Nationen für unglaublich, wirklich unglaublich. Sie können so viel leisten."
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Es sei immer eine Ehre, im Hauptquartier der Vereinten Nationen am East River zu Besuch zu sein. Der US-Präsident bedankte sich für den "herzlichen Empfang" - schon 2019 war Guterres Gastgeber von Trump. "Wir haben das schon mal gemacht", fügte Trump hinzu und sagte: "Es war ein bisschen aufregender wegen der Rolltreppe und dem Teleprompter. Aber solche Sachen passieren." (the)
Verwendete Quellen
- Material von dpa und afp
- ZDF: Trump greift die UN an – und lobt sich selbst
- Tagesschau.de: Trumps Frontalangriff