Nach vielen Enttäuschungen der letzten Jahre startet 1860 München mit viel Euphorie in die neue Drittligasaison. Grund dafür ist auch Kevin Volland, der den Klub sportlich möglicherweise auf ein neues Level heben kann.
Ganz kurz hatte man in diesem Sommer im Münchener Stadtteil Giesing das Gefühl, der Wahnsinn wäre endlich vorbei. Investor Hasan Ismaik wollte seine Anteile am Klub scheinbar verkaufen. Und die aktive Fanszene, die dem jordanischen Geschäftsmann schon immer kritisch gegenüberstand, feierten spontan bis in die Nacht.
Am Ende wurde es mal wieder nichts - Ismaik verkauft seine Anteile doch nicht, der vermeintliche Käufer stellte sich als Hochstapler heraus. Dass die Stimmung bei 1860 in diesem Sommer aber ganz unabhängig davon optimistisch bleibt, hängt vor allem mit einem zusammen:
Und für die 3. Liga ist der 32-Jährige ein absoluter Ausnahmetransfer. Vier Jahre ist es her, dass Volland als Hoffnung des deutschen Sturms mit im Kader der EM 2021 stand. 21 Tore hatte Volland zuvor für AS Monaco in der Ligue 1 erzielt und die zu dieser Zeit sehr dürftige Konkurrenz im deutschen Sturm damit in den Schatten gestellt. Volland versprach den deutschen Fans den "echten" Stürmer, den man im DFB-Team nach Klose und Gómez lange Zeit vergeblich gesucht hatte.
Volland wäre beinahe Weltmeister geworden
Zuvor schon hatte Volland sich in acht Bundesligajahren bei Hoffenheim und Leverkusen als konstant treffsicherer Bundesligastürmer erwiesen. Um ein Haar hätte er sich sogar Weltmeister nennen können, stand bei der WM 2014 schon im vorläufigen WM-Aufgebot. Aus dem ihn der damalige Bundestrainer Joachim Löw dann überraschend strich und nur mit
Nationalspieler dieses Formats hat die 3. Liga selten gesehen - und wenn, dann meist als Aushilfe in den zweiten Mannschaften der Bundesligaklubs. Kevin Großkreutz, der 2014 den Sprung in den Weltmeister-Kader schaffte, spielte etwas mehr als zwei Jahre für den KFC Uerdingen, bis dort das Geld für die hohen Spielergehälter ausging. Ansonsten ist die Verpflichtung von Kevin Volland vom Namen her mit kaum einem anderen in der 3. Liga zu vergleichen.
1860 München ist eine große Herausforderung
Besonders weil Volland sich mit 32 Jahren vergleichsweise noch in einem guten Fußballeralter befindet. Robert Lewandowski etwa jagte im gleichen Alter noch die Torrekorde von Gerd Müller in der Bundesliga.
Volland hingegen spielt in der kommenden Saison gegen Verl, Viktoria Köln oder den TSV Havelse, um 1860 zurück in die Erfolgsspur zu bringen - eine Herausforderung, die wohl nicht so viel kleiner ist als ein Bundesliga-Torrekord. Dass man dem Marktoberdorfer abnimmt, dass ihm 1860 München am Herzen liegt, ist da schon mal eine gute Hilfe. Wenn Volland über die Rückkehr zu 1860 spricht, dann gehen die Herzen der Fußballromantiker auf. "Es ist für mich eine Herzensangelegenheit", hatte er bei der offiziellen Verkündung seiner Rückkehr nach München schon betont. Und: "Ich habe extrem viel Bock."
Und auch sportlich machen die ersten Testspiele der Löwen Hoffnung, dass dieser Transfer genau das hält, was er verspricht. Beim deutlichen 4:0-Sieg gegen Ligakonkurrent Jahn Regensburg traf Volland nicht nur zweimal, sondern beim 4:0 sehenswert per Weitschuss von der Mittellinie. Für das "Tor des Monats" ist er jetzt schon ein guter Kandidat.
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Volland und Niederlechner: keine "Two-Man-Show"
Trotzdem solle das prominente Offensivduo um Volland und Niederlechner keine "Two-Man-Show" werden, sondern den Klub sportlich nach vorne bringen, erklärte ersterer zuletzt gegenüber dem Fußballmagazin "11Freunde". Und stapelte in einer Presserunde hinsichtlich der konkreten Ziele für Münchener Verhältnisse überraschend tief: "Wir wollen auf jeden Fall oben mitspielen, das ist klar. Irgendwelche anderen Ziele zu formulieren, wäre mit dieser Mannschaft lächerlich. Aber das Wort Aufstieg bei einer so langen Saison in den Mund zu nehmen, das ist Quatsch", so Volland.
Bleibt nur zu hoffen, dass Volland seine gute Frühform auch mit in die Saison nimmt. Wenn nicht, kann die anfängliche Euphorie auch schneller ins Negative kippen als gedacht. Das Umfeld bei den Löwen ist alles andere als ruhig, daran hat sich nicht viel geändert, seit Volland den Klub vor zwölf Jahren in Richtung Hoffenheim verließ. Der Wahnsinn bleibt 1860 eben immer treu. Volland ist trotzdem zurückgekehrt.