• Euphorie entfachen, erfrischenden Fußball spielen, Siege einfahren.
  • Dortmunds neuer Trainer steht vor einer Fülle an Aufgaben – und kann sich dabei der Unterstützung seiner Vorgesetzten sicher sein.

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Neulich durfte man eine kleine Beobachtung beim öffentlichen Training von Borussia Dortmund machen, die einiges aussagt über den Weg, den der BVB in den nächsten Monaten einschlagen will und den der neue Trainer Edin Terzic vorgibt.

Terzic stand am Rande einer kleinen Spielform und als einer seiner Spieler ein Zuspiel besonders lässig mit dem Außenrist weiterleiten wollte, unterbrach der neue Chef sofort. "Wir wollen nicht schön spielen – wir wollen Spiele gewinnen!", sagte Terzic in scharfem Ton und wies seine Spieler an, klarer zu passen. "Das hier", sagte Terzic und deutete einen Pass mit dem Außenrist an, "war vorhin", beim Warmmachen. Jetzt aber sei ernsthafter Fußball angesagt.

Ein Kumpeltyp allein wird nicht reichen

Edin Terzic hatte sich vor rund einem Jahr als Trainer der Lizenzspielermannschaft vom Dienst verabschiedet und war den Fans und auch seiner Mannschaft als Kumpeltyp in Erinnerung geblieben. Als einer von ihnen, ein Menschenfänger, so etwas wie die Seele dieses großen Klubs.

Nun ist Terzic wieder zurück auf dem Rasen, als Chef einer erneuerten Mannschaft und erstmals überhaupt in seiner noch jungen Laufbahn, die einmal eine echte Karriere werden soll, verantwortlich für den gesamten Betrieb. Als Nachfolger von Lucien Favre damals konnte Terzic in einer völlig vertrackten Lage kaum tief fallen, schlechter konnte es mit dem BVB im Frühjahr 2021 ja kaum noch werden.

Dass Terzic es damals schaffte, alle Saisonziele trotz einer sehr schwierigen Anfangsphase doch noch zu erreichen, macht die Aufgabe nun für ihn leichter und schwerer zugleich: Leichter, weil er gezeigt hat, dass er eine Mannschaft auch in kurzer Zeit auf Linie trimmen kann. Schwerer, weil die Erwartungshaltung an den 39-Jährigen nun enorm ist.

Kehl: "Edin bringt hohe Qualität mit, fachlich wie menschlich"

Der BVB spielt mit der Rückholaktion des über die Maßen beliebten Terzic die Wohlfühl-Karte. Das ist verständlich bei einem Klub wie dem BVB, der seit Jahren alle möglichen Arten von Trainertypen durchprobiert hat und nie so richtig mit einem Kandidaten warm wurde – auch, weil das große Erbe von Jürgen Klopp immer noch über diesem Klub schwebt.

Mit Terzic soll wieder mehr Emotionalität und Verbundenheit einkehren, die Dortmunder Werte gelebt werden, eine Symbiose entstehen zwischen Mannschaft und Fans. Dafür, so die Überlegung der sportlichen Leitung, gibt es aktuell keinen Besseren als Terzic.

"Edin bringt hohe Qualität mit, fachlich wie menschlich", erzählte Sportdirektor Sebastian Kehl dem "Kicker" und konkretisierte seine Einschätzung. "Er hat eine riesige Identifikation mit der Stadt, der Region und den Menschen, ist kommunikationsstark und schafft es, die Jungs zu begeistern und mitzunehmen."

Terzic verfüge "über ein hohes Maß an Emotionalität, an Willen, an Bereitschaft hart zu arbeiten" und habe "trotz seines Alters schon eine Menge Erfahrung in verschiedenen Rollen gesammelt, hier im Verein, aber auch in anderen Ländern."

Kehl kündigt Unterstützung für Terzic an

Kehl nennt die Vorzüge seiner ersten Trainerwahl als Sportchef zuerst, aber er weiß natürlich auch um die Probleme und Hindernisse, die auf Terzic zukommen werden. "Jetzt wird er in einer neuen Rolle gefordert werden: Erstmalig ist er vom ersten Tag der Vorbereitung an Cheftrainer und hat die Zügel in der Hand", sagte Kehl.

Der ist wie Terzic auch quasi neu in seiner Rolle als Sportdirektor unterwegs, kann aber nach bald 25 Jahren im Profigeschäft einige Dinge doch etwas anders einordnen als sein Trainer. Weshalb Kehl bereits jetzt ankündigt, Terzic "so gut wie möglich zu unterstützen."

In Dortmund erwarten sie eine Kehrtwende um 180 Grad: Weg von der Lethargie der letzten Saison mit den vielen Enttäuschungen, teilweise herben Niederlagen und vor allen Dingen der Entfremdung der eigenen Fans mit ihrer Mannschaft und ihrem Klub. Eine neue Euphorie soll entstehen, mit einer neuen Art des Fußballs, mutig, frech, aggressiv und aktiv.

In Terzic' erster Amtszeit habe man "schon gespürt, dass die Mannschaft durch den Trainer geprägt wurde, Spieler wie Mats Hummels und Marco Reus haben sich hinter ihn gestellt", sagte auch Dortmunds Berater Matthias Sammer im "Kicker" und betonte die Entwicklung damals unter Terzic. "Das Wichtigste war die Entwicklung: Eine hohe Dynamik gegen den Ball, eine gewisse Kompaktheit, Angriffsschemen und das Spiel mit dem Ball waren immer mehr zu erkennen."

Das soll Terzic in nur ein paar Wochen der Vorbereitung hinbekommen und dazu noch die Essenz des Profifußballs liefern: die nötigen Ergebnisse. Weil auch der schönste Fußball nichts wert ist ohne die entsprechenden Siege. Diesen Spagat wird Edin Terzic auch noch hinbekommen müssen. Ein wenig Unterstützung seiner Vorgesetzten kann da nicht schaden.

Verwendete Quellen:

  • kicker.de: "Riesige Identifikation": Terzic und die Erwartungen
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