Eine Personalentscheidung bei der luxemburgischen Nationalmannschaft sorgt für Diskussionen. Gerson Rodrigues ist trotz seiner Verurteilung zu einer 18-monatigen Haftstrafe auf Bewährung für die kommenden Länderspiele nominiert worden.
Am Freitagabend steigt ein Fußball-Testspiel, das unter normalen Umständen – bei allem Respekt – nicht allzu viele Fans interessieren würde. Diese normalen Umstände sind beim Aufeinandertreffen zwischen Luxemburg und Slowenien allerdings nicht gegeben.
Grund dafür ist, dass sich im Kader der Luxemburger mit Gerson Rodrigues ein verurteilter Straftäter befindet. Als Trainer Luc Holtz den 29-Jährigen am 23. Mai für die kommenden Länderspiele nominierte, war dieser bereits in erster Instanz wegen mehrfacher Körperverletzung verurteilt worden. Wenige Tage später erfolgte die Bestätigung der Strafe durch ein Berufungsgericht. Rodrigues wurde zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Gegenstand der Verhandlung waren Vorwürfe gegen den Stürmer, wonach er im November 2022 seine damalige Freundin geschlagen haben soll. Darüber hinaus soll er einem Mann vor einem Nachtclub in Luxemburg-Stadt Knochen im Gesicht gebrochen haben. Einem weiteren Mann habe er außerdem einen Zahn ausgeschlagen. Die Vorwürfe hat er seither bestritten, an seiner Verurteilung änderte das allerdings nichts.
Luxemburgischer Verband stärkt Rodrigues den Rücken
Stimmen, wonach Rodrigues als verurteilter Straftäter nicht länger Teil der Nationalmannschaft sein sollte, trat der luxemburgische Verband (FLF) entgegen: "Der Verwaltungsrat der FLF findet, dass Gerson Rodrigues nicht ein zweites Mal vom Verband bestraft werden soll und dass er eine zweite Chance verdient hat", sagte Marc Diederich, Justiziar des Verbandes laut "Sportschau.de". "Er hat vor Gericht eine Strafe bekommen und wir wollen ihn nicht ein weiteres Mal für dieselben Fakten verurteilen." Gleichzeitig schickte der Verband aber auch eine Warnung mit: "Es ist aber glasklar, und das hat er so auch gesagt bekommen, dass so etwas nicht mehr vorkommen darf."
Kritik aus der luxemburgischen Politik gibt es trotzdem: "Ich reagiere allergisch auf jede Form von Gewalt. Gerson Rodrigues ist ein Idol für Kinder und hat daher eine gewisse Vorbildfunktion", erklärte etwa die sozialdemokratische Abgeordnete Liz Braz bei Instagram. Sie forderte den Ausschluss von Rodrigues aus der Nationalmannschaft für die Dauer seiner Strafe.
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Nationaltrainer Holtz wiederum schoss zurück und sagte, "dass einige Politiker Gerson als Zielscheibe nutzen, um politische Werbung für sich selbst zu machen". Luxemburgs Verbandspräsidenten Paul Philipp sprach sogar von einem "Lynchmord" an Rodrigues.
Rodrigues, der noch bis Ende Juni von Dynamo Kiew an den portugiesischen Erstligisten AVS Futebol SAD ausgeliehen ist, bedankte sich in einem Instagram-Beitrag für die Unterstützung des Verbandes und kündigte an, die Antwort "auf dem Platz zu geben".
Die Thematik könnte auch in Deutschland nochmal an Fahrt aufnehmen: Am 10. Oktober empfängt die deutsche Nationalmannschaft Luxemburg in der WM-Qualifikation, am 14. November folgt das Rückspiel in Luxemburg.