Während die Spielerinnen ihre verletzte Kapitänin Giulia Gwinn grüßen, zeigt die ARD Werbung. Die Vor- und Nachberichterstattung mit Moderator Claus Lufen und Expertin Almuth Schult fällt jeweils kürzer aus als geplant. Die TV-Kritik zur Übertragung des Spiels Deutschland gegen Dänemark.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wer am frühen Dienstagabend vor dem Fernseher Platz nahm, um das zweite Spiel der deutschen Fußballerinnen bei der Europameisterschaft gegen Dänemark anzuschauen, sah zunächst einmal Radsport.

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Die Sportredaktion der ARD hatte entschieden, bei den finalen Kilometern der vierten Etappe der Tour de France weiter live auf Sendung zu bleiben, obwohl um 17:15 Uhr eigentlich die Fußballübertragung starten sollte.

Fußball-Übertragung startet mit Verspätung

Als Tadej Pogacar und Mathieu van der Poel schließlich zeitgleich über die Ziellinie sprinteten, war es bereits 17:27 Uhr. Angesichts der enorm spannenden Entscheidung war es aber eine gute und nachvollziehbare Entscheidung der ARD, die Tour-Etappe weiter live zu zeigen.

Das sahen wohl auch die Fußballfans so, größere Beschwerden in den sozialen Netzwerken blieben jedenfalls aus. Mit einer knappen Viertelstunde Verspätung begrüßten schließlich Moderator Claus Lufen und Expertin Almuth Schult das Publikum aus dem EM-Studio der ARD.

Claus Lufen unterbricht Almuth Schults Ausführungen

Trotz des verkürzten Vorlaufs gelang es dem Duo, die Zuschauerinnen und Zuschauer gut auf das Spiel einzustimmen. Auch wenn sich der Zeitmangel in einigen Momenten bemerkbar machte und der Ablauf der Sendung etwas hektisch wirkte.

Etwa als Lufen Schult fragte, wie die DFB-Frauen den Ausfall der verletzten Kapitänin Giulia Gwinn kompensieren könnten, dann aber die Ausführungen der früheren Nationaltorhüterin unterbrach, um die Aufstellung der deutschen Mannschaft anzuschauen.

Es wurden Bilder vom Fanmarsch des DFB-Anhangs durch Basel gezeigt, dazu ein Beitrag über Klara Bühl. Reporterin Lea Wagner interviewte im St.-Jakob-Park Bundestrainer Christian Wück, zehn Minuten vor Anpfiff übernahm dann Stephanie Baczyk, die das Spiel aus dem Stadion kommentierte.

ARD zeigt Werbung, während die Mannschaft Giulia Gwinn grüßt

Unmittelbar vor dem Anpfiff berichtete Baczyk von einer schönen Szene, die sich gerade eben zugetragen hatte. Die DFB-Frauen hätten einen Kreis gebildet und das Trikot der verletzten Giulia Gwinn in die Mitte gelegt, erzählte die Kommentatorin. Außerdem würden die Spielerinnen Armbänder mit der Aufschrift "GG7" als Gruß an Gwinn tragen.

Giulia Gwinn
Die DFB-Frauen vergessen ihre verletzte Kapitänin Giulia Gwinn nicht. © IMAGO/ActionPictures

Wenig später wurde auf dem Instagram-Account der DFB-Frauen ein kurzes Video hochgeladen, in dem die Spielerinnen die Armbänder und das Gwinn-Trikot in die Kamera hielten, während das Mannschaftsfoto aufgenommen wurde.

Die Zuschauerinnen und Zuschauer in der ARD bekamen diesen emotionalen Moment aber nicht zu sehen, da der Sender die Gelegenheit nutzte, um zwischen den Nationalhymnen und dem Anpfiff Werbespots zu senden.

Nun ist es durchaus nachvollziehbar, dass auch ein öffentlich-rechtlicher Sender angesichts teurer Sportrechte die Gelegenheit nutzt, um Geld zu verdienen. Allerdings war in diesem Moment zumindest das Timing unglücklich.

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Schult liegt mit Einschätzung zum Abseitstor von Bühl richtig

Nach dem Anpfiff kommentierte Baczyk das Spiel ruhig und souverän und lag mit ihren Einschätzungen fast immer richtig. Ein echter Mehrwert war die Zuschaltung von Expertin Schult nach dem vermeintlichen Führungstreffer durch Klara Bühl. "Für mich als Torhüterin ist das Abseits", sagte Schult und erklärte, dass das Tor wohl gleich zurückgenommen werde. Genauso kam es dann auch.

Spannend wäre deshalb auch Schults Einschätzung zum Führungstor der Däninnen durch Amalie Vangsgaard gewesen. "Sie weiß es auch, Ann-Katrin Berger, es ist die Torwartecke", sah Baczyk zumindest eine Mitschuld bei der deutschen Torhüterin.

Schult wurde diesmal aber nicht zugeschaltet, was sich nach einer verpassten Chance anfühlte. Sie analysierte die Szene erst in der Halbzeit. "Für mich kein Torwartfehler", urteilte sie und begründete die Einschätzung damit, dass es ein harter Schuss aus kurzer Distanz von Vangsgaard gewesen sei.

Klara Bühl präsentiert das "GG7"-Armband

Kurioserweise fiel auch die Nachbetrachtung des 2:1-Sieges der DFB-Frauen kürzer aus als gedacht, da sowohl in der ersten wie auch in der zweiten Halbzeit aufgrund mehrerer VAR-Entscheidungen und Verletzungsunterbrechungen lange nachgespielt wurde und um 20:20 Uhr die "Tagesschau" wartete.

Lufen und Schult nutzten im Anschluss aber den Vorlauf zum Spiel der deutschen Gruppengegner Polen und Schweden, um weiter über die DFB-Frauen zu sprechen. Klara Bühl hielt schließlich auch das "GG7"-Armband im Interview mit Reporterin Inka Blumensaat in Großaufnahme in die Kamera, sodass auch zu diesem Thema keine Fragen offen blieben.

Am Ende war es mit der Übertragung in der ARD also ganz ähnlich wie mit dem Spiel der deutschen Frauen gegen Dänemark: Nicht alles war perfekt, eigentlich gibt es aber auch keinen Grund zu meckern.

Verwendete Quellen