Der FC Bayern beendet seine Ruanda-Werbung und konzentriert sich auf eine Jugendakademie in Kigali. Was nach einem Kompromiss klingt, ist tatsächlich ein Eingeständnis: Die Münchner haben sich mit ihrer Sponsoring-Strategie verrannt. Wieder einmal.
Die Parallelen zur beendeten Katar-Partnerschaft sind unübersehbar. Beide Male unterschätzte der Verein die Tragweite politisch heikler Kooperationen. Beide Male folgte auf öffentlichen Druck ein Rückzug. Der Unterschied: Diesmal versucht Bayern, das Gesicht zu wahren, indem man die kommerzielle Partnerschaft in ein Entwicklungsprojekt umwandelt.
Vorstand Jan-Christian Dreesen spricht von einer "fußballerischen und sozialen Initiative", nachdem er Mitarbeiter nach Ruanda geschickt hatte, um die Lage vor Ort zu prüfen. Die Ergebnisse dieser Prüfung bleiben nebulös. Klar ist nur: Die Menschenrechtsvorwürfe gegen die ruandische Regierung wiegen schwer. Die UN dokumentiert die Unterstützung bewaffneter Rebellen im Kongo-Konflikt. Für einen Verein, der sich gerne als Wertegemeinschaft inszeniert, eine untragbare Konstellation.
Die Umwandlung in eine reine Akademie-Partnerschaft wirkt wie der Versuch, soziale Verantwortung zu demonstrieren, wo zuvor nur kommerzielle Interessen dominierten. Doch dieser Ansatz greift zu kurz. Eine Jugendakademie in Kigali ändert nichts an den politischen Realitäten des Landes. Sie macht den FC Bayern nicht weniger zum Partner eines autoritären Regimes. Man darf es so weit erst gar nicht kommen lassen.
Vom Katar-Debakel zum Ruanda-Problem
Andere europäische Großklubs wie Arsenal und PSG pflegen weiterhin ihre "Visit Rwanda"-Partnerschaften. Sie nehmen die Kritik in Kauf, weil das Geld stimmt. Bayern hingegen rudert zurück – halbherzig. Der Vertrag läuft bis 2028, die Verbindung bleibt bestehen, nur die Optik ändert sich.
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Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass der FC Bayern aus seinen Fehlern wenig lernt. Nach dem Katar-Debakel folgt das Ruanda-Problem. Die Vereinsführung agiert reaktiv statt proaktiv, getrieben von öffentlichem Druck statt von klaren Werten. Die Akademie in Kigali mag jungen Ruandern Chancen bieten. Doch sie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der FC Bayern erneut bewiesen hat: Bei der Wahl seiner Partner fehlt es an Weitsicht und moralischem Kompass.