Die schlechteste Saison seit dem Aufstieg gespielt und erstmals nicht für Europa qualifiziert: Auf Red-Bull-Fußballboss Jürgen Klopp wartet bei RB Leipzig viel Arbeit.

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Jürgen Klopp steht bei RB Leipzig vor einem Scherbenhaufen. Nach nur wenigen Monaten im Amt muss der globale Red-Bull-Fußballboss beim einstigen Vorzeigeprojekt des Konzerns die schlechteste Bundesliga-Saison mitverantworten, die am Ende im Fernduell mit seiner alten Liebe FSV Mainz 05 nicht einmal für den Trostpreis Conference League reichte.

Nun türmen sich viele Probleme vor Klopp auf: die knifflige Suche nach einem Trainer, der XXL-Umbruch des teuren Kaders und die Frage nach der künftigen Ausrichtung.

Leipzig spielt kommende Saison nicht international

Durch das 2:3 gegen den VfB Stuttgart am letzten Spieltag spielen die Sachsen erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg 2016 in der nächsten Saison nicht international. Selbst Klopps Gehilfe Zsolt Löw konnte als Interimscoach das schlingernde Team nicht mehr auf Champions-League-Kurs bringen. Ohne die Verlockungen der größten Bühne des europäischen Fußballs büßt Leipzig für Trainerkandidaten und Wunschspieler viel an Reiz ein.

Was bleibt, ist pure Enttäuschung. "Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen, der Verein braucht jetzt diesen Umbruch", sagte Löw. Vor allem müsse RB eine "Kultur schaffen", damit die Jungprofis den Verein nicht nur "als Sprungbrett oder Übergangsstation" sehen.

RB Leipzig - VfB Stuttgart
RB Leipzig hat die schlechteste Bundesligasaison seiner Klubgeschichte gespielt. © Elisa Schu/dpa

Keine Kontinuität in der sportlichen Führung

Selbst Klopp, der die Trennung von Kumpel Marco Rose Ende März wohl mit abgesegnet hat, hätte es wohl schwer gehabt, das offenkundig überschätzte Leipziger Team in die Spur zu bringen. Ohne Zweifel ist der Kader der teuerste, aber keineswegs der beste der RB-Historie gewesen. Die internen Probleme am Leipziger Cottaweg sind jedoch hausgemacht und zeigen sich seit der Entmachtung von Ralf Rangnick 2019, der die RB-DNA wie kein anderer geprägt hat, allein schon in der sportlichen Führung.

Nach der Trennung von Markus Krösche im April 2021 vertraute RB-Boss Oliver Mintzlaff plötzlich Medien-Experte Florian Scholz die sportliche Macht an. Dann sollte Max Eberl alles wieder auf Kurs bringen, erlag aber dem Lockruf aus München und musste vorzeitig gehen. Rouven Schröder sollte im Übergang alles kitten, ehe Marcel Schäfer im vergangenen Sommer als Sportvorstand eingestellt wurde. Kontinuität an einer zentralen Schaltstelle sieht anders aus.

Mainz macht's Leipzig vor

Wie es besser geht, können sich die Leipziger auch bei Mainz 05 abschauen. Den Startplatz für die Conference League empfinden die Rheinhessen als Hauptgewinn.

FSV Mainz 05 - Bayer Leverkusen
Der FSV Mainz 05 hat trotz deutlich geringerer finanzieller Mittel als RB Leipzig den Einzug für die Playoffs der Conference League geschafft. © Torsten Silz/dpa

"Wir genießen das und sind da sehr froh", sagte FSV-Sportdirektor Niko Bungert nach dem 2:2 gegen Bayer Leverkusen. Für den Klub sei der kleinste Europacup eine "große Sache", betonte er. Obwohl Nationalspieler wie Jonathan Burkardt und Nadiem Amiri Begehrlichkeiten geweckt haben, werde es einen "riesigen Umbruch" nicht geben, erklärte Bungert. Stattdessen setzt man weiter auf Beständigkeit.

Bei RB hingegen beginnt für Klopp und die Klubspitzen jetzt das ganz große Aufräumen. Möglichst schnell sollen eine Reihe personeller Altlasten gelöst werden, um Platz im Kader zu schaffen.

Simons und Sesko vor dem Abschied?

Die Leihspieler Timo Werner, André Silva, Janis Blaswich und Ilaix Moriba (alle Verträge bis 2026) und Eljif Elmas (2028) sollen verkauft werden, das dürfte nur mit finanziellen Zuschüssen möglich sein. Auch die erfahrenen Spieler wie Kevin Kampl, Peter Gulacsi sowie Willi Orban und Lukas Klostermann haben alle noch länger laufende Verträge.

Zwar spülten die Sachsen in den vergangenen fünf Jahren 650 Millionen Euro an Transfererlösen in die Klubkasse. Doch sportlich gab es nach den Weggängen von Dani Olmo und Co. kein Wachstum mehr. Auch der hoch eingeschätzte Xavi Simons konnte die Erwartungen auf der Spielmacher-Position nicht erfüllen.

Laut Transferexperte Fabrizio Romano soll der Niederländer bereit für ein neues Kapitel sein. Gegen Stuttgart fiel er bei seinem Torjubel mit einer eher zweifelhaften Geste auf, die womöglich sagen sollte: Was plappert ihr?

RB Leipzig - VfB Stuttgart
Mit einer zweideutigen Geste in Richtung der Fans sorgte Xavi Simons für Irritationen. © Jan Woitas/dpa

Mit einem Verkauf von Simons sowie von Benjamin Sesko, der gegen Stuttgart erst in der 87. Minute kam, wird gerechnet. Als einziger Sommer-Zugang ist Ezechiel Banzuzi (Vertrag bis 2030) für das Mittelfeld schon fix. "Es ist nach einer enttäuschenden Saison wichtig, Dinge zu verändern, einen neuen Geist reinzubringen", sagte Sportvorstand Schäfer. (dpa/bearbeitet von ms)