Während sich die deutschen Nationalspielerinnen in der Schweiz auf das Halbfinale gegen Spanien vorbereiten, trainieren die übrigen Bayern-Spielerinnen in München bereits für die neue Saison – mit neuem Trainer. José Barcala will vollenden, was Vorgänger Alexander Straus begann. Warum er glaubt, der Richtige dafür zu sein.
Die Mannschaft werde das ihrem neuen Trainer nochmal sagen müssen, meinte
Mittelfeldstrategin Oberdorf wäre auch gern mit den DFB-Frauen in der Schweiz, um am Mittwochabend im Halbfinale gegen die favorisierten Spanierinnen anzutreten. Doch die EM kam nach dem Kreuzbandriss im vergangenen Sommer zu früh für sie. Stattdessen erlebt Oberdorf – zusammen mit etwa acht anderen Bayern-Spielerinnen der ersten Mannschaft – den Neuen von Beginn an.
"Ich möchte Spielerinnen ermutigen, dass sie sich sicher fühlen und keine Angst davor haben, Fehler zu machen."
Die Kommunikation ist es, was Barcala auszeichnet, das sagt der 43-Jährige selbst von sich, insbesondere der Frauenfußball passe zu ihm. Das habe er gemerkt, als er 2019 erstmals Co-Trainer der Frauen-Mannschaft von Girondins Bordeaux wurde. "In diesem Moment habe ich schnell gemerkt, dass meine Art der Führung gut zum Frauenfußball passt", erzählt der Spanier am Montag in seiner ersten Medienrunde beim FC Bayern. "Ich möchte Spielerinnen ermutigen, dass sie sich sicher fühlen und keine Angst davor haben, Fehler zu machen. Es gibt viele Spielerinnen, die sich wirklich verbessern wollen und zuhören."
Damit unterscheidet sich der Neue kaum vom früheren Trainer Alexander Straus, mit dem die Mannschaft dreimal Meister wurde und einmal den DFB-Pokal gewann. Dass der Norweger eher zu viel als zu wenig kommunizierte, quittierte die Mannschaft regelmäßig mit Schmunzeln. Barcala, der bekennender Fan seines Heimatvereins Deportivo La Coruna ist, will auch sportlich das fortführen, was Straus angefangen hat – mit ein paar Feinheiten.
Barcala will noch eine neue Flügelspielerin
Der 43-Jährige, der zuletzt Servette FC Chênois Feminin aus Genf trainierte und mit ihnen vergangenes Jahr Double-Sieger wurde, setzt auf schnellen Ballbesitzfußball mit vielen Pässen und schnellen Flügelspielerinnen. Unter Straus lief viel über die Mitte, weshalb mit Klara Bühl nur eine ausgewiesene Flügelspielerin in der Mannschaft spielt. Geht es nach dem neuen Trainer, soll sich das ändern. "Ich bin sehr glücklich mit der Mannschaft, sie ist sehr ausgeglichen, aber wir versuchen trotzdem noch jemanden für den rechten Flügel zu finden."
Offene Worte des Neuen, der sich weniger Ausrechenbarkeit seines Teams wünscht, vor allem in internationalen Topspielen. Man habe eine "starke taktische Grundlage, auf der wir aufbauen wollen". Aber: "Wir wollen unberechenbarer werden für die Gegnerinnen." Derzeit hat der Trainer ein Überangebot an Mittelfeldspielerinnen. Für manche von ihnen, zum Beispiel Georgia Stanway, kann er sich neue Positionen, etwa auf der Acht oder Zehn, vorstellen. Bislang spielte die Engländerin meist auf der Doppelsechs mit Sarah Zadrazil. Dasselbe gilt für Arianna Caruso, die gerade bei der italienischen Nationalelf den Takt angibt.
Die Sehnsucht nach dem Champions-League-Titel
Das Ziel der Bayern-Frauen ist klar: Nachdem die Münchnerinnen unter Straus die Frauen-Bundesliga dominieren, zählen nun internationale Erfolge. Bisher hat das Team zweimal das Halbfinale der Champions League erreicht – das soll sich unter Barcala ändern: "Ich bin sehr sicher, dass Bayern bald die Champions League gewinnen wird", sagt er selbstbewusst. Dafür müsste sich das Team jeden Tag so verhalten, "auch im Dezember, wenn es regnet und wir trotzdem trainieren müssen".
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Oberdorf ist überzeugt vom Plan ihres neuen Trainers: "Ich glaube, dass wir echt attraktiven Fußball spielen werden. Wir haben Großes vor." Daran werden sich Barcala und die Mannschaft messen lassen müssen.
Verwendete Quellen
- Pressegespräch und Training mit José Barcala und Bayern-Spielerinnen am 21.07.25