Der Abgang von Pierre-Emerick Aubameyang aus Dortmund scheint nur noch eine Frage der Zeit. Der FC Arsenal ist wohl der heißeste Kandidat, zumal bei den Gunners auch Aubameyangs Förderer als Fürsprecher fungiert. Es gibt aber auch einen Haken.

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Am Montag war es vielen Redaktionen eine Meldung wert, dass Pierre-Emerick Aubameyang pünktlich seinen Dienst bei Borussia Dortmund angetreten hatte. Der Gabuner war zu der vorgegebenen Zeit am Trainingszentrum in Brackel vorgefahren und danach auch mit den Kollegen auf dem Platz, um ein wenig auszulaufen.

Das erschien bemerkenswert genug, nachdem Aubameyang die vergangenen beiden Termine verpasst hatte: Die Mannschaftssitzung am Samstag hatte er "vergessen", beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg musste er deshalb zuschauen. So er denn zugeschaut hat.

Die Liebe zwischen Aubameyang und Borussia Dortmund ist einigermaßen erkaltet und momentan erscheint ein Wechsel des Torjägers noch im Winter wahrscheinlich.

Bei einer Autogrammstunde zusammen mit BVB-Youngster Jadon Sancho spaßte Aubameyang, zumindest war es aus seiner Sicht ein Spaß. "Kannst du mir irgendwann London zeigen? Das soll ja ein heißes Pflaster sein", sagte der Stürmer zum jungen Engländer. Der übertrug die Veranstaltung live via Instagram.

Schmerzgrenze bei 70 Millionen Euro?

"Auba muss jetzt mit dem Trainer klären, ob er bereit ist oder nicht, alles für Borussia Dortmund zu geben", sagte Hans-Joachim Watzke der "Funke-Gruppe". "Das werden Peter Stöger und Michael Zorc mit ihm besprechen."

Das sind bemerkenswerte Worte von Watzke, der als Geschäftsführer doch die oberste Instanz ist, sich in diesem Fall sportlich aber offenbar raushalten will. Einem Fußballprofi kann man viel absprechen, zum Beispiel das Talent - die generelle Einsatz- und Opferbereitschaft für den Beruf und die Mannschaft in Frage zu stellen, ist aber eine andere Dimension.

Watzke formuliert das etwas vorsichtiger, in der Sache aber ähnlich. Aubameyangs Verhalten habe "eine andere Qualität" als bei früheren Verfehlungen: "Für das unentschuldigte Fernbleiben von einer Mannschaftssitzung kann man ihn nicht in Schutz nehmen." Das hört sich so an, als seien die vielen Warnungen der letzten Monate, die Suspendierungen und Geldstrafen nicht genug gewesen und als hätten die Verantwortlichen langsam die Nase voll.

Aus England trudeln mittlerweile fast im Stundentakt neue Meldungen ein, nach denen der FC Arsenal durchaus bereit wäre, den trotzigen Torjäger in seine Mannschaft aufzunehmen.

Diverse Zeitungen schreiben von einer 60-Millionen-Euro-Offerte, der US-Sender "ESPN" will aus dem Umfeld der Gunners erfahren haben, dass Dortmund gerne noch den einen oder anderen Euro mehr aufrufen würde. Bei rund 70 Millionen sei eine gewisse Schmerzgrenze erreicht.

Es spricht einiges für Arsenal

Es gibt gute Gründe, warum der Deal tatsächlich klappen könnte. Arsenal hat die wenigsten Tore der Top Six in der Premier League erzielt, derzeit steht die Mannschaft bei 41 Treffern aus 23 Spielen.

Das könnte anderen Teams reichen, um noch weiter oben zu stehen, bei mittlerweile 30 Gegentoren aber ist das auf Dauer zu dünn. Und Aubameyang hat in den vergangenen vier Spielzeiten in 164 Pflichtspielen satte 125 Tore erzielt.

Arsenal ist mit Alexandre Lacazette, Alexis Sanchez und Olivier Giroud an und für sich gut aufgestellt im Angriff, die herausstechende Qualität Aubameyangs bringt das Trio aber nicht mit: jene Grundschnelligkeit, mit der sich auch das Konterspiel variieren ließe.

Und dann ist da noch Sven Mislintat. Der ehemalige Chefscout von Borussia Dortmund arbeitet nun seit einigen Wochen in London, der Abschied vom BVB wurde nach prächtigen Jahren doch von einigen Zwischentönen begleitet.

Mislintat war es, der Aubameyang einst bei AS Saint-Étienne entdeckte und zusammen mit Jürgen Klopp und Michael Zorc nach Dortmund holte. Kaum einer dürfte den Spieler besser kennen als Mislintat, der dazu ziemlich sicher auch noch die eine oder andere interne Information aus Dortmund in Erfahrung bringen könnte.

Mislintat soll den Verantwortlichen in London bereits empfohlen haben, Aubameyang trotz der zuletzt häufigen disziplinarischen Aussetzer zu verpflichten.

Die ganz große Rotation

Der Haken an der Sache: Sofern sich in der Causa Sanchez nichts bewegt, dürften Arsenals Avancen auch eher zurückhaltend bleiben. Die nächste Transfer-Saga um den Chilenen beschäftigt derzeit die Insel, die Klubs aus Manchester sollen stark interessiert sein.

Im Gegenzug steht sogar ein Kauf von Uniteds Henrikh Mkhitaryan im Raum. Mit dem Armenier wiederum hatte Aubameyang beim BVB eine hervorragende Zeit, in der Saison 2015/16 waren beide an 62 Toren für Dortmund direkt beteiligt.

Etwas wildere Spekulationen gehen von einem möglichen Tauschgeschäft zwischen Dortmund und Arsenal aus, demnach soll der derzeitige Reservist Giroud für Aubameyang bald beim BVB auf Torejagd gehen.

Für den Gabuner scheint es in Dortmund kaum noch eine Zukunft zu geben. Laut einem Bericht der "Bild" habe der Spieler schon im Dezember um seine Freigabe gebeten. Als Dortmunds Bosse die Bitte abgelehnt hatten, habe Aubameyang vor dem Pokalspiel bei den Bayern aus Frust und Verärgerung darüber "eine Verletzung vorgeschoben".

Noch rund zwei Wochen ist es möglich, einen Transfer abzuwickeln. Borussia Dortmund ist in diesem Fall sogar in einer ganz angenehmen Position: Der aufnehmende Klub muss sich bewegen, der BVB kann sich zumindest öffentlich neutral zu Aubameyang äußern und vorerst einfach abwarten.

Am Ende wird aber wohl ein Verkauf stehen. Das Problem, mit einem unzufriedenen Spieler Woche für Woche umgehen zu müssen, ihn womöglich trotz respektablem Gehalt auf die Tribüne zu setzen und damit Unruhe innerhalb der Mannschaft zu haben, kann sich auch die Borussia nicht dauerhaft leisten.

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