Der frühere Bayern-Spieler und heutige Sky-Experte Didi Hamann wundert sich über die Geschehnisse beim FC Bayern München und glaubt, dass in der bevorstehenden Saison ein anderer Verein die Meisterschaft gewinnt.

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Didi Hamann bezweifelt, dass der deutsche Rekordmeister seine Dominanz fortsetzen kann. "Ich glaube, dass die Bayern Probleme kriegen dieses Jahr", sagt der Sky-Experte bei einem Pressetermin des Pay-TV-Senders. Stattdessen wäre RB Leipzig sein Meistertipp: "Christopher Nkunku wird ihnen fehlen. Aber sie haben auch ohne Nkunku schon einmal eine tolle Serie hingelegt. Sie haben mit Lois Openda einen Spieler geholt, der, glaube ich, unheimlich viele Tore machen wird. Ich tippe auf Leipzig."

Hamann würde keine 100 Millionen für Kane bezahlen

Der frühere Bayern-Profi hat wenig Verständnis für die Personalplanung des FC Bayern. Vor allem die laut Medienberichten bevorstehende Verpflichtung von Stürmer Harry Kane von Tottenham Hotspur kann er nicht nachvollziehen. "Ich würde für einen Spieler, der noch ein Jahr Vertrag hat und 30 Jahre alt ist, keine 100 Millionen bezahlen. Er hat nicht die Physis von einem Robert Lewandowski. Ob ein Kane mit 32 und 33 Jahren die Tore schießt, die Lewandowski geschossen hat, wage ich zu bezweifeln", sagt er.

Hamann würde stattdessen eher auf die eigenen Stürmer des FC Bayern setzen. "Natürlich würde Kane in der Bundesliga 25 Tore schießen. Aber ein Mathys Tel schießt auch seine 20 Tore. Und wenn ich einen Spieler wie Tel habe, der wunderbare Bewegungen hat und ballsicher ist, dann auch noch einen Eric Maxim Choupo-Moting und einen Serge Gnabry, dann würde ich das mit Kane für diesen Preis nicht machen."

Dass der FC Bayern laut Medienberichten den 33-jährigen Außenverteidiger Kyle Walker von Manchester City verpflichten möchte, kann Hamann ebenfalls nicht nachvollziehen: "Du verlängerst mit Müller und Neuer nur für ein Jahr, weil sie über 30 Jahre alt sind. Und dann holst du einen 33-Jährigen für 15 Millionen und gibst ihm zwei Jahre Vertrag. Wer soll denn das noch verstehen? Ich nicht."

Die Schwachstelle des FC Bayern

Eine Schwachstelle im Kader sei, dass kein richtiger defensiver Mittelfeldspieler vorhanden ist. "Du brauchst einen defensivdenkenden Spieler, das ist Kimmich nicht. Der schießt die Ecken, der will vorne ein Tor erzielen oder vorbereiten. Du brauchst einen Strategen, der vor der Abwehr sitzt und den fünf Offensivspielern die Sicherheit gibt, dass er zur Stelle ist, wenn sie den Ball verlieren. So einen Spieler haben sie nicht."

Dass Trainer Thomas Tuchel dies sogar öffentlich gesagt habe, könne laut Hamann für Unzufriedenheit bei Joshua Kimmich sorgen: "Was denkt sich jetzt ein Kimmich? Der Kimmich sagt, er ist ein Sechser. Der Trainer sagt, er ist keiner. Das war nicht diplomatisch von Tuchel. Kimmich weiß nun, dass der Trainer ihn für diese Rolle als nicht gut genug empfindet."

Goretzka, Pavard und Kollegen: Hinter vielen Personalien steht ein Fragezeichen

Zudem gäbe es weitere Spieler, bei denen die Zukunft ungewiss ist. "Du hast die Sache mit Pavard. Du hast Leon Goretzka, der vielleicht noch weg soll oder weg will, weil man hört, er wäre nicht der beste Auswechselspieler", sagt Hamann. "Ich würde ihn gehen lassen. Aber dann musst du einen anderen Spieler holen."

Diese vielen Unsicherheiten seien nicht typisch für den FC Bayern. "Es hat wahrscheinlich noch nie eine Saison gegeben bei den Bayern, wo du einige Tage vor dem Supercup so viel Ungewissheit hattest, was den Kader anbetrifft", sagt Hamann.

"Mich würde es nicht wundern, wenn bis Ende August oder vielleicht sogar übernächsten Samstag noch vier Spieler gehen und drei oder vier neue Spieler kommen. Das hattest du in der Vergangenheit nicht. Und das macht es für den Trainer natürlich auch nicht einfacher."

Der neue Sportdirektor könnte Tuchel übel aufstoßen

Ein weiterer potenzieller Unruheherd: In Christoph Freund wurde ein neuer Sportdirektor (Dienstantritt: 1. September) verpflichtet, obwohl Tuchel laut eigener Aussage nicht in diese Entscheidung einbezogen wurde. Hamann glaubt, dass der Trainer dies dem Verein übelnehmen könnte.

"Das Spannende wird für mich das Verhältnis zwischen Verein und Trainer sein. Nachdem das im Sommer passiert ist, könnte ich mir vorstellen, dass der Trainer nicht allzu gut auf den Verein zu sprechen ist", sagt Hamann.

"Was denkt sich jetzt der Tuchel? Der sagt sich jetzt: Ihr könnt mich gerne haben. Ich ziehe jetzt mein Ding durch. Wenn es läuft, dann läuft’s. Und wenn es nicht läuft, dann ist es mir auch egal, dann gehe ich wieder."

Verwendete Quellen:

  • Sky-Zoom-Konferenz mit Didi Hamann (8. August 2023)
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