In der Hamburger Kreisklasse kassiert der Moorburger TSV eine Rekord-Niederlage: 66:0 endet das Spiel gegen den SVS Mesopotamien II. Doch statt Frust zeigen die Verlierer eine Reaktion, die begeistert – und machen damit deutlich, dass es im Fußball um mehr geht als nur Tore.

Am vergangenen Sonntag schrieb der Hamburger Amateurfußball Geschichte – und zwar eine, die trotz des drastischen Ergebnisses alle Beteiligten in bestem Licht dastehen lässt. Der SVS Mesopotamien II gewann in der Kreisklasse 2 mit 66:0 gegen den Moorburger TSV – ein Resultat, das vermutlich nie zuvor im deutschen Ligafußball erreicht wurde.

Doch die wahre Geschichte spielte sich abseits der Anzeigetafel ab. Denn der Moorburger TSV trat nur zu siebt an – mit einer Spielerin und sechs Spielern gegen elf Gegner. "Über Nacht sind drei krank geworden, ein paar sind verletzt", erklärte Moorburg-Trainer Patrick Stritzki, der selbst mitspielte, anschließend gegenüber RTL.

Fairplay statt Frustration

Was dann folgte, hätte möglicherweise in Pöbeleien, Frust und Rudelbildungen enden können – so wie es im deutschen Amateurfußball leider häufiger der Fall ist. Stattdessen entwickelte sich eine Partie, die den Amateurfußball von seiner besten Seite zeigte. Bereits nach 120 Sekunden fiel das erste Gegentor, nach elf Minuten stand es schon 10:0. Schiedsrichter Sven Heydemann bot den überforderten Moorburgern mehrfach einen vorzeitigen Spielabbruch an – doch das Team lehnte resolut ab.

Der Grund war pragmatisch: Nach einem bereits erfolgten Spielabbruch in dieser Saison drohte bei einem weiteren Nichtantritt der Ausschluss aus dem Ligabetrieb. Zur Halbzeit notierte der Referee bereits 32 Gegentore, am Ende waren es 66.

Mesopotamien-Trainer ist beeindruckt: "Das ist nicht selbstverständlich"

Bemerkenswert war jedoch die Atmosphäre auf dem Platz. Wie RTL berichtet, gab es "keine Rudelbildung, keine Pöbeleien, keine Kreisklassen-Grätschen mit Ansage. Stattdessen Handshakes, Durchhaltehumor und ehrliche Anerkennung."

Michel Aydogdu, Trainer des SVS Mesopotamien II, zeigte sich beeindruckt von der Haltung des Gegners. "Ich habe in sieben Jahren als Trainer schon viel erlebt. Aber so etwas noch nie. Andere Mannschaften hätten längst hingeschmissen. Die hier haben Größe gezeigt", sagte er und bedankte sich nach Abpfiff persönlich bei jedem Moorburger Spieler.

Gegenüber "shz.de" zollte Aydogdu dem Gegner "riesengroßen Respekt dafür, dass die Moorburger das bis zum Ende durchgezogen haben und jederzeit fair geblieben sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit."

Wut auf den Verband als Motivationsfaktor

Für Mesopotamien war die Partie auch eine Art Ventil. Das Team war zu Saisonbeginn nach zwei Spielabbrüchen zwangsweise aus der Kreisliga ausgeschlossen und in die Kreisklasse 4 versetzt worden. Zusätzlich zog der Hamburger Fußball-Verband (HFV) drei Punkte ab, nachdem ein Spieler eine halbjährige Sperre erhalten hatte.

"Meine Spieler sind deshalb gegen Moorburg mit einer gehörigen Portion Wut auf den HFV im Bauch angetreten", erklärte Aydogdu. "Das 66:0 war insofern auch eine Art Antwort an den Verband", betonte er: "Aber natürlich wäre es schöner gewesen, wenn wir gegen eine vollzählige Mannschaft gespielt hätten."

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Kurios: Innenverteidiger Ömer Yildirim durfte als Stürmer ran und traf 17 Mal. Radouan Troudi erzielte zehn Treffer, Ibrahim Chaaban neun. "In der ersten Halbzeit haben die Moorburger noch nach Kräften versucht, dagegenzuhalten – aber zu siebt hatten sie es natürlich schwer", berichtete Aydogdu.

Bewegende Worte nach historischer Niederlage

Die bemerkenswerteste Reaktion kam jedoch von den Verlierern selbst. In einem Instagram-Statement schrieb der Moorburger TSV: "Ja – das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache: 66:0 gegen unsere 1. Herren. Aber wer nur auf Zahlen schaut, verpasst das Wesentliche. Denn unsere Jungs & Mädels sind trotz Unterzahl angetreten, haben nicht aufgegeben und das Spiel fair und mit Haltung zu Ende gespielt."

Weiter heißt es in dem bewegenden Post: "Es ist nicht das Ergebnis, das uns definiert – sondern die Art, wie wir miteinander umgehen, wie wir kämpfen und wie wir als Verein zusammenstehen."

Der Moorburger TSV, der bereits im Vorjahr mit einer 2:53-Pokalniederlage gegen den Oberligisten TSV Buchholz 08 unfreiwillig Geschichte geschrieben hatte, beweist: Manchmal sagt das Verhalten auf dem Platz mehr über einen Verein aus als jedes Ergebnis. (ms)

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Verwendete Quellen