Der Kader des FC Bayern München ist kleiner als sonst. Haben Sie dennoch gute Chancen, die Champions League zu gewinnen? Unsere Redaktion hat Matthias Sammer, Mats Hummels, Christoph Kramer und Patrick Owomoyela nach einer Einschätzung gefragt.

Der FC Bayern München definiert sich plötzlich als Underdog. Ehrenpräsident Uli Hoeneß behauptete kürzlich, der Verein würde "so wie Hoffenheim in die Champions-League-Saison gehen". Didi Hamann legte noch einen drauf. Für den Sky-Experten wäre die Saison 2025/26 sogar "das erste Jahr, wo sie keine Chance haben, die Champions League zu holen."

Ist dies realistisch oder zu viel Pessimismus? Der FC Bayern hat einen kleinen Kader mit lediglich 20 Feldspielern. Erschwerend kommt hinzu: In Jamal Musiala, Alphonso Davies und Hiroki Ito gibt es drei Langzeitverletzte. Samstag zog sich Raphael Guerreiro im Spiel gegen den HSV auch noch eine Rippenverletzung zu. Bereits am Mittwoch (21 Uhr) wartet mit dem Auftakt gegen den FC Chelsea der erste Kracher.

Unsere Redaktion bat bei einer Presseveranstaltung von "Prime Video" Mats Hummels (Ex-Bayern-Profi), Matthias Sammer (ehemaliger Sportvorstand des FC Bayern), Christoph Kramer und Patrick Owomoyela (beides ehemalige deutsche Nationalspieler) um eine Einschätzung zu den Titel-Ambitionen des FC Bayern in der Champions League.

Kramer: FC Bayern "in meinen Augen nicht der Top-Favorit"

Kramer äußerte sich optimistisch. "Ich sehe Bayern sehr stark. Wir wissen natürlich, dass der Kader dünn ist. Aber trotzdem glaube ich, sie werden gut durch den Oktober, November, Dezember und Januar kommen, wenn es immer viele Verletzte gibt. Ab März, wenn die Wiese grün wird, sind die Spieler weniger verletzt. Deswegen glaube ich, dass der Kader reichen wird. Eventuell legen sie in der Winterpause noch einmal nach, wenn sie Bedarf sehen", so der ehemalige Spieler von Borussia Mönchengladbach.

"Sie sind in meinen Augen nicht der Top-Favorit. Aber würden wir die Champions-League-Saison zehnmal spielen, würde Bayern auf jeden Fall einmal die Champions League gewinnen. Von daher ist Bayern immer ein Mitfavorit."

FC Bayern laut Hummels "ein Anwärter auf den Champions-League-Sieg"

Hummels, der von 2016 bis 2019 für die Profis des FC Bayern spielte, sieht das ähnlich. "Bayern gehört nicht zu den ein, zwei Top-Favoriten, aber kommt direkt dahinter. Deswegen sind sie für mich absolut ein Anwärter auf den Champions-League-Sieg", sagte der frühere Verteidiger.

"Bayern ist irgendwie eine Mannschaft, die in der Champions League immer zur Stelle ist. Vor allem in den frühen Runden – also in der Gruppenphase und im Achtelfinale – lassen sie gefühlt nichts anbrennen. Und ab dann ist eh alles möglich."

Sammer "noch ein bisschen optimistischer"

Sammer fügte hinzu, er wäre hinsichtlich der Ambitionen des FC Bayern "noch ein bisschen optimistischer. In der Vorrunde musst du einfach nur durchkommen – am besten als einer der ersten Acht (Direktqualifikation für das Achtelfinale, Anm.d.Red.), ansonsten haben sie noch die Zwischenrunde. Dann kommen Davies und Musiala mit ihrer Qualität zurück – zusätzlich zu dem, was sie jetzt bereits haben."

Dabei stellte Sammer einen Vergleich zu Paris Saint-Germain an. "Die sind Champions-League-Sieger geworden und hatten qualitativ keinen größeren Kader als der FC Bayern zum aktuellen Zeitpunkt. Gut, sie haben es in ihrer Liga nicht so schwer. Deshalb ist das immer schwer zu vergleichen. Aber für mich gehört Bayern zu den vier, fünf Top-Favoriten."

Owomoyela: "Mit den Bayern ist immer zu rechnen"

Und wie ist die Einschätzung von Owomoyela? "Mit den Bayern ist immer zu rechnen. Der Kader ist dünn, das stimmt. Sie gehören für mich daher nicht zu den absoluten Top-Favoriten. Ich glaube trotzdem, dass sie es bis zu einem gewissen Punkt immer schaffen, sich so zu strecken, dass es reicht. Sie werden auf jeden Fall in die K.o.-Phase weiterkommen. Und dann schaffen es die Bayern immer wieder, in großen Duellen eine gewisse Leistung abzurufen."

Allerdings schränkte Owomoyela ein: "Natürlich hängt es dann davon ab, ob wirklich alle gesund sind oder der eine oder andere wichtige Spieler ausfällt. Wenn das passiert, könnte der Kader dem Ganzen ein bisschen nachgeben. Aber die Bayern sind die Bayern. Sie werden relativ lange vertreten sein. Da bin ich mir relativ sicher."

Schwierige Aufgaben für Dortmund und Frankfurt

Und wie stehen die Chancen der anderen deutschen Teilnehmer Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen?

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"Frankfurt hat in meinen Augen die schwerste Vorrunde erwischt. Aber sie haben jetzt genug Erfahrung gesammelt", sagte Sammer. "Klar, es gab ein bisschen Fluktuation im Kader, aber sie haben eine stabile Führung und einen stabilen Trainer. Vielleicht kommen sie nicht unter die ersten Acht. Aber sie kommen weiter."

Leverkusen hat laut Sammer in der Vorrunde "die machbarste Gruppe. Deshalb kommen sie auch weiter. Ich weiß nicht, ob sie unter die ersten Acht kommen. Aber sie sollten das zumindest anstreben."

Eine schwierige Ausgangssituation habe Dortmund, die in der Ligaphase unter anderem auf Juventus Turin und Manchester City treffen. "Sie sollten in der bestmöglichen Verfassung sein, am besten so wie zum Ende der vergangenen Saison. Dann werden sie zumindest weiterkommen."

Verwendete Quellen

  • Pressekonferenz von Prime Video, 12.09.2025