Im Jahresrhythmus feiert Kevin Schade sein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft, nun schon zum dritten Mal. Was zeichnet ihn aus und kann er auch eine langfristige Option für Bundestrainer Julian Nagelsmann werden?

Julian Nagelsmanns Nachnominierung von Kevin Schade dürfte bei manchen Fußballexperten dann doch wieder eine kleine Überraschung gewesen sein. Ähnlich wie schon im vergangenen Jahr. Und im Jahr davor. Der 23-jährige Linksaußen ist ein Phänomen: Alljährlich kämpft er sich nach längeren Pausen wieder in den Kreis der Nationalmannschaft zurück. Und zwischendurch verschwindet der Flügelspieler zumindest in der Wahrnehmung in Deutschland völlig von der Bildfläche.

Dass Schade so etwas wie die große Unbekannte der Nationalmannschaft ist, liegt auch daran, dass der gebürtige Potsdamer Deutschland schon verlassen hat, bevor er sich hierzulande überhaupt einen Namen machen konnte. Ganze 29 Bundesligaspiele hat er in seiner Karriere bislang bestritten. Beim SC Freiburg gelang Schade in der Saison 2021/22 unter Christian Streich zumindest zeitweise der Durchbruch im Profikader. Langfristig konnte er sich als Stammspieler bei den Breisgauern aber nie etablieren.

Brentford holte Schade für Millionensumme

Schon im Winter 2022/23 folgte deshalb schon der überraschend frühe Wechsel in die Premier League. Die vom FC Brentford gezahlten 25 Millionen Euro wirken im Vergleich zu den diesjährigen Transfers von Woltemade und Wirtz schon fast unspektakulär.

Doch der Klub aus dem Londoner Westen ist nicht für das Zahlen der großen Ablösesummen bekannt. Stattdessen verfolgt er durchaus erfolgreich den sogenannten "Moneyball-Ansatz". Er verpflichtet kostengünstig Spieler, die überdurchschnittlich gute statistische Werte aufweisen, von anderen Klubs aber übersehen werden.

Wohl kaum ein Spieler passt besser in die Kategorie "Übersehen" als Schade. Den FC Brentford dürfte er vor allem mit seinen Geschwindigkeitswerten auf dem Platz überzeugt haben. In seiner letzten kompletten Bundesligasaison 2021/22 gehörte er zu den drei schnellsten Spielern der Liga.

In der Premier League brauchte der Ex-Freiburger trotzdem lange, um anzukommen. Im Frühjahr 2023 war er in Brentford klassischer Einwechselspieler, für ein Nationalmannschaftsdebüt unter dem damaligen Bundestrainer Hansi Flick gegen Peru reichte es dennoch. Sechs Monate später berief ihn Flick nochmals ins Team – bei dessen letzten Spiel als Bundestrainer, der 1:4-Klatsche gegen Japan, durfte Schade nochmals Minuten sammeln.

In der Liga hatte Schade währenddessen Probleme: Auch wegen langwieriger Verletzungen bestritt er in seiner ersten kompletten Saison in England nicht einmal die Hälfte der Spiele.

Wirklich durchsetzen konnte sich Schade in Brentford erst im Sommer 2024, also fast ein Jahr später. Mit guten Leistungen zum Saisonstart 2024/25 feierte er da auch direkt seine Rückkehr in die Nationalmannschaft – dieses Mal unter Trainer Julian Nagelsmann. Während der nach Schades drittem Länderspiel in der Nations League gegen die Niederlande aber wieder auf andere Spieler auf dem Flügel setzte, ging die erfolgreiche Zeit für Schade in der Premier League weiter.

Schade traf für Brentford zweistellig

In der Saison 2024/25 verpasste Schade mit dem FC Brentford kein Spiel in der Premier League mehr und traf elfmal. Damit gehört er jetzt schon zu einem der wenigen deutschen Spieler, die es schafften, in einer Premier-League-Saison zweistellig zu treffen. Im Gedächtnis bleibt den Brentford-Fans vor allem der 4:3-Sieg gegen Manchester United im Mai, zu dem Schade mit zwei Toren einen erheblichen Beitrag leistete.

Spätestens jetzt ist der Offensivspieler in der wohl stärksten Liga der Welt angekommen, die BBC nannte ihn den "am stärksten gewandelten Spieler" der Premier League. Auch Florian Wirtz, der beim FC Liverpool noch auf seinen Durchbruch wartet, dürfte sich womöglich den ein oder anderen Tipp von ihm abholen.

TV-Experte Dietmar Hamann, für seine relativ klaren Meinungsäußerungen bekannt, empfahl Julian Nagelsmann die Nominierung von Schade deshalb schon vor einer Woche. "Der Spieler ist aktuell unser erfolgreichster Mann", erklärte Hamann in seiner Kolumne auf Sky. Die Verletzungsprobleme von Leweling und der Ausfall von Woltemade zwangen Nagelsmann dann doch, sich den Ratschlag zu Herzen zu nehmen.

Darf Schade endlich länger mit dabei sein?

Und so darf Schade sich jetzt schon zum dritten Mal als Rückkehrer in der Nationalmannschaft beweisen. Und darauf hoffen, dass sein Einsatz dieses Mal keine alljährliche Ausnahme ist. Mit Serge Gnabry und dem bereits genannten Leweling hat Schade auf seiner Position schließlich nicht mehr viel Konkurrenz vor sich.

Andere Kandidaten wie den zu Galatasaray gewechselten Leroy Sané oder Chris Führich vom VfB Stuttgart dürfte Schade mit seinen Leistungen mittlerweile überholt haben. Die Chancen, erstmals zweimal in Folge für das DFB-Team nominiert zu werden, wären aktuell so hoch wie wohl nie.

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Auf der anderen Seite kann Nagelsmann auf dem linken Flügel zur Not auch auf mehrere Offensiv-Allrounder zurückgreifen – die Dortmunder Karim Adeyemi und Maximilian Beier sind nur zwei davon. Und irgendwann soll ja auch der länger verletzte Jamal Musiala wieder ins DFB-Team zurückkehren. Vielleicht heißt es für den Brentford-Profi also nach dieser Länderspielperiode dann doch wieder: bis nächstes Jahr.

Verwendete Quellen