Diese Woche möchte ich mit einem "Danke" an die celebritybegeisterte Stammleserschaft dieser Kolumne beginnen. An die vielen Millionen Freunde der gepflegten Premiumunterhaltung, für die das Leben, Wirken und die Wehwehchen unserer Lieblingspromis genauso wichtig sind wie für mich. Ihr habt diese Kolumne zu einem Kleinod der VIP-Einordnung gemacht. Wie wirkmächtig diese hammerharte Zelebritäten-Revue inzwischen geworden ist, konnten wir diese Woche beobachten.
Kaum hatte ich vor Wochenfrist unter dem Titel "Eine Promi-Bilanz wie ein Konkursverfahren: Unpromi Big Brother startet" den Heimatsender der D-Prominenz, also Sat.1, dafür abgemahnt, unter dem etikettenschwindelnden Projektnamen "Promi Big Brother" ein paar seichtintellektuelle VIP-Geisterfahrer als Top-Celebritys hochzujubeln, deren "Prominenz" im Prinzip darin besteht, irgendwann mal auf TikTok 100.000 Follower generiert zu haben oder vor 40 Jahren mal in einem TV-Format im Nachtprogramm durchs Bild gelaufen zu sein - schon legt Sat.1 diese Woche nach und bessert im Promi-Kader aus.
Unpromi Big Brother Reloaded
Neben den bereits in der vergangenen Woche bekannt gegebenen Teilnehmern
1.
Nomen est omen, sagt der Lateiner. Herb ist aber in diesem Fall vor allem der Tonfall in den Formaten, durch die Paco sich für PBB (Kurzform von Promi Big Brother) qualifiziert hat:
Love Island (gewonnen mit einer Kandidatin namens Bianca Balintffy, die leider nicht an PBB teilnimmt, obwohl seit
Kampf der Realitystars, also etwa PBB für alle, die statt einer Karriere nur TikTok haben.
RTL-Turmspringen, was mutig ist, denn Torsten Legat verlor dort mal einen Hoden.
Are You The One und natürlich Fame Fighting, denn wer herb ist, ist nicht nur fame, sondern auch gut im Fighting.
Anders als andere hat Herb aber auch einen sogenannten seriösen Beruf als Back-Up, wenn es mit dem Sieg bei PBB nicht klappen sollte: Er ist ausgebildeter Bademeister. Ein Standortvorteil für alle Reality-Formate, in denen man als unbedarfter TV-Rookie stets sehr leicht untergehen kann.
2.
Ist geboren und lebt noch heute im schönen Bergisch-Gladbach. Gäbe es
Das Fachmagazin "Südwestpresse" hat sogar noch weiter recherchiert und investigativ herausgefunden, das Pinar Sevim vergeben ist und früher Bäckereifachangestellte war. Das "vergeben" ist so mittelgut für PBB (kein flirten!), solange der Partner nicht auch prominent ist (lästern!).
Hingegen ist jemand, der sich gut mit Backwaren auskennt, natürlich willkommen im Container der Talentlosen. Dort wird nämlich traditionell mit einem sehr geringen Budget für Verköstigung gesorgt. Oftmals beschränkt sich die Auswahl an Hauptnahrungsmitteln auf Toastbrot und Ketchup.
Anders als der Nachname im ersten Moment vermuten lässt, handelt es sich bei der Schauspiel-Ikone Doreen Dietel nicht um eine Frau/Tochter/Schwester von Monaco-Franze-Legende Helmut Dietl.
Vor allem das überschüssige "e" in Doreen Dietels Nachnamen lässt auch an der Filmbranche gänzlich uninteressierte PBB-Connaisseurs schnell erahnen: Die sind genauso wenig verwandt wie Laura Müller (siehe:
Hinweise auf ihren Hintergrund gibt da schon eher der Vorname. Doreen Dietel wuchs in der DDR auf und kennt sich daher mit Zwangskasernierung gut aus. Ein echter Standortvorteil für eine erfolgreiche Teilnahme an den Hunger Games für Promicontainer-Insassen.
Nach einigen durchaus relevanten und erfolgreichen Film- und Serienprojekten wie Tatort, SOKO 5113, Rosamunde Pilcher, Utta Danella, Kommissar Rex, Rosenheim-Cops, Alarm für Cobra 11 oder Inga Lindström wechselte sie Ende der Nullerjahre das Genre und tritt seither vornehmlich in schauspielfernen Trash-Formaten wie Promi Shopping Queen, Ich bin ein Star – Holt mich hier raus, Das perfekte Promi-Dinner, Das große Sat.1 Promiboxen oder Prominent getrennt auf – gekrönt nun endlich durch den Karrierebooster PBB.
4.
Ja, so habe ich auch geguckt. Das ist schon ein echter Boss-Move von Sat.1, auf die Kritik an der Mittelprominenz der bisherigen Kandidaten mit der Nominierung von einem Wiener Ex-Bauarbeiter zu reagieren, den außerhalb des österreichischen TikToks nur Brancheninsider kennen.
Eine kurze Bildrecherche ergab aber wenigstens einen interessanten Ansatz, mit dem Satansbratan im PBB-Container eventuell zu Fachgesprächen motivieren kann: Früher teilte er sich eine Frisur mit Marco Reus, heute eher mit Nick Woltemade. Dass er nach einer Saison PBB für 85 Millionen Euro zu Newcastle United wechselt, ist aber dennoch unwahrscheinlich.
5.
Das einzige theoretische Schwergewicht im bisherigen PBB-Ensemble. Der promitechnisch längst eingedeutschte US-Amerikaner wurde einst in Natick, Massachusetts geboren, einer beschaulichen 36.000-Einwohner-Stadt in Neuengland. Reality-TV wurde ihm in die Wiege gelegt. Denn schon durch ein Casting-Format wurde er einst bekannt.
Der umstrittene Boygroup-Architekt Lou Pearlman, der bereits weltbekannte Boygroups wie die Backstreet Boys und N*Sync erfunden und zusammengestellt hatte, entdeckte auch Marc Terenzi und seine Restbandkollegen und machte sie in Deutschland als Natural bekannt. Charterfolge blieben nicht lange ein stetiger Begleiter der Band, so dass man sich nach nur etwas mehr als einem wirklich erfolgreichen Jahr trennte.
Natürlich nicht, ohne dass die Promi-Schlagzeilen-Industrie zu einem Sensationserfolg ausholte: Gerüchte wurden laut, dass Marc Terenzi gegen Band-Regeln verstoßen und sich auf eine Freundin eingelassen haben soll. Das war von Band-Regent Pearlman vertraglich untersagt worden. Boyband-Superstars hatten natürlich sexy, verfügbar und also Single zu sein. Da Terenzis Freundin allerdings kein Groupie, sondern die gerade in den Chart-Olymp durchstartende
Connor wurde jung schwanger, Terenzi dafür aus der Band geworfen. 2004 heirateten Connor und Terenzi und ließen sich dabei vom ProSieben-Erfolgsformat "Sarah & Marc in Love" begleiten. Langfristig in love waren die beiden offenbar aber nicht, 2008 folgte die Trennung.
Terenzi tingelte danach hauptsächlich durch Entzugskliniken und kehrte als Stripper bei den Chippendales-Klonen von The Sixx Paxx auf die Bühne zurück. Diverse Insolvenzen, Gerichtsverfahren, gescheiterte Musik-Comebacks und Vaterschaftsklagen später kehrt der als "The Regels sind the Regels"-Ikone des Dschungelcamps in den Schoß der deutschen Reality-Topformate zurück.
14 Namen, 1000 Fragezeichen
Noch sind vermutlich zwei Promi-Slots offen. Erfahrungsgemäß startet eine PBB-Staffel nämlich mit der VIP-Formel 14+2, also 14 Container-Insassen plus zwei Moderatoren. Traditionell sind der oberhemdenauffällige Jochen Schropp ("Sternenfänger") und die zauberhafte Marlene Lufen ("Sat.1 Frühstücksfernsehen") die mit Abstand größten Prominenten der zweiwöchigen Celebrity-Nabelschau.
Zwei Kandidaten-Patronen hätte Sat.1 nach dieser Rechnung aber noch im VIP-Lauf. Zwei große Namen, die eventuell die gesamte "Kenne keinen, was soll das"-Stimmung an der Fanbasis in Wohlgefallen auflösen könnte.
Für den 2. Oktober ist eine Pressekonferenz angekündigt, in der es "prominente Neuigkeiten" zu verkünden geben soll. Man darf also weiterhin davon träumen, dass Sat.1 zum Beispiel ankündigt, die beiden noch zu vergebenen Plätze etwa an Oliver Pocher, Bill Kaulitz, Sophia Thomalla, Jeanette Biedermann, Verona Pooth, Blümchen, Rezo, Toni Kroos oder (Mega-Überraschung) Jochen Schropp zu vergeben.
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Das würde den Promifaktor deutlich frisieren, die Quoten-Erwartungen pushen und dafür sorgen, dass auch mal jemand die grenzdebilen Wissensspiele mitmacht, der nicht an der Frage scheitert, in fünf Minuten drei Länder zu nennen, die mit "H" anfangen. Und jemand, der seine oder die ihre Prominenz aus facettenreicheren Quellen generiert hat als nur über andere TV-Formate, in denen man wenig anhat, wenig denkt, aber dafür viel redet. Wir dürfen also gespannt bleiben!