München - Das letzte Wort auf dem Rathaus-Balkon hatte natürlich Thomas Müller. Ein letzter Ibiza-Scherz noch - dann rief die Vereinslegende den tausenden Bayern-Fans auf dem Marienplatz in bayerischer Tracht dankbar ein lautes "Merci! Servus! Bye Bye!" zu. "Ich wollte mich nochmal bedanken bei euch für all die wunderschönen Jahre." Nach 13 persönlichen Meister-Titeln tritt der Rekordspieler ab - zumindest als Spieler seines Langzeit-Clubs.
Meistermacher
Müller verbeugte sich kurz, legte seine Hände aufs Herz und stand dann mit der aus Leverkusen heimgekehrten Meisterschale beim "We are the Champions" ganz vorne. Später stimmte er ein letztes Lied an und scherzte nochmal über den vieldiskutierten Ibiza-Trip eines Teils der Mannschaft. "Schön war's, super! Sollten sich vielleicht einige Mannschaften eine Scheibe abschneiden, wenn sie mal 4:0 gewinnen wollen", sagte er einen Tag nach Sieg gegen Hoffenheim.
Rund um ihre finalen Feierlichkeiten rechneten die Meister-Bayern aber auch kräftig mit ihren Kritikern wegen der öffentlichen Empörung um den Trip von Stars wie Kapitän
82 Punkte und 99 Tore
Der souveräne Auftritt bei der TSG Hoffenheim war eine deutliche sportliche Antwort auf Vorwürfe wie Wettbewerbsverzerrung im Bundesliga-Endspurt. Mit famosen 82 Punkten und 99 Toren schlossen die Münchner nach der titellosen Vorsaison das Liga-Rennen als unangefochtene Nummer eins ab.

Vereinspatron
Hoeneß poltert: "Furz links und rechts"
Der Ehrenpräsident holte wegen der öffentlichen Kritik an dem kurzen Abstecher einiger Profis um Müller auf die spanische Ferieninsel Ibiza zu Wochenbeginn zum verbalen Rundumschlag aus. "Das sind so Dinge, die typisch sind für den Zustand unserer Medien - dass sie so einen Schwachsinn wie so eine kleine Reise so wichtig nehmen. Es geht nicht mehr um Fußball, es geht um jeden Furz links und rechts daneben", polterte Hoeneß.
Auch Müller hatte in Sinsheim seinen Ärger ausgedrückt. "Es geht immer viel über Moral und wenn man mit dem Finger auf den anderen zeigen kann, da sind wir in Deutschland ja sowieso ganz vorn dabei", ätzte der 35-Jährige.
Für
Starke Reaktion der Mannschaft
Den abschließenden Ligasieg empfanden Kimmich und Co. als Genugtuung. "Wir wollten das mit unseren Füßen klären, das haben wir gut gemacht", sagte Nationalspieler Aleksandar Pavlovic. Kimmich wertete die Leistung als "ein sehr positives Zeichen von der Mannschaft. Wir haben uns die gesamte Saison über den Arsch aufgerissen."
Laut Müller sei es darum gegangen, "den Menschen da draußen zu zeigen, dass man mit zwei Tagen Ibiza und der völlig berechtigten Party, die man auch nach einer Meisterschaft machen muss, trotzdem ein Spiel 4:0 gewinnen kann".
Großen Anteil am 34. Münchner Meistertitel hatte Vincent Kompany. Der Trainer stellte seine Elf bestens ein und scheute auch nicht davor zurück, Stars wie Topstürmer Harry Kane und den wechselwilligen Leroy Sané zunächst auf die Bank zu setzen. Bei dem Engländer hatte der Coach nach dessen Rückkehr von Ibiza einen Spannungsabfall beobachtet. Sané, der das Bayern-Angebot zur Vertragsverlängerung bis 2028 abgelehnt hat, hatte sich zwei Tage vor dem Spiel noch einen Abstecher nach Monaco geleistet.
Viel Lob für den Trainer
Kompany, der als Nachfolger von Thomas Tuchel nicht als 1a-Lösung nach München kam, hat sich als Glücksgriff erwiesen. "Die Mannschaft ist besser geworden. Das ist auch ein Verdienst unseres Trainers", sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Sportvorstand Max Eberl befand: "Wir haben einen Trainer, der aus den Spielern wieder das herausholt, was sie können."
Das höchste Lob für den 39 Jahre alten Belgier gab es aber von Hoeneß: "Dafür, dass er vorher noch nie in Deutschland gearbeitet hat und dies erst seine zweite Trainerstation ist, hat er einen überragenden Job gemacht. Er hat den FC Bayern in der Öffentlichkeit befriedet."
Statt Eigenlob rühmte Kompany lieber die Arbeitsmoral seiner Spieler und versprach, man wolle "weiterarbeiten und weiter siegen". Möglichst schon bei der Club-WM, die Mitte Juni beginnt und nach dem verpassten Champions-League-Finale im eigenen Stadion die Chance bietet, das internationale Renommee aufzupolieren und zudem viel Geld für neue Stars zu verdienen. © Deutsche Presse-Agentur