Man mag es kaum glauben, aber im Urlaub kann man viel falsch machen. Das fängt schon bei der Wahl des Urlaubsortes an. Zuhause bleiben oder wegfahren? Bill und Tom haben da ihre Entscheidung schon getroffen, wie sie in der neuesten Ausgabe ihres Podcasts "Kaulitz Hills" erzählen. Doch während sich Tom mit einer Strandmuschel plagt, revolutioniert Bill auf Mallorca das Reisen.

Christian Vock
Eine Satire
Diese Satire stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Mit einem "Auf Staffel sechs, Folge eins!" stoßen Tom und Bill Kaulitz am Mittwoch auf den aktuellen Stand ihres Podcasts an. Dass sie das überhaupt machen können, liegt offenbar an Toms Beharrlichkeit, denn er habe seinen Bruder seit Tagen nicht erreichen können und das aus gutem Grund: "Ich bin wirklich komplett vom Planeten gefallen", erklärt Bill und meint damit seinen Aufenthalt auf Mallorca, von dem er später noch ausführlicher berichten wird. Zumindest von den Teilen, an die er sich noch erinnern kann.

Bill befindet sich nämlich wie so viele Menschen auf der Nordhalbkugel im Sommerurlaub. Sein Bruder Tom tut es ihm gleich und genießt mit Toms Frau ebenfalls eine Auszeit. Wo genau, weiß ich nicht mehr, entweder auf der Karibik-Insel St. Barth oder in Karls Erdbeerhof, ich habe an der Stelle gerade nicht aufgepasst.

Ist auch nicht so wichtig, wichtiger ist, wo Tom nach seinem Malle-Trip gelandet ist. "Ich bin jetzt in Italien", klärt Bill auf und schwärmt von der Kulinarik des Landes.

"So ganz frische Wassermelone gibt's dann hier und ganz tolle Erdbeeren", lobt Bill die lokalen Spezialitäten seines Urlaubsortes: Außerdem berichtet er: "Gerade haben wir einen Koch hier, der uns zeigt, wie man selber Pasta macht. Es ist wirklich ein Träumchen."

Ja, das klingt wirklich nach einem Träumchen und vielleicht suchen Sie ja auch gerade noch nach einem Reiseziel für Ihren Urlaub, haben aber gerade nicht so viel auf dem Girokonto wie Bill und Tom. Für diesen Fall habe ich ein paar praktische Tipps für Sie.

Reisen für den kleinen Geldbeutel

Das alles kriegt man nämlich viel günstiger hin – und mit viel geringerem Aufwand. Sehnt man sich zum Beispiel nach den Weiten spanischer Felder und den lokalen Spezialitäten des Landes, wie etwa den Tomaten, kann man einfach zuhause bleiben und ein Glas Wasser trinken.

Möchte man den Geschmack spanischer Tomaten noch authentischer haben, trinkt man nicht nur ein Glas Wasser zur Tomate, sondern 500 Gläser Wasser. So ein Tomatenanbau im Gewächshäusermeer braucht echt viel Bewässerung.

Aber was für Spanien-Touristen gilt, gilt natürlich auch in die andere Richtung. Wer gerne einmal in Deutschland Urlaub machen möchte, muss dafür nicht extra den weiten Weg auf sich nehmen. So ein Deutschland-Feeling bekommt man mit wenigen Handgriffen zuhause auch selbst hin.

Will man zum Beispiel einen Städte-Trip nach Berlin unternehmen, hat aber nicht so viel Geld, bittet man einfach einen Bekannten, einen so richtig anzumotzen, gerne auch grundlos. Mich packt jetzt schon das Fernweh nach Berlin, ich bin gerade viel zu gut gelaunt.

Möchte man hingegen den Süden des Deutschlands bereisen, vielleicht, um die bayerische Mundart kennenzulernen, praktiziert man dasselbe wie eben, bittet aber den Bekannten, bei dem Gemotze auf sämtliche Konsonanten zu verzichten – et voilà: Oberbayerisch.

Ist man auf diese Weise erst einmal im bayerischen Flow, kann man sich auch gleich den bayerischen Baudenkmälern widmen. Was liegt da näher, als ein Besuch von Neuschwanstein und auch den bekommt man zuhause kostenlos hin.

So funktioniert Smalltalk in Deutschland

Dazu stellt man sich einfach in seinem Heimatort in eine Schlange und wenn man dran ist, geht man einfach wieder ans Ende und fängt mit dem Warten von vorne an. Das macht man dann einfach ein paar Stunden und bekommt so ein ganz gutes Gefühl dafür, wie es ist, eine Touristenattraktion in Deutschland zu besuchen.

Möchte man statt Burgen- lieber ein Reichstagsschlangenfeeling haben, nimmt man einfach den motzenden Bekannten mit. Möchte man die Wartezeit in der Schlange überbrücken, kann man versuchen, mit der einheimischen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen.

Dazu nimmt man einfach wieder den Bekannten und versucht, ihn in ein belangloses Gespräch zu verwickeln. Bitten Sie den Bekannten aber vorher, sämtliche Smalltalk-Angebote zu ignorieren, denn Deutsche können keinen Smalltalk. Deutsche können sogar so wenig Smalltalk, dass sie noch nicht einmal ein eigenes Wort dafür haben. Smalltalk funktioniert in Deutschland anders. Für Smalltalk in Deutschland brauchen Sie Statistiken und Zahlen. Da stehen wir Deutschen drauf.

Deutsche lieben zum Beispiel Gespräche über Quadratmeter und Benzinpreise. Fragen Sie einen Deutschen und er kann Ihnen die exakte Quadratmeterzahl seiner Wohnung sagen, inklusive Schrägen und Kellerabteil. Faszinierend. Unnütz, aber faszinierend.

Haben Sie im Urlaubssimulationsgespräch mit Ihrem Bekannten aber nicht nur die Quadratmeterzahl Ihrer Wohnung im Kopf, sondern auch den Benzinpreis, für den Sie auf der Fahrt nach Deutschland getankt haben. Sie werden danach gefragt werden.

Die Revolution des Reisens

Möchten Sie Deutschland nicht mit dem Auto bereisen, sondern mit der Deutschen Bahn, können Sie die deutsche Zugromantik ebenfalls ganz einfach von zuhause aus genießen. Gehen Sie dafür einfach in ein Zugmuseum, setzen Sie sich dort in einen Ausstellungswagon und schon erfahren Sie nicht nur den Komfort, sondern auch die Pünktlichkeit einer Zugfahrt in Deutschland.

Für noch mehr Authentizität packen Sie zusätzlich ein Leberwurstbrot aus und schalten das WLAN ihres Handys aus. Vergessen Sie aber auf keinen Fall beim Verlassen des Museums, die unschuldige Dame an der Information anzuschreien. Das gehört beim Bahnfahren in Deutschland zum guten Ton.

Ja, Urlaub in Deutschland muss nicht viel kosten und ist schnell selbst gemacht. Vielleicht hätte Tom das ja besser auch so gemacht. Der hat nämlich in seinem Urlaub versucht, so erzählt er, bei Wind eine Strandmuschel aufzubauen. Muss man die Nerven für haben.

Wesentlich cleverer ist dagegen Bill seinen Urlaub auf Mallorca angegangen. Ein Junggesellinnenabschied habe ihn auf die Insel verschlagen und über den Beginn dieser Reise sagt Bill: "Wir haben im Flieger angefangen zu trinken. Nein! Nicht im Flieger! Im Auto!"

Empfehlung der Redaktion:

Bereits um 8:00 Uhr hätten sie die erste Flasche Champagner geleert und dieses Tempo offenbar beibehalten. "Ich hab ein kleines bisschen sehr über die Stränge geschlagen", erzählt Bill und kommt zu dem Schluss: "Ich hab so viel getrunken – absoluter Filmriss."

Empfehlungen der Redaktion

Viel schlauer kann man einen Urlaub eigentlich gar nicht machen. Denn wenn man nicht mehr weiß, wo man ist, kann man überall hin gereist sein. St. Barth, Mallorca, Karls Erdbeerhof – nur mit Alkohol eine Weltreise machen, einfacher kann Urlaub gar nicht sein.