Zum ersten Mal in ihrer Geschichte gewinnen die Bayern-Frauen das Double, Meisterschaft und DFB-Pokal. Mit dem 4:2-Sieg über den Tabellenkonkurrenten Werder Bremen schenkt die Mannschaft ihrem scheidenden Trainer Alexander Straus zum Abschied einen letzten großen Triumph. "Ich werde ihr größter Supporter sein", sagte er nach dem Spiel.

Eine Analyse
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Natürlich war es Kapitänin Glódis Perla Viggósdíttir, die den Pokal vor 45.000 Zuschauern in die Höhe stemmte. Eine Kulisse, die für die Bayern-Frauen alles andere als selbstverständlich ist. Die Spielerinnen schoben ihre müden Körper auf das aufgebaute Podest und nahmen alle Kraft zum Jubeln noch einmal zusammen. Sie hatten es vollbracht: Die Fußballerinnen des FC Bayern München setzten sich mit 4:2 im Finale gegen den Liga-Achten Werder Bremen durch und entthronten den zehnmaligen Pokalsieger VfL Wolfsburg.

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Die Bierdusche von Sonntag nach der gewonnenen Meisterschaft war gerade erst abgewaschen – die Feier nach dem Pokalsieg sollte nun größer und emotionaler werden. Ende des Monats verlässt Trainer Alexander Straus den FC Bayern nach drei Jahren in Richtung USA zu Angel City FC. "Ich bin sehr froh, dass ich hier noch zwei Wochen habe", sagte er nach dem Spiel auf Nachfrage unserer Redaktion, sichtlich gerührt. Langsam werde der Abschied "real". Mit Straus‘ Abschied in München endet eine Ära, das Double ist ein letztes Geschenk für den Trainer.

Doch zugegeben: Für ausgelassene Partystimmung im Kölner Rhein-Energie-Stadion sorgten zunächst die vielen tausend Fans Werder Bremens – wohl wissend, dass ihr Team eher Underdog-Chancen auf den Pokalsieg hat. Und die Mannschaft ließ sich gern von den Fans feiern.

Obwohl sie als klare Favoritinnen ins Finale gingen, wirkten die Bayern von Anfang an konzentriert und angespannt – sie hatten eine Mission zu beenden. "Wir können etwas Historisches für den Verein erreichen", hatte Verteidigerin Magdalena Eriksson vor dem Spiel gesagt. Zuletzt 2012 gewann Bayern den Pokal, das Double gelang ihnen noch nie. "Natürlich war Druck da, dass wir das Ding gewinnen. Deshalb sind wir jetzt happy und erleichtert", sagte Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann nach dem Spiel.

Dreierpack im Finale: Matchwinnerin Schüller

Die Bayern-Frauen führten früh durch einen Treffer von Lea Schüller (6.) und dominierten danach fast ununterbrochen die Partie. Außenverteidigerin Carolin Simon legte nach einer fabelhaften Kombination mit Flügelspezialistin Klara Bühl nach (30.). Spannend wurde es, als Werder Bremen in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit durch Rieke Dieckmann auf 2:1 verkürzte. Er sei in der Kabine "sehr genervt" gewesen, sagte Straus hinterher.

Ab der 65. Minute war dann vor den Augen der bayerischen Führungsriege um Sportvorstand Max Eberl, Sportdirektor Steffen Freund und dem Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreßen die Zeit von Lea Schüller gekommen. Nach Vorarbeit von Außenverteidigerin Tuva Hansen köpfte sie erst ein (65.) und schob knappe 15 Minuten später erneut nach Hansens Vorarbeit ins linke Eck ein (79.). Dreierpack Schüller. "Das zeigt, dass sie alles in der Box beherrscht. Sie ist einfach so gefährlich", schwärmte Mitspielerin Klara Bühl vor den Journalistinnen und Journalisten von ihrer Mitspielerin.

Schüllers Entwicklung steht (auch) sinnbildlich für die Entwicklung der Mannschaft

Schüllers Entwicklung steht auch sinnbildlich für die Entwicklung, die die Mannschaft unter Alex Straus gemacht hat – im Kleinen wie im Großen. Die Nationalspielerin selbst gab zu, sie sei nicht in Form gewesen zu Beginn der Saison, noch müde gewesen und körperlich angeschlagen nach dem Olympischen Fußballturnier. Auch die Saison der Bayern-Frauen begann durchwachsen – mit torreichen Spielen gegen Hoffenheim und Leipzig, aber auch mit einer Niederlage gegen den ewigen Rivalen Wolfsburg. Zu den Herbstmeisterinnen kürten sich die Spielerinnen von Eintracht Frankfurt.

"Lea kam nie richtig in ihren Rhythmus in dieser Saison, deshalb mussten wir vor einigen Wochen miteinander reden", sagte Straus nach dem Spiel. "Jetzt schießt sie die Tore, die die Spiele entscheiden." In den letzten vier Liga-Spielen traf sie jeweils einmal. Kommunikation war immer schon Straus‘ Schlüssel – nach innen zur Mannschaft, wie nach außen zur Öffentlichkeit. "Sie ist eine viel komplettere Spieler, als sie vor drei Jahren war", sagte er. Nicht nur die 27-jährige Nationalstürmerin machte Straus im Laufe seiner dreijährigen Amtszeit besser. Er machte die Bayern-Frauen zum besten deutschen Frauen-Team.

Straus denkt an sein Vermächtnis

Was bleibt also von der Ära Straus in München? "Alex hat mit uns ein ganz neues System angefangen und wir haben es über die Jahre immer besser gespielt", resümierte Schüller. Es sei einfach schwer für die Gegnerinnen, gegen dieses System anzuspielen. Der jahrelange Titelabonnent VfL Wolfsburg ist in Meisterschaft und Pokal entthront – das große Ziel ist nun, in der Champions League weiterzukommen. Hier sind die Bayern-Frauen noch nie über das Halbfinale hinausgekommen.

Der 49-jährige Norweger berichtete von sehr langen Arbeitstagen bei Bayern und der Suche nach einer neuen Herausforderung. Er wolle ein "gutes Vermächtnis" hinterlassen an einen neuen Trainer. Straus wird seine Spielerinnen bei der neuen Mission als Fan unterstützen. "Ich verlasse Bayern in einer guten Position und ich werde ihr größter Supporter sein." Zunächst aber wird er mit der Mannschaft das Double feiern – und zwar mittendrin.

Verwendete Quellen

  • Eindrücke von vor Ort in Köln, Stimmen von der Pressekonferenz und aus der Mixed Zone
  • Historisches erreichen": DFB-Pokalfinale vor Rekordkulisse von SID, 30.04.25