Thomas Müller ist mit seinen 122 Länderspielen der erfahrenste Spieler der deutschen Nationalmannschaft. Dementsprechend deutlich äußert er sich über den besorgniserregenden Zustand der DFB-Elf.

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Thomas Müller ist kein Mensch, der sich wegduckt. Ob nun beim FC Bayern München oder bei der deutschen Nationalmannschaft: Er stellt sich der Kritik. Auch nach dem desaströsen Länderspiel gegen Japan (1:4) stand er der Presse Rede und Antwort und sprach unbequeme Wahrheiten zum Zustand der DFB-Elf aus.

"Man sieht immer wieder ähnliche Geschichten", sagte Müller. "Ich glaube, man sieht schon, dass wir engagiert sind und dass wir wollen. Aber man sieht natürlich auch immer wieder, dass wir den Gegner relativ leicht einladen. Die ersten Aktionen sind oft Tore."

Müller erklärt Schwachstelle der deutschen Nationalmannschaft

Als erfahrener Spieler ist sich Müller bewusst, wo die Probleme der deutschen Nationalmannschaft liegen. "Unsere Schwachstellen wurden über das ganze Spiel aufgezeigt. Wir bekommen als Mannschaft sehr einfach Gegentore. Und diese einfachen Gegentore, die wir bekommen, erzielen wir vorne nicht. Wir erzielen keine einfachen Tore, sondern wenn, dann schön herausgespielte Tore. Die gegnerischen Mannschaften spielen oft schnörkelloser und oft auch einen einfacheren Fußball."

Bei der Niederlage gegen Japan war besonders offensichtlich, wo die Unterschiede liegen: "Sie sind als Mannschaft ein Stück weit disziplinierter im Verbund."

"Wir Spieler haben zu Recht ganz viel auf die Schnauze bekommen. Und das geht natürlich auch nicht spurlos an uns vorbei."

Thomas Müller

Müller hat mit der Nationalmannschaft erfolgreiche Zeiten erlebt. Er ist der einzige Spieler im aktuellen Aufgebot, der bereits bei der gewonnenen Weltmeisterschaft 2014 im Kader stand. Doch er war eben auch dabei, als Deutschland bei der WM 2018 und WM 2022 in der Vorrunde scheiterte. "Wir Spieler haben zu Recht ganz viel auf die Schnauze bekommen. Und das geht natürlich auch nicht spurlos an uns vorbei, das ist klar. Dementsprechend fehlt natürlich diese Selbstsicherheit."

Neun Monate vor der Europameisterschaft im eigenen Land hängt die Nationalmannschaft weit hinter den Erwartungen zurück. "Der Anspruch, den wir formulieren, der ist, wenn man die letzten Resultate betrachtet, zu hoch angesetzt. Da spielt eine Mannschaft wie Japan, die (bei der WM, Anm. d. Red.) auch ins Achtelfinale gekommen ist, eine gute Rolle. Die gehören sicherlich zu den Top-10 oder Top-15 der Welt. Und wir gehören da aktuell nicht rein."

Dies könne eine Fußball-Nation wie Deutschland allerdings nicht so einfach akzeptieren. "Wir sind vom deutschen Selbstverständnis natürlich so, dass wir uns das wünschen, dass wir da reingehören. Und irgendwo gehören wir da auch rein – aber nur in der Theorie. In der Praxis sieht es aktuell anders aus. Wir müssen diese Situation vielleicht ein Stück demütiger angehen und die Herangehensweise vielleicht ein bisschen ändern."

Dass das Klima innerhalb der Mannschaft nicht stimmt, bestritt Müller allerdings: "Die Mannschaft versteht sich sehr gut miteinander. Wir haben alle einen sehr guten Geist. Es liegt nicht daran, dass wir nicht wollen, sondern dass die deutsche Nationalmannschaft von der Gesamtperformance derzeit nicht für die Qualität steht, für die wir sie halten."

Thomas Müller blickt Länderspiel, Geburtstag und Bundesliga-Topspiel entgegen

Müller versuchte dennoch, den Blick nach vorne zu richten. Am Dienstagabend steht das Länderspiel gegen Frankreich an. Es wird das erste Länderspiel nach der Freistellung von Hansi Flick sein. "Wir müssen uns jetzt erst einmal sammeln. Wir müssen das verdauen", sagte Müller nach der Niederlage gegen Japan. "Wir haben am Dienstag wieder ein Spiel. Wir müssen das Ganze daher ein bisschen ausblenden und nicht die ganze Tragweite auf uns wirken lassen. Ansonsten fällt es sicherlich schwer."

Müller trifft gegen Frankreich auf einige Spieler, die er vom FC Bayern nur allzu gut kennt. Dayot Upamecano und Kingsley Coman sind aktuelle Mitspieler, Benjamin Pavard und Lucas Hernandez waren bis vor Kurzem ebenfalls noch Mitstreiter beim deutschen Rekordmeister.

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Für Müller geht es auch darum, seinen Geburtstag zu retten. Am Mittwoch, also einen Tag nach dem Länderspiel, wird Müller 34 Jahre alt. Es wäre vermutlich ein trauriger Geburtstag, sollte auch das Länderspiel gegen Frankreich in einem sportlichen Desaster enden.

Die nächste Herausforderung lässt danach nicht lange auf sich warten: Bereits am Freitagabend steht für Müller und den FC Bayern das Top-Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen an.

Verwendete Quellen:

  • Interviews in der Mixed-Zone
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

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