Jahrelang galt der FC Barcelona als die beste Mannschaft der Welt. Selbst nachdem der FC Bayern München die Katalanen im Vorjahr mit insgesamt 7:0 aus dem Halbfinale der Champions League schoss, rüttelte kaum jemand an diesem Status. Ein Jahr später steht fest: Die Bayern sind das neue Barca.

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Erstmals seit sieben Jahren hat der FC Barcelona den Einzug ins Halbfinale der Champions League verpasst. Der FC Bayern München ist hingegen auf dem besten Weg, den Titel aus der Vorsaison zu verteidigen - als erste Mannschaft überhaupt. Wir nennen vier Gründe, warum der FC Bayern den FC Barcelona endgültig als Nummer eins im Weltfußball abgelöst hat:

Der FC Bayern hat die bessere Mentalität

Auf unglaublich dramatische Art und Weise verliert der FC Bayern München gegen den FC Chelsea das "Finale dahoam" im Mai 2012. So mancher Klub wäre in ein tiefes Tal gestürzt - nicht so die Münchner. Die bitterste Niederlage der Vereinsgeschichte macht den deutschen Rekordmeister umso stärker. Unter Jupp Heynckes holt der FCB in der folgenden Saison mit dem Gewinn der Champions League, des DFB-Pokals und der Deutschen Meisterschaft das erste Triple der Klub-Historie. Und auch unter Pep Guardiola sind die Rekord-Bayern auf Triple-Kurs.

Der 3:1-Erfolg gegen Manchester United am Mittwoch zeigt erneut: Keine Mannschaft ist mental so stark wie die Münchner. Trotz Überlegenheit liegt der FCB durch einen Sonntagsschuss von Patrice Evra plötzlich hinten. Und wie reagiert die beste Mannschaft der Welt? Mario Mandzukic köpft zwei Minuten nach dem Rückstand den Ausgleich, Thomas Müller und Arjen Robben drehen die Partie endgültig. Wenn die Bayern gefordert sind, rufen sie ihr ganzes Potenzial ab und sind effektiv - so wie einst Barcelona.

Dem Barca von heute fehlen diese Mittel hingegen, wie bei der 1:0-Niederlage gegen Atletico Madrid zu sehen war. Andres Iniesta, Xavi und Co. schoben sich die Kugel hin und her, blieben bei ihren Pässen in die Spitze aber immer wieder in der gut organisierten Abwehr der Madrilenen hängen.

Barca hat durch die Verletzungen von Gerard Pique und (dem alternden) Kapitän Carles Puyol keine Leitfiguren im Team. Auch Messi ist kein Leader. Vielmehr lässt sich der 26-Jährige oft vom schlechten Spiel seiner Mannschaft anstecken, wirkt gegen Atletico zeitweise völlig lethargisch. Mit 6,8 Kilometern lief er zudem nur 1,5 Kilometer mehr als sein Torwart Jose Pinto.

Der FC Bayern hat die bessere Taktik

Guardiolas Handschrift ist immer noch eindeutig im Spiel des FC Barcelona zu erkennen. Im Match bei Atletico Madrid hatten die Katalanen 71 Prozent Ballbesitz. Doch die deutlich besseren Torchancen kreierten die Gastgeber, die bereits im ersten Durchgang dreimal das Aluminium trafen. Insbesondere gegen Top-Teams wird deutlich: Barcelona verfügt über keinen Plan B. Auf Barcas Ballbesitz-Fußball haben sich die Gegner inzwischen bestens eingestellt. In der zweiten Halbzeit hatte Barcelona nur zwei gute Chancen zum Ausgleich. So ideenlos wie Barcelona gegen Atletico um den gegnerischen Sechzehner umherirrte, erinnert das sehr an die letzten Spiele unter Ex-Trainer Frank Rijkaard in der Saison 2007/2008. Damals belegte Barca am Ende nur einen enttäuschenden dritten Platz in der Liga. Auf Rijkaard folgte Guardiola - was sich mit sechs Titeln 2009 sofort bemerkbar machte.

Beim FC Bayern ist die Lage eine andere. Mit Franck Ribery, Arjen Robben, Mario Götze, Toni Kroos und Thomas Müller hat der Deutsche Meister ein Überangebot an torgefährlichen Mittelfeldspielern, die auf unterschiedlichsten Positionen eingesetzt werden können. Guardiola kann seine Mannschaft demnach auf jeden Gegner perfekt einstellen. Im Vergleich zu seiner Zeit bei Barcelona ist Guardiola taktisch flexibler geworben. Auch hohe Bälle sind inzwischen erlaubt - wenn das der Gegner verlangt. Mit Mario Mandzukic, Claudio Pizarro und alternativ den "falschen Neunern" Götze und Müller hat der FC Bayern zudem Spieler in vorderster Spitze, die die Vorlagen ihrer Mitspieler bestens verwerten. Ob über die Mitte oder über die Außen, ob mit Kurzpassspiel oder hohen Flanken: Die Bayern bleiben durchgehend torgefährlich - und sind damit die variabelste Mannschaft der Welt.

Der FC Bayern hat den besten Trainer der Welt

Als der FC Bayern die Verpflichtung von Ex-Barca-Trainer Guardiola bekannt gab, mischten sich unter die euphorischen auch einige zweifelnde Stimmen. Der Tenor: Mit Spielern dieser Qualität hätte jeder Trainer so viele Titel geholt. Doch der 43-Jährige strafte mittlerweile alle Zweifler Lügen. Guardiola hat den FC Bayern noch besser gemacht. Wohlgemerkt, eine Mannschaft, die unter Jupp Heynckes in der Bundesliga von Rekord zu Rekord eilte, den DFB-Pokal gewann und auch die Champions League verdient für sich entschied. Guardiolas Spieler haben sein System vollständig verinnerlicht. Ballbesitzwerte von 70, teilweise über 80 Prozent sind normal, die Gegner rennen der Kugel meist nur hinterher.

Gerardo "Tata" Martino, den der FC Barcelona für den krankheitsbedingt ausgefallenen Tito Vilanova verpflichtete, hat seiner Mannschaft hingegen keine echte Handschrift verpasst. Der Argentinier setzt das Fußball-Konzept seiner Vorgänger schlicht weiter fort.

Der FC Bayern hat einen besseren Kader

Es ist manchmal erschreckend, welche Möglichkeiten zur Rotation Guardiola hat. Wenn Franck Ribery und Arjen Robben eine Pause benötigen, dann spielen eben Thomas Müller und Mario Götze auf den Außen. Auch schwerwiegende Ausfälle wie die von Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez (beide gesperrt) sowie Thiago Alcantara und Xherdan Shaqiri (beide verletzt) kompensiert der deutsche Rekordmeister gegen Manchester beinahe mühelos.

Im Mittelfeld scheinen die Optionen für Guardiola unbegrenzt, und auch im Tor und in der Abwehr verfügt der deutsche Meister über die deutlichen besseren Alternativen als der FC Barcelona. Die Katalanen spielten gegen Atletico mit Jose Pinto im Tor sowie Javier Mascherano und Marc Bartra in der Innenverteidigung - zwei Spieler, die nicht mehr bzw. noch nicht zu Europas Elite unter den Verteidigern gehören. Guardiola hatte als Barca-Trainer neben Pique und Puyol mit Rafael Marquez und Gabriel Milito zwei erfahrene Abwehr-Stützen, die er problemlos auch in wichtigen Partien einsetzen konnte. Diesen Luxus hat Martino nicht mehr.

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