Im neuen ProSieben-Format "Deutschlands dümmster Promi" ist Wissen kein Vorteil, sondern ein Handicap. Der Mechanismus: Wer zu klug antwortet, scheidet aus, wer ahnungslos ist und Dinge wie "Johann Wolfgang von Beethoven" sagt, darf wiederkommen. Mit dabei: ein Panoptikum der Prominenz, darunter Gülcan Kamps, Mario Basler, Dolly Buster, Marc Bator sowie Markus Söders Tochter Gloria-Sophie Burkandt und Armin Laschets Sohn Joe Laschet.
ProSieben hat wieder einmal Mut zum Tabubruch bewiesen. In einer Fernsehwelt, in der schon nahezu alles durchdekliniert wurde, dreht der Sender das klassische Quiz-Format einfach mal auf links. "Wie blöd sind diese Promis wirklich?", fragt Comedy-Autor Peter Rütten in der neuen ProSieben-Sendung "Deutschlands dümmster Promi" aus dem Off und setzt damit gleich zu Beginn den ironischen Rahmen. Moderiert wird die Show von
Das Who’s Who der Ahnungslosigkeit
Der eigentliche Reiz der neuen Quizshow liegt natürlich in der Besetzung, die wie ein Panoptikum aus Privatfernsehen, Boulevard-Historie und Promi-Fortpflanzung wirkt:
Ergänzt wird die Runde durch Ex-"Tagesschau"-Sprecher
Promis am Limit
Die erste Aufgabe des Abends ist eine, bei der es logisch zu denken gilt: Die Protagonisten müssen jeweils eine Kerze an einer Korkwand befestigen und anzünden. Sie haben zwei Minuten Zeit und lediglich Reißnägel und eine Schachtel Streichhölzer als Hilfsmittel. Die Kerze muss so brennen, dass kein Wachs auf den Boden tropfen kann. "Gibt es ein Richtig und ein Falsch hierbei?", will Kamps allen Ernstes wissen. Nur
Anschließend muss buchstabiert werden.
Der Ex-Kicker sieht Frank-Walter Steinmeier vor sich und überlegt lang. Kommt da noch ein Geistesblitz? Fast! "Unser Bundespräsident, toller Mann, der Herr Seehofer", kommentiert Basler das Porträtfoto. Burkandt greift sich an die Stirn. Kamps erkennt den Mann zwar sofort, weiß aber nicht, welches Amt er innehat. "Deutscher Politiker. Ich kann ehrlich gesagt nicht sagen, was er gerade macht", so die Moderatorin.
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Auch mit der Optik Ludwig van Beethovens kann Ex-Kicker Basler wenig bis gar nichts anfangen. "Keine Ahnung, kann ich nichts dazu sagen. Der schreibt Bücher oder malt – ist mir doch scheißegal", konstatiert er. Kamps setzt uns wiederum gefährliches Halbwissen vor: "Das ist Johann Wolfgang von Beethoven – ein deutscher Komponist, der irgendwann taub geworden ist." Bei Alice Schwarzer kommt Basler dann ins Spekulieren: "Das ist doch die von den Grünen, oder? Grüne interessieren mich grundsätzlich nicht, die machen unser Land kaputt", so der 56-Jährige. Die Geschichte beginnt jetzt traurig zu werden.
Fremdscham als Erfolgsrezept
In der Exit-Runde, dem großen Finale der eher kurzen Sendung, entscheidet sich, wer die Show verlassen darf und nächste Woche nicht mehr dabei sein muss. Die Regeln: Wer im grünen Bereich steht, darf sich zwei Fehler leisten; wer gelb leuchtet, hat nur ein Extraleben; wer rot markiert ist, muss jede Frage richtig beantworten.
"Bin ich jetzt raus?", will Herren, die mit "Leo" auch nichts anfangen kann, wissen. "Ja, du bist nächste Woche wieder mit dabei. Ist das nicht toll? Du hast noch Chancen auf den Titel 'Deutschlands dümmster Promi'", informiert sie Christian Düren. "Oh, mein Gott!", lacht Herren. "Freust du dich gerade?", will Aly von ihr wissen, was Herren verneint, womit sie immerhin deutlich macht, die Logik der Sendung verstanden zu haben. Auch Basler muss gehen. Buster verabschiedet sich kurz später, weil sie ein Dutzend für sechs hält. Burkandt hingegen stolpert darüber, dass Dermatologen für die Haut zuständig sind, und hält 0,00001 Deziliter für einen Liter, während Joe Laschet, der zuvor noch schwierigere Fragen gefordert hat, der Ansicht ist, dass der Februar in einem Schaltjahr 28 Tage habe. Am Ende bleibt Marc Bator übrig. "Ich bin nicht Deutschlands dümmster Promi. Das ist für mich das Allerwichtigste, dass dieser Kelch an mir vorübergegangen ist", sagt er erleichtert.
Die Show als Kulturdiagnose
Das Prinzip von "Deutschlands dümmster Promi" wirkt gleichermaßen absurd wie zeitdiagnostisch: Nicht Wissen zählt, sondern Scheitern. Unwissen wird zum Kapital, weil falsche Antworten unterhaltsamer sind als richtige. Fremdscham ist dabei die Währung des Formats. Mario Basler brachte es im Vorfeld in einem Gespräch mit unserer Redaktion selbstironisch auf den Punkt: Als Sportler wolle man immer gewinnen – selbst, wenn der Preis "Deutschlands dümmster Promi" lautet. So entpuppt sich die Show weniger als seichte Unterhaltung, sondern vielmehr als kleine Kulturdiagnose. "Deutschlands dümmster Promi" ist kein Ausrutscher, sondern eine Bedienungsanleitung für ein Mehr Aufmerksamkeit im Jahr 2025. Wer nichts weiß, kann am Ende abräumen.