Nach dem Ausfall von Giulia Gwinn rückt Sjoeke Nüsken beim DFB-Team weiter in den Mittelpunkt. Dass die 24-Jährige heute auf dem Fußballplatz steht, ist allerdings gar nicht so selbstverständlich. Denn Nüsken hätte es wohl auch in einer anderen Sportart zum Profi geschafft.

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Es ist schon relativ unwahrscheinlich, dass man in einer Sportart so viel Talent und Fleiß und Willen mitbringt, dass eine Profikarriere in erreichbare Nähe rückt. Dass es aber gleich in zwei Sportarten klappen könnte, gleicht schon fast einem Wunder.

Deutschlands Nationalspielerin Sjoeke Nüsken ist so ein Ausnahmetalent. Die nach Giulia Gwinns Ausfall frisch gekürte Vize-Kapitänin des deutschen Teams, hätte es wohl auch zur Profi-Tennisspielerin geschafft, wenn sie denn dabei geblieben wäre. Doch – Gott sei Dank für Fußballdeutschland – entschied sie sich als Jugendliche für den Fußball und gegen Tennis.

Dabei galt Nüsken als Riesentalent im deutschen Tennis. 2011 wurde sie beim Jüngstenturnier in Detmold Deutsche Meisterin. Auch die U9- und U10-Meisterschaft konnte sie feiern.

Fußball siegt über Tennis

Dennoch war ihre Liebe zum Fußball größer und der Erfolg gibt ihr natürlich recht. Mit 14 Jahren wurde sie in die U14-Westfalen-Auswahl berufen, ab der U15 spielte sie auch für die jeweilige DFB-Auswahl ihres Jahrgangs, bis sie 2021 ihr Debüt im deutschen A-Nationalteam feiern durfte. Von 2019 bis 2023 stand sie dabei beim 1. FFC Frankfurt unter Vertrag, bis sie 2023 zum FC Chelsea wechselte, wo sie bereits zweimal die Meisterschaft feierte.

Dass sie sich für den Fußball und gegen Tennis wo sie möglicherweise als Profi deutlich mehr Geld verdienen hätte können hat Nüsken nie bereut, wie sie unlängst in der Pressekonferenz vor dem zweiten EM-Gruppenspiel gegen Dänemark gegenüber dem ZDF erklärte. "Es ist total cool, hier zu sein. Ich weiß nicht, ob das mit Wimbledon so funktioniert hätte, aber das wäre natürlich als Tennisspielerin auch ein Ziel gewesen. Aber ich freue mich, jetzt ein EM-Spiel bestreiten zu dürfen. Dass ich so viel im Fußball erreichen durfte, das ist schon unglaublich."

Tennis wäre deutlich lukrativer

Wimbledon, das aktuell zeitgleich stattfindet, schüttet an die Siegerin im Einzel drei Millionen Pfund aus Laura Siegemund erhält für ihren überraschenden Viertelfinaleinzug bereits 400.000 Pfund. Zum Vergleich: Sollte das deutsche Team Fußball-Europameisterinnen werden, erhält jede Spielerin 120.000 Euro.

Das DFB-Team kann in jedem Fall froh sein, Nüsken in seinen Reihen zu haben. Denn gerade durch den Ausfall von Giulia Gwinn steigt Nüskens Wichtigkeit im Team noch einmal enorm. Das zeigt sich auch daran, dass sie nun Vize-Kapitänin des Teams ist. Im Mittelfeld ist sie aus Wücks Team nicht mehr wegzudenken, hat sich gerade auch in der Defensivarbeit enorm weiterentwickelt.

Eine kleine Rolle spielt aber auch Tennis noch in Nüskens Leben. Das wurde deutlich, als Serena Williams das Frauen-Team des FC Chelsea besuchte. Williams' Mann, Alexis Ohanian, ist Anteilseigner des Frauen-Teams. Williams' Besuch jedenfalls freute Nüsken sichtlich, als sie auf einer Pressekonferenz des DFB auf Nachfrage unserer Redaktion davon erzählte. "Serena Williams zu treffen, mit ihr ein Foto zu machen, war cool, gerade auch weil ich selber recht gut Tennis gespielt habe." Sie habe Williams auch direkt davon erzählt. Und da scheint dann auch ein bisschen Stolz mitzuschwingen, auf diese Karriere, die vielleicht auch hätte sein können.

Verwendete Quellen