Der "ZDF-Fernsehgarten" ist ja für die eine oder andere Skurrilität bekannt. An diesem Sonntag jedoch dreht man alles noch ein bisschen weiter. Denn Moderatorin Andrea Kiewel sieht sich da im Pool zuerst im Tiger-Bikini und will dann den Bikini sogar ganz weglassen. Einen Fremdscham-Moment später, als Kiewel auch noch den Gast-Koch vor allen Zuschauern blamiert, fragt man sich: Ist das noch authentisch oder schon unprofessionell?
Die neueste Ausgabe des "ZDF-Fernsehgarten" beginnt mit einer Lüge. Sagen wir, mit einer Schwindelei. Vielleicht war es aber auch nur ein Missverständnis – oder es war den Beteiligten auch einfach nur wurscht. In der vergangenen Show jedenfalls versprach
Allerdings versieht das ZDF die Vorstellung der einzelnen Sendungen mit dem Hinweis "Änderungen jederzeit vorbehalten!!!" und die unnötig vielen Ausrufezeichen deuten darauf hin, dass das in der Vergangenheit bereits vorgekommen ist und wohl auch weiterhin vorkommen wird. Und so zieht Andrea Kiewel doch mit ihrer Ankündigung durch und macht einen "Lerchenberg meets Bergdoktor"-"Fernsehgarten". Oder so etwas Ähnliches.
"Hans Sigl, schalalalala" – was zur Hölle?
Mehr "Bergdoktor" geht am Sonntagmittag erstmal nicht, als Moderatorin Andrea Kiewel auf die Bühne kommt, denn sie hat Schauspieler
Da wendet sich Andrea Kiewel etwa in einer Szene ans Publikum, dreht sich im Kreis und stimmt ein "Hans Sigl, schalalalala" an. Das kommt aus dem Nichts und wirkt nicht zuletzt deshalb ein wenig überdreht und deplatziert. Sigl lächelt die Szene mit einem "Aus dir kann man Adrenalin gewinnen" weg, Andrea Kiewel hingegen sieht ihre Einlage als Zeichen dafür, dass man auf "Betriebstemperatur" sei.
Vielleicht stimmt beides, und was das für eine Art von Betrieb sein soll, zeigt Kiewel in einem weiteren skurrilen Moment. Als man sich bei einem Spiel alte "Bergdoktor"-Folgen ansieht, schmachtet Kiewel Sigl an: "Es ist so schön, dich zu sehen, denn du warst schon damals heiß, heute bist du heißer." Das ist ein bisschen mehr als nur die professionelle Freude über einen Gast und etwas später geht es weiter mit den Ich-weiß-nicht-wann's-genug-ist-Momenten.
Andrea Kiewel in "so 'nem Hauch von Tiger-Bikini"?
Weil irgendwer auf die Idee gekommen ist, in einer "Bergdoktor"-Ausgabe ein Floß bauen zu wollen, stehen Kiewel und Sigl irgendwann mit einem Floßbauer am "Fernsehgarten"-Pool. "Diese Stiefel würde ich gern mal an dir sehen", moderiert Hans Sigl den Übergang, als eben noch Sängerin Natascha Wright in sehr hochhackigen Stiefel auf der Bühne stand. Ein Gedanke, der sich in diesem Moment wohl in Kiewels Kopf festsetzt und gleich wieder heraus kommt.
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Denn als man so den Rohbau eines Floßes betrachtet, meint Sigl über die beiden Autoreifen, die da am Floß befestigt sind: "Ich hab dich schon, da drin liegen sehen." Da spinnt Kiewel die Idee einfach weiter und schlägt vor: "In so 'nem Hauch von Tiger-Bikini." Und schneller, als man "unangeneeeehm" sagen kann, setzt Kiewel noch einen drauf: "Ich hab 'ne Idee: Kein Bikini – nur die Stiefel von Natascha." Man weiß nicht, wie ernst gemeint das alles ist, aber genau das ist das Problem. Man merkt lediglich, dass es ein paar Anzüglichkeiten zu viel sind, um lustig zu sein.
Das scheint Kiewel aber nicht zu stören. Denn natürlich landet die Moderatorin irgendwann vom Floß aus im Pool und steht dann in nassem Kleid und Bademantel vor Sigl, während noch die letzten Klänge von La Bouches zweitem Auftritt verhallen. Da öffnet Kiewel den Bademantel, tanzt erst mit dem Oberkörper Sigl an, ehe sie sich umdreht, den Mantel noch einmal lupft, den Hintern hebt und diesen in Richtung Sigl wackelt.
Ist das noch authentisch oder schon unprofessionell?
Das kann man natürlich alles unter den Teppich des Frohsinns kehren und wer so etwas unterhaltsam findet, kann das auch machen. Man kann sich aber auch fragen, ob nicht schon längst eine Verschmelzung von Andrea Kiewel und dem "Fernsehgarten" stattgefunden hat. Die Show und ihre Mitarbeiter seien wie eine Familie, erzählt Kiewel selbst immer wieder, aber vielleicht geht dadurch und durch die lange Zeit, die die Moderatorin nun schon dabei ist, ein bisschen Distanz verloren – und damit auch Professionalität.
Denn natürlich kann man sich freuen, wenn es der Moderatorin an ihrem Arbeitsplatz gefällt, nur ist der "Fernsehgarten" nicht für die Unterhaltung der Moderatorin da, sondern für die Unterhaltung der Zuschauer. Und wenn Kiewel da durchnässt vor Sigl mit dem Hintern wackelt, hat das auch nichts mit Authentizität zu tun, die immer gefordert wird. Man kann authentisch sein und sich gleichzeitig angemessen verhalten. Denn da steht nicht ihr privater Freund Hans vor ihr, sondern Hans Sigl, der Gast im "Fernsehgarten".
Aber offenbar ist der "Fernsehgarten" doch Andrea Kiewel und Andrea Kiewel der "Fernsehgarten" und das sieht man bei einem anderen Gast. Da ist nämlich der Food-Influencer Philipp Steuer gekommen, um Getränke aus Matcha, einem Pulver aus Grüntee, zuzubereiten. Doch das schmeckt Kiewel alles gar nicht – und das macht sie auch deutlich. Erst lässt sie eine Zuschauerin probieren und kommt dann mit deren Zitat zurück: "Das riecht wie aufgebrühte Wiese." Kiewel selbst findet nach einem Schluck: "Hätten getragene Männer-Socken einen Geschmack…" Zum Schluss lässt sie noch eine Variante ohne Matcha zubereiten, "damit ich einmal spür', wenn's gut ist".
Andrea Kiewel und Hans Sigl wetten vorab
Da kann man sich erstens fragen, warum man den jungen Mann überhaupt eingeladen hat, Kiewel hätte das Getränk ja auch einmal vor der Show probieren und dann alles in der üblichen Heile-Welt-Manier professionell durchmoderieren können. So aber lässt sie ihren Gast vor dem Publikum auflaufen und hinterlässt dabei auch noch den Eindruck, dass ihr Geschmack entscheidend ist. Offenbar ist in Kiewels Augen der "Fernsehgarten" tatsächlich Andrea Kiewel und Andrea Kiewel der "Fernsehgarten".
Es steckt also reichlich Andrea Kiewel in dieser "Fernsehgarten"-Ausgabe und dazwischen hat man doch tatsächlich noch das "Bergdoktor"-Motto untergebracht, zumindest im Rahmenprogramm. Es dürfen nämlich zwei Kandidaten und "Bergdoktor"-Fans um einen Tag am Set gegeneinander spielen und da hat sich die Redaktion tatsächlich etwas Passendes einfallen lassen. Zum Beispiel ein riesiges "Doktor Zitter"-Spiel, einen Wassertransport-Wettlauf mit riesigen Spritzen und ein "Bergdoktor"-Quiz mit alten Szenen der Serie.
Musikalisch hingegen gibt es einen wilden Mix aus 1990er-Jahre-Eurodance, Italo-Schlager und Party-Musik, während Santiano-Mitglied Timsen in seinem Solo-Lied "Instagram" behauptet, er sei schon auf Sylt oder Norderney gewesen, aber "noch nie auf Instagram", obwohl er dort doch knapp 16.000 Follower hat.
Aber das ist noch die kleinste Merkwürdigkeit in Andrea Kiewels Kiewel-Show und dass sich die Moderatorin vielleicht ein bisschen zu wichtig nimmt, zeigt ein kleiner Satz vom Anfang. Da wendet sie sich an Hans Sigl und sagt: "Wir haben vorab eine Wette gemacht, wie viele Schlagzeilen wir heute produzieren." Wenn das ihr Ziel gewesen sein sollte, dann hat sie das jedenfalls erreicht. Ob das für den "Fernsehgarten" gut ist, ist eine andere Frage.