Die Vereinslegende wollte zurück zum Hamburger SV. Aber der Beirat lässt ihn nicht zur Präsidentenwahl zu. Vermutlich aus Sorge, dass er seine Expertise einbringen könnte.
Jetzt Hand aufs Herz und ehrlich sein: Wer kennt Kai Esselsgroth, Henrik Köncke und Frank Ockens? Außerhalb von Hamburg ganz sicher niemand. Aber einen dieser Namen wird die Fußballwelt noch kennenlernen: Alle drei wollen HSV-Präsident werden – und wurden vom Beirat des Vereins zur Wahl am 21. Juni zugelassen.
Nicht zugelassen wurde jemand, den alle Welt kennt: Felix Magath, Legende beim Hamburger SV und mehrfacher Meistertrainer. Er bringt mit, was die drei anderen Kandidaten nicht haben: Fußballsachverstand. Das wäre ja auch verrückt gewesen: einen an der Vereinsspitze zu haben, der sich bei der wichtigsten Sportart im Verein auskennt.
Marcell Jansen als löbliche Ausnahme beim HSV
Im Ernst: Der Hamburger SV hat über Jahre darunter gelitten, dass im Aufsichtsrat zu viele Laien mitgeredet haben. Der bisherige Präsident Marcell Jansen war die löbliche Ausnahme: Seine vergleichsweise frische Bundesliga-Expertise half bei der Beurteilung von Krisenmomenten in der 2. Liga. Das hilft nicht immer – aber es bewahrt meistens vor größerem Schaden.
Denn das ist die größte Gefahr bei Laien an der Vereinsspitze: Sie blicken vielleicht mit dem gesunden Menschenverstand auf den Profifußball, aber brauchen bestenfalls Ewigkeiten, um Zusammenhänge zu verstehen, oder lösen schlimmstenfalls mit Amateurhaftigkeit Irritationen aus. Bei
Für den HSV hätten die Bayern Vorbild sein können
Die Ablehnung seiner Personalie muss andere Ursachen haben, vermutlich diese hier: Er wollte als Präsident vielleicht zu viel mitreden. Das wäre ärgerlich für einen Sportvorstand Stefan Kuntz gewesen, der sich ständig auf dem Prüfstand gefühlt hätte, aber gleichzeitig befruchtend, wenn die Chemie zwischen den beiden stimmt. Vorbild hätten hier die Bayern sein können.
Das Verhältnis zwischen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge war beim FC Bayern nie frei von Spannungen, hier prallten Ansichten und Fachwissen ungebremst aufeinander. Am Ende war es immer Ying und Yang: Gemeinsam bauten sie zielführend die erfolgreichste Phase des deutschen Vereinsfußballs – und arbeiten noch heute zusammen.
Magath taugt nicht zum Händeschütteln
Von Kai Esselsgroth, Henrik Köncke oder Frank Ockens muss niemand beim HSV Belehrungen befürchten. Die sind zufrieden, dass sie repräsentieren dürfen. Magath taugt nicht zum Händeschütteln. Er kann anstrengend sein, besserwisserisch und ziemlich eindeutig bei der Formulierung. Kompetenz aber würde ihm niemand absprechen.
Da sind die drei Auserwählten die bequemere Lösung (wobei Henrik Köncke ein Ultra-Fan war und seine eigene Agenda verfolgt). Das kann man so machen und einen Vereinsbeirat darüber entscheiden lassen, wie viel Demokratie ein Verein aushalten kann. Besser wäre es gewesen, man hätte die Mitglieder über Felix Magath entscheiden lassen.
Über den Autor
- Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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Verwendete Quellen
- kicker.de: HSV: Das Nein zu Magath und die Gründe
- feverpitch.de: Präsidentenamt beim HSV: Absage für Magath