Es sind Zeilen, die ihren Weg in diese hochseriöse Promi-Analysekolumne vermutlich nicht unter schockeuphorisierten Jubelchören der gesamten Nation schaffen, aber dennoch bleiben sie zutreffend: Auf gewisse Weise ist Oliver Pocher ein Phänomen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Marie von den Benken dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Klar, man kann über Oliver Pocher vieles sagen. Einiges wäre charmant, etliches würde eher auf gebremste Begeisterung über sein Lebenswerk hindeuten. Harald Schmidt etwa nannte ihn einst "kleine, miese Type".

Selbst seine größten Kritiker müssen jedoch einräumen: Oliver Pocher schafft es zuverlässig, regelmäßig und schon seit vielen Jahren konstant immer wieder auf die Titelseiten. Nicht immer geht es im Kontext von reichweitenstarken Headlines um weltverändernde Bonmots von literarischer Feingeistigkeit. Aber Pocher ist auch kein Philosoph. Er ist Comedian. Also in etwa das, was Richard David Precht auch ist nur dass Pocher weiß, welchen Platz er im Medienzirkus dieser gnadenlos hetzaffinen Gesellschaft einnimmt.

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Oliver Pocher wurde in Hannover geboren. Das ist erst mal nicht schlimm. In der Hauptstadt des Landes Niedersachsen, am Südrand des Norddeutschen Tieflandes, erblickten beispielsweise auch Niclas Füllkrug (war mal BVB!), Lena Meyer-Landrut ("I went everywhere for you, I even did my hair for you"), Annalena Baerbock (war mal Außenministerin!), Annemarie Carpendale (war mal mit Oliver Pocher liiert!), Kai Wiesinger (war mal Gunnar in "Der bewegte Mann"!), Oliver Kalkofe (war mal Mattscheibe!), Doris Dörrie ("Männer"), Per Mertesacker (war mal Weltmeister!), Mathieu Carrière (war mal im Dschungelcamp!) oder Klaus Meine (Scorpions!) das berühmte Licht der Welt.

Oliver Pochers Frühwerk

Insofern ist Oliver Pocher in ganz ansehnlicher Gesellschaft. Seine Jugend jedoch lief weniger beschwerdefrei ab als die der meisten anderen Hannoveraner Vorzeigepromis. Sein Vater war Finanzbuchhalter, seine Mutter Versicherungskauffrau beide aktiv bei den Zeugen Jehovas. Auch Pocher missionierte an Haustüren und versuchte, wildfremden Hannoveranern den "Wachtturm" ans Herz zu legen.

Schon früh zog es ihn jedoch vor größeres Publikum. Nach einigen eher regionalen Gehversuchen als Comedian, Radiomoderator und DJ präsentierte er sich 1998 erstmals einem größeren Publikum, als er bei der damaligen nachwuchsfördernden RTL-Daily-Talk-Queen Bärbel Schäfer ein Comedyset präsentierte. Da war Amira Aly sechs Jahre alt und Pocher wurde vom Schäfer-Publikum ausgebuht.

Entmutigen ließ er sich jedoch nicht und landete kurze Zeit später über eine weitere Nachmittags-Talkshow einen ersten Achtungserfolg. Im von Hans Meiser moderierten Qualitätsformat "Hans Meiser" wurde er für eine Gastwoche als Moderator des damals noch existenten Musiksenders VIVA gecastet.

Bei VIVA moderierten damals viele spätere Stars ihre ersten Gehversuche ins TV-Business an, darunter Heike Makatsch, Klaas Heufer-Umlauf oder Stefan Raab. VIVA galt seinerzeit kurzfristig als Phänomen und zwang durch seinen Erfolg sogar den Branchenriesen MTV, ein eigenes deutsches Programm zu produzieren. MTV ist heute sowas wie Hannover. Die meisten haben irgendwann mal davon gehört, aber kaum jemand kann sich vorstellen, warum man es braucht.

Emporio Enissa Armani

Heute ist VIVA allerdings Geschichte, Pocher füllt aber weiterhin Stadien. Kleine Stadien zumindest. Also, Stadthallen. Den Bürgersaal im Rathaus Rheinfelden zumindest. Also, beinahe. Wer zufällig weiß, wo Rheinfelden liegt, immer schon mal Oliver Pocher live sehen wollte und zufällig am 19. Oktober Zeit hat: Es gibt noch Tickets. Und es könnte sich lohnen. Vielleicht holt Pocher bei der Gelegenheit wieder zu einem seiner schlagzeilenaffinen Rundumschläge aus.

Die hatten diese Woche traditionell viele Opfer. Pocher widmete sich zunächst den Instagram-Pazifisten um Greta Thunberg, die sich mal wieder mit einem Dieselschiff auf den Weg nach Gaza gemacht hat. An ihrer Seite dieses Mal auch einige der bekanntesten Vordenkerinnen unseres Landes, darunter Pochers Arbeitskollegin Enissa Amani. Also, Arbeitskollegin im Sinne von Comedy, nicht im Sinne von Drückerkolonne der Zeugen Jehovas.

Amani jedenfalls ist sich sicher, ihr Weltruhm könnte den Globus endlich wachrütteln, nachdem sie offenbar festgestellt hatte, dass sich die westlichen Medien mit dem Thema Gaza-Krieg im Prinzip überhaupt nicht befassen. Da ist es nur zu verständlich, dass die in Teheran geborene und mehrfach zur Abgabe von Unterlassungserklärungen zugunsten von Unternehmer, Politiker (FDP), Aktivist der Flüchtlingshilfe, Journalist und Buchautor Tobias Huch verurteilte Komikerin die Geschehnisse in Gaza endlich in den Fokus der hiesigen Journalisten rücken möchte.

Enissa Amani ist eine Komikerin (sagt Anja Rützel)

Oliver Pocher, offenbar ein Teilzeit-Zionist, kommentierte Amanis Ankündigung, der sogenannten Gaza Freedom Flotilla beizuwohnen, mit den sarkastischen Worten: "Gute Reise! Gerne auch One Way." Vermutlich eine Anspielung darauf, dass die oftmals wenig züchtig gekleidete und partiell durchgeschminkte Amani bei den Berufsfeministen der Hamas, zu denen sie nun per Thunberg-Fähre aufbricht, vermutlich nicht sehr lange unbehelligt "Free Palestine" würde brüllen können, sobald sie wirklich einen Fuß auf Gaza-Territorium setzte. Anhänger von Amani und/oder dem Gedanken, man sollte als deutscher Kulturschaffender unbedingt geopolitische Alleingänge auf Booten anzetteln, unterstellten Pocher daraufhin, er wünsche Amani den Tod.

Nun ist auch die, na ja, Karriere von Enissa Amani, so wie die ihres Komiker-Pendants Oliver Pocher, nicht unbedingt kontroversenfrei abgelaufen. Als die TV-Format-Rezensionsbeauftragte des ehemaligen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", Anja Rützel, Amani im Jahr 2019 für einen Auftritt während einer Influencer-Award-Show kritisierte, zog Amani umgehend die bei ihr zuweilen recht locker im Ärmel sitzende Rassismuskarte.

Amani hatte damals bei einem wohl offiziell als Stand-up-Comedy deklarierten Auftritt angekündigt, sie wolle "nach Nicaragua auswandern und Papayas züchten", wenn man sie nochmal Komikerin nenne. Rützel schrieb damals, man dürfe Amani daher "wirklich auf keinen Fall mehr 'Komikerin' nennen", denn "spätestens nach dieser Rede kann einfach keiner wollen, dass wir diese Komikerin an die Fruchtproduktionsbranche verlieren." Ein sehr lustiger Satz, wie ich finde. Mithin lustiger als der Auftritt von Enissa Amani, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Ich traf sie irgendwo, allein in Mexiko - Amaaaaaani

Enissa Amanis Auftritte gelten seither als der Oliver Pocher der Komiker-Vorträge. Einige finden es lustig, andere finden es grauenvoll. Zur Kategorie "eher grauenvoll" gehört (neben Tobias Huch) unter anderem die Leiterin des Kulturressorts der Süddeutschen Zeitung, Sonja Zekri. Zekri verriet dem Deutschlandfunk damals in der Causa Amani/Rützel, sie wäre erstaunt von der "enormen Humorlosigkeit" Amanis.

Stichwort erstaunlich. Was viele nicht wissen: Auf jeder Influencer-Award-Show, nach der 2019 Anja Rützel und Enissa Amani aneinandergerieten, bekam auch Greta Thunberg einen Preis. Nämlich den in der Kategorie "Empowerment". Womöglich haben sich Amani und Thunberg genau dort kennengelernt. Heute jedenfalls gondeln Amani und Thunberg, instagramselfietauglich in Kufiya gehüllt, vereint in Richtung Gaza.

Oliver Pocher hingegen segelt nirgendwohin. Er widmet sich lieber weiteren Frauen des öffentlichen Lebens, um ihnen wertvolle Handlungsanweisungen zu offerieren. So beispielsweise auch seiner hannoverschen Heimatstadt-Komplizin Annalena Baerbock. Deren tatsächlich etwas kuriosen Video-Tagebuch-Vorstoß aus ihrer neuen Heimat New York kommentierte der Ex-Mann von Amira Aly wie folgt: "Wenn dir selbst in der Politik die Inszenierung und Instagram wichtiger sind als der Inhalt. Sehen Sie hier die Temu-/Shein-Version von Sex and the City."

Ich fliege nur Lufthansa oder PochAIR

Üblicherweise fischt Pocher allerdings in seinem eigenen Teich. Also weniger in der Politik, sondern viel mehr im Entertainment-Kontext. Und auch da hatte er diese Woche einen interessanten Diss im Repertoire, wie 12-jährige Hannoveranerinnen sagen. Auf einem Foto, das Mats Hummels (nicht in Hannover, sondern in Bergisch-Gladbach geboren es kann also immer noch schlimmer kommen) mit seiner neuen Partnerin Nicola Cavanis zeigt, wirkt die neue Instagram-Berühmtheit an der Seite des langsamsten Innenverteidigers der Welt abwesend und desinteressiert, während der als Ex-Mann von Cathy Hummels berühmt gewordene Weltmeister von 2014 seiner Angebeteten zärtlich die Hand liebkost.

Ein süffisanter Kommentar von VIP-Chefreporter Pocher ließ da nicht lange auf sich warten: "Charakter in einem Bild erklärt. Sympathisch, aber das Handy und Instagram war gerade wichtiger." Nicht unbedingt eine charmante Einordnung des Beziehungsstatus im Hause Hummels/Cavanis, aber andererseits auch nicht verwunderlich. Seit Monaten halten sich Gerüchte, Pocher würde sich ausgerechnet bei der ehemaligen Gattin von Mats Hummels romantische Chancen ausrechnen.

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Das wäre natürlich ein nachvollziehbarer Grund dafür, warum der sonst extrem fußballaffine Pocher, der bislang als Freund von Mats Hummels kategorisiert wurde, sich derart negativ aus dem Hummelsfenster lehnt. Wie viel Wahrheit in diesem Oliver Pocher/Cathy Hummels-Lovestory-Gossip steckt, wird sich eventuell zeitnah auf der Wies'n zeigen. Traditionell ist davon auszugehen, dass Cathy Hummels einige ausgewählte Prominente zu einem Bummel über das Oktoberfest einlädt und dass Oliver Pocher, kulturell aneignend in Lederhose gekleidet, teilnehmen wird. Welchen Promi Pocher während des wichtigsten Literaturfestes der Bundesrepublik dann beleidigt, das werde ich genau hier an dieser Stelle analysieren. Bis dann.