E.T. spielt nächstes Jahr Champions League, der Pate sucht Mainz 05 heim und maskierte Helden müssen sich vor dem langen Arm des Gesetzes in Acht nehmen. In unserer Serie ziehen wir die etwas anderen und meist nicht ganz ernst gemeinten Lehren des jeweiligen Spieltags der Bundesliga.

Eine Glosse

1. Lehre: E.T. spielt 2017 in der Champions League

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Sandro Wagner war nach ziemlich mittelprächtigen Stationen beim FC Bayern München, dem MSV Duisburg, Werder Bremen, dem 1. FC Kaiserslautern und Hertha BSC schon auf dem Weg in die ewige Bedeutungslosigkeit der Bundesliga-Historie, als er in Darmstadt doch noch sein Glück fand. Mit 14 Toren trug er in der vergangenen Saison maßgeblich dazu bei, dass die Lilien die Klasse halten konnten.

Und auch jetzt bei der TSG 1899 Hoffenheim hat er es schon auf stolze elf Saisontore gebracht. Gemeinsam mit der klugen Taktik von Trainer Julian Nagelsmann und einem kollektiven Durchhänger der Konkurrenz aus Schalke, Leverkusen und Mönchengladbach wird das wohl für die Qualifikation zur Champions League reichen.

Dass Sandro Wagner auch körperlich in jedem Spiel alles gibt, konnte man im Spiel bei Hertha BSC am Freitag gut sehen, als er sich in einem Zweikampf den linken Zeigefinger auskugelte und nicht nur seinen Trainer an "E.T." erinnerte. Und so müssen am Saisonende wohl einmal mehr alle Wagner-Kritiker verstummen und staunend mit ansehen, wie der vermeintliche Rumpelfußballer Europa erobert. Es sind merkwürdige Zeiten.

2. Lehre: Der Pate sucht Mainz 05 heim

Nach dem 15. Spieltag und einem 3:1 gegen den Hamburger SV lag der FSV Mainz 05 auf Platz acht der Tabelle. Ein Stückchen entfernt von den Europa-League-Plätzen, aber mit dem Abstiegskampf schien sich der Verein auch in dieser Saison nicht beschäftigen zu müssen.

Aber wie schon Al Pacino in "Der Pate III" erkennen musste: "Gerade als ich dachte, ich wäre draußen – ziehen sie mich wieder rein." Elf Spiele später findet sich Mainz plötzlich in Schlagdistanz zum Relegationsplatz 16 wieder.

Für den Verein, der jahrelang als harmonischer Gegenpol zur durchvermarkteten Bundesliga-Elite galt, geht es plötzlich um alles: Klassenerhalt, Seriosität, die gute Beziehung zu den Fans.

Denn neben der sportlichen Krise bröckelt jetzt auch der gute Ruf des Vereins. Die Posse um die Spesen des Präsidenten sorgt für Verstimmungen auf der Tribüne, der sportliche Misserfolg für Streitereien in der Mannschaft.

Auch für Al Pacino sieht es im "Paten" lange nicht gut aus, bis er in alter Mafiamanier aufräumt und seinen Feinden zeigt, wo der Hammer hängt.

Am Ende mag er den Kampf zwar gewonnen haben, seine Familie wurde dabei aber zerstört. Vielleicht wäre es auch in Mainz langsam an der Zeit, sich etwas radikaler von den familiären Strukturen zu trennen.

Man kann ja immer noch so etwas wie die nicht ganz so durchvermarktete Halb-Elite sein. Nicht mehr ganz so sympathisch, dafür aber wenigstens professionell.

3. Lehre: Auch maskierte Helden bekommen Ärger - ein bisschen zumindest

In besonderen Spielen greift Pierre-Emerick Aubameyang nach einem Torerfolg gerne mal zu einer Maske. Ob gemeinsam mit Marco Reus als Batman und Robin, oder alleine als Spiderman.

Das sehen die Gegner nicht gerne, die Bosse bislang aber einigermaßen gelassen. Bis zu Aubameyangs 1:0 gegen Schalke am Samstag: Da zog er eine Maske seines Werbepartners über - der pikanterweise ein Konkurrent des eigentlichen Ausstatters der Dortmunder ist.

Und weil es sich die BVB-Führungsetage nicht leisten kann, ihren Sponsor nachhaltig zu verärgern, kündigte Hans-Joachim Watzke schon an, den Stürmer ganz persönlich ins Gebet zu nehmen.

Die Frage ist nur, wie er den Spieler bestrafen will. Eine Suspendierung für ein Bundesligaspiel können sich die Dortmunder im Kampf um Platz zwei kaum erlauben, in der Champions League wird der Gabuner erst recht gebraucht.

Und auch eine Geldstrafe könnte ein falsches Signal sein. Denn ob sie Aubameyang über die laufende Saison hinaus in Dortmund halten können, ist eh schon mehr als fraglich.

In der Sommerpause werden sich die größten Mannschaften Europas um den Stürmer bemühen. Wenn der dann noch Groll gegen seinen Arbeitgeber hegt, weil der ihm wegen einer Maske das Gehalt gekürzt hat, könnte es fast unmöglich werden, ihn im Pott zu behalten.

Ob Commissioner Gordon je solche Probleme mit Batman hatte?

4. Lehre: 40 Punkte sind noch lange keine Garantie

Seit Jahren gibt es die eiserne Regel: Vereine, die mindestens 40 Punkte erreichen, haben mit dem Abstieg nichts zu tun. Diese vermeintliche Gewissheit kommt in dieser Saison mal so richtig auf den Prüfstand.

Denn aktuell steht der FC Augsburg mit 29 Punkten auf dem 16. Platz und damit am Rande des Abgrunds. Es sind aber noch acht Spiele zu spielen und damit 24 Punkte zu vergeben – bei dem Lauf, den so manche Mannschaft im Tabellenkeller zur Zeit hat, kann sich nicht einmal der SC Freiburg auf Rang acht sicher fühlen.

2009 reichten Borussia Mönchengladbach gerade einmal 31 Punkte für Rang 15 und damit die sichere Rettung - 2017 wäre das wohl nicht annähernd genug.

Natürlich ist es möglich, dass dem einen oder anderen Team noch die Luft ausgeht und es das Punktesammeln einstellt. Genauso möglich ist es aber, dass Trainer sich für die Zukunft einen anderen Spruch überlegen müssen, wenn "Wir wollen erst einmal 40 Punkte erreichen und dann sehen wir weiter" den Mai 2017 nicht überleben sollte.

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