Real Madrids Schmutzkampagne gegen Spaniens Top-Schiedsrichter geht weiter. Vor dem Clásico veröffentlicht Reals hauseigener Sender ein Video gegen Schiedsrichter Alejandro Hernández Hernández.
Real Madrid macht dort weiter, wo es vor dem Pokalfinale aufgehört hat: mit der Herabwürdigung von Schiedsrichtern und dem Schüren von Hass der eigenen Fans.
Nachdem die "Königlichen" bereits vor dem Pokalfinale gegen den FC Barcelona – Sie erinnern sich, das war das Spiel mit der Rüdiger-Eskalation – eine Schmutzkampagne gegen Ricardo de Burgos Bengoetxea gefahren hatten, hat der Verein nun auf dem vereinseigenen TV-Kanal ein Video gegen Alejandro Hernández Hernández veröffentlicht.
Der pfeift ganz zufällig den Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona am Sonntag (16:15 Uhr), der möglicherweise eine Vorentscheidung über die spanische Meisterschaft geben könnte. Sollte Barca den Clásico gewinnen, könnte sich das Team von Trainer
Grund genug für Real, offenbar schon vor Spielbeginn einen möglichen Schuldigen auszumachen, dem man dann die Schuld in die Schuhe schieben kann, sollte die Sache gegen die Katalanen in die Hose gehen. Ein bewährtes Mittel in Madrid, denn schon länger vertritt man dort die Ansicht, dass Real von den spanischen Schiedsrichtern grundsätzlich benachteiligt würde.
Schmutzkampagne mit falschen Zahlen
Das versucht man nun auch in dem Video gegen Hernández Hernández zu beweisen. Nur blöd, dass Real dabei auf falsche Zahlen zurückgreift. In dem Video behaupten die Redakteure von "Real Madrid TV" unter anderem, Real habe unter Hernández Hernández die schlechteste Siegquote im Vergleich mit allen Schiedsrichtern, die mindestens zehn Madrid-Spiele gepfiffen hätten. Lediglich 54 Prozent betrage die Siegquote, heißt es in dem Video.
Eine Zahl, die nicht stimmt, wie die spanische Presse sofort bemerkt. "In Wirklichkeit beträgt sie 57 Prozent", schreibt die "Sport" und weist zudem darauf hin: "Was sie dabei übersehen ist, dass dieser Gewinnprozentsatz derselbe ist wie beim FC Barcelona, bei den Katalanen sogar um einige Prozentpunkte niedriger."
Und noch eine falsche Statistik ist der "Sport" ins Auge gesprungen. Denn im Video wird auch behauptet, Real habe unter der Leitung von Hernández Hernández nur zwei der letzten sechs Begegnungen gewonnen. Tatsächlich sind es aber drei, stellt die "Sport" klar: "Im Halbfinale des Supercups 2022/23 gegen Betis gewannen die Weißen schließlich im Elfmeterschießen."
30 Jahre alte Aussage wird ausgegraben
Mit reinen Zahlen hält sich das Video jedoch nicht auf, stattdessen wird auch ein Zitat von Hernández Hernández eingeblendet, in dem er erklärt, dass sein Lieblingsteam der FC Barcelona sei. Die Botschaft: Dieser Schiedsrichter ist voreingenommen! Was das Video jedoch verheimlicht: Zum Zeitpunkt dieser Aussage war Hernández Hernández zwölf Jahre alt. Aber warum nicht eine über 30 Jahre alte Aussage ausgraben, wenn es dem Narrativ dient.
Der Umgang mit Schiedsrichtern in Spanien ist seit jeher nicht besonders zimperlich, Real Madrid hebt die Anfeindungen jedoch schon seit geraumer Zeit auf eine neue Stufe. Bereits im Februar erklärte der Klub nach einer Niederlage gegen Espanyol Barcelona: "Die Entscheidungen gegen Real Madrid haben ein Ausmaß an Manipulation und Verfälschung des Wettbewerbs erreicht, das nicht länger ignoriert werden kann."
Kinhöfer: "Grenzt an Körperverletzung"
Den vorläufigen Höhepunkt erreichte Real Madrids Schmutzkampagne dann mit dem Pokalfinale, als auch über Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea im Vorfeld ein Video veröffentlicht wurde. Als Bengoetxea in der Pressekonferenz vor dem Spiel daraufhin in Tränen ausbrach, entschuldigte sich Madrid nicht etwa, sondern forderte die Absetzung des Schiedsrichters für das Endspiel.
Die Eskalation in den Schlussminuten, als Antonio Rüdiger mit einem Eispack nach dem Schiedsrichter warf und folgerichtig mit Rot vom Platz gestellt wurde, wirkt da schon fast als logische Konsequenz.
"Das grenzt ja schon fast an Körperverletzung, was die mit dem Mann da gemacht haben", urteilt Ex-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer in der ZDF-Sendung "Bolzplatz". "Das hat man ja auch in der Spielleitung gesehen, an Körpersprache, Gestik, dass er sich fast für jeden Pfiff entschuldigt hat." Für den Fußball sei das eine Katastrophe.
Von Reals verkorkster Saison kann die Schiedsrichter-Kampagne im Übrigen auch nicht ablenken. Die "Königlichen" drohen nach dem Ausscheiden in der Champions League und dem verlorenen Pokalfinale ganz ohne Titel dazustehen. Außer vielleicht mit dem Titel der schlechtesten Verlierer.