Diogo Jota war keiner der ganz großen Stars des Weltfußballs und hat dennoch viele im Fußball auf verschiedene Weise berührt. Auch für Portugals Fußballerinnen war er ein geschätzter Weggefährte und Unterstützer.
Als sich die schwer geschlagenen Portugiesinnen hinter dem schwarzen Gedenkbanner für Diogo Jota versammelten, löste sich ihr Schmerz über die höchste EM-Niederlage in tiefer Trauer auf. "Obrigado por tudo, Diogo Jota! Descansa em Paz", stand auf dem Tuch, das Kapitänin Carole Costa und ihre Mitspielerinnen im Berner Wankdorf-Stadion zeigten, "danke für alles, ruhe in Frieden". Mit dem tödlich verunglückten Liverpool-Stürmer verloren viele von ihnen einen treuen Begleiter und Freund des Fußballs der Frauen.
"Es war ein harter Tag für uns", sagte Nationaltrainer Francisco Neto nach dem 0:5 (0:4) gegen Weltmeister Spanien nur wenige Stunden nach der schrecklichen Nachricht vom Unfalltod von Jota und dessen Bruder André Silva. Neto hatte Jota einst als Assistenzcoach der U19 betreut und ist "in Kontakt geblieben" mit ihm: "Diogo hat unsere Mannschaft und die Spielerinnen verfolgt, weil er das Land liebte. Er kannte immer unsere Ergebnisse, wenn ich mit ihm sprach."
Emotionale Momente vor dem Spiel gegen Spanien
In Bern kulminierte die Trauer aus der Heimat, aus Liverpool und der ganzen Fußball-Welt. Bei der Nationalhymne und der Schweigeminute vor dem Spiel, als Jotas Porträt in Schwarz-Weiß auf der Anzeigetafel erschien, hatten viele Tränen in den Augen, Fans erinnerten mit Fotos oder Plakaten an ihr Idol. Nach der erwartbaren sportlichen Abreibung berichteten die Spielerinnen, wie schwer es ihnen gefallen war, überhaupt auf dem Platz zu stehen.
"Es ist schwer, mein Herz ist schwer", sagte Stürmerin Jéssica Silva, "da gibt es viel wichtigere Dinge als Fußball." Die Niederlage, mit dem 0:5 gegen Schweden bei der EM 2022 Portugals höchste bei einem großen Turnier, sei "irrelevant". Angreiferin Diana Silva nannte Jota "einen der Guten", er habe "immer mit uns gefiebert und uns sehr viel bedeutet. Er ist einer von uns, der Fußball ist ohne ihn ärmer - und wir sind es auch."
Zur selben Zeit, als die Spielerinnen ihre Trauer öffentlich verarbeiteten, fuhr an einer Kirche in Jotas Heimatort Gondomar der Leichenwagen mit den beiden Särgen vor. Die wenigen Augenzeugen begrüßten ihn mit Applaus, auch hier gab es Tränen. Am Samstag (11.00 Uhr/MESZ) sollen die Brüder in der Stadt nahe Porto beerdigt werden.
Jotas Vermächtnis bleibt
Ihr Vermächtnis bleibt. Das Sportblatt A Bola hob am Freitag beide Fußballer auf den Titel, dazu die Zeile: "You'll never walk alone". Das Liverpool Echo nannte Jota "für immer unsere Nummer 20". Vor den Viertelfinals der Klub-WM wird es weitere Gedenkminuten geben.
Portugals langjährige Kapitänin Dolores Silva leistete am Freitagmorgen via Instagram einen Schwur. "Wir versprechen", schrieb sie, "dass wir für sie, für euch, für uns und für alle, die uns weiterhin unterstützen, auf das Feld zurückkehren werden. Für Portugal!" (sid/bearbeitet von ska) © SID