Im Juni spielen erstmals gleich 32 Klubs aus der ganzen Welt in den USA um die Klub-Weltmeisterschaft. Doch wie sind die überhaupt dorthin gekommen? Ein Einblick in einen nicht immer durchschaubaren und fairen Qualifikationsprozess.

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Es ist Gianni Infantinos größtes Projekt. Mit der Klub-WM möchte der Fifa-Präsident neben der Weltmeisterschaft der Nationen endlich ein zweites, weltweites Großturnier etablieren. 32 statt wie bisher nur sieben Teams - die jeweiligen kontinentalen Pokalsieger und der Meister des Austragungslandes - sollen von nun an alle vier Jahre um den Titel spielen. Der kleine Haken: Wie die 32 Mannschaften im Vorfeld ausgewählt wurden, ist nicht immer leicht zu verstehen. Und bei manchen Klubs fehlt die sportliche Qualifikationsgrundlage gar komplett. Wer also darf in diesem Jahr an der Klub-WM teilnehmen - und warum?

Die kontinentalen Pokalsieger (15 Teams)

Die einfachste Erklärung für eine Qualifikation lautet: Wer den wichtigsten Fußball-Wettbewerb seines Kontinents - in Europa ist das die Champions League - innerhalb der Jahre 2021 bis 2024 gewonnen hat, ist qualifiziert. Dabei ist völlig unerheblich, wie der jeweilige Gewinner in den Saisons davor und danach abgeschnitten hat und ob sich mehrere andere Klubs aus demselben Land auch qualifiziert haben. So kommt etwa Brasilien durch seine vier Copa-Libertadores-Gewinner (Fluminense, Palmeiras, Botafogo und Flamengo) auch auf vier Teilnehmer bei der Klub-WM.

Aber auch hier wird es schon kurios. Denn wie gesagt - nur die Sieger der Jahre 2021 bis 2024 sind qualifiziert, nicht aber der von 2025. Hätte beispielsweise der FC Arsenal in diesem Jahr in der Champions League triumphiert, hätten die Gunners die Klub-WM dennoch vom Sofa aus verfolgen müssen. Fest qualifiziert ist hingegen der FC Chelsea, der seit drei Jahren nicht mehr in der Königsklasse gespielt hat und aus dessen Kader einzig Reece James überhaupt beim Champions-League-Sieg 2021 schon dabei war.

Die Ranglistenersten der Konföderationen (14 Teams)

Um weitere Teilnehmer, die keine Champions-League-Sieger sind, zu bestimmen, hat sich die Fifa mal wieder eine Rangliste ausgedacht. In diese Liste fließen die gewonnenen Punkte im jeweils höchsten kontinentalen Wettbewerb der vier Spielzeiten bis 2024 ein. Darüber hinaus gibt es für jede Runde, die man im höchsten internationalen Wettbewerb weitergekommen ist, weitere drei Punkte.

Gelten diese Regeln für die Klubs aller Kontinente? Natürlich nicht, das wäre ja zu einfach. In Europa wurde anstelle der oben genannten Regeln die gleiche Berechnung angewandt wie beim Uefa-Koeffizienten. Hier gibt es zwei Punkte für einen Sieg, vier Punkte für alle Teams, die sich für die Gruppenphase qualifizierten, fünf Punkte für die Achtelfinal-Qualifikation und jeweils ein weiterer Punkt für den Einzug in weitere Runden.

Jedenfalls: Am Ende kam wie auch für jeden anderen Kontinent auch in Europa eine Tabelle heraus, in der die Vereine des Kontinents platziert wurden. Neun Klubs darf die Uefa dabei neben den drei Champions-League-Siegern noch entsenden.

Dann kommt jedoch noch eine weitere Regel zur Anwendung: Generell sollen nicht mehr als zwei Mannschaften aus einem Land an der Klub-WM teilnehmen dürfen. Was dazu führt, dass der FC Liverpool, im Ranking immerhin auf Platz acht qualifiziert, die Klub-WM von zu Hause aus angucken muss, während der FC Salzburg sich mit Platz 18 und genau einer Achtelfinal-Teilnahme in der Champions-League für die Klub-WM qualifiziert hat. Dass der Red-Bull-Klub zurzeit nicht mal in Österreich der beste Klub ist, tut dabei sein Übriges.

Der Gastgeber (1 Team)

Ein weltweites Riesenturnier ohne die großen Fußballstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi? Für Infantino muss diese Vorstellung ein großer Alptraum gewesen sein - aber ein durchaus realistischer. Denn sowohl Ronaldo als auch Messi gelang es nicht, ihre Klubs im Qualifikationszeitraum zu einem kontinentalen Titel zu führen oder gar weit zu kommen.

Bis zuletzt hoffte Infantino darauf, dass es Ronaldo doch noch zu einem Team der Klub-WM zieht - leider vergeblich. Gut, dass es bei Messi bessere Lösungsansätze gab, weil der immerhin im Ausrichterland, den USA spielte. Einen Platz hatte die Fifa nämlich dem Gastgeberland versprochen, ohne aber bis kurz vor Schluss genau zu definieren, welcher Klub diesen Platz am Ende einnehmen dürfte. Dass Messi und Inter Miami kurz vor dem Ausscheiden in den MLS-Playoffs zumindest in der Hauptrunde erster waren, kam dem Weltverband da gerade gelegen.

Und so wurde der Sieger des Supporters' Shield kurzerhand zum Vertreter des Gastgebers USA ernannt. Der Meister LA Galaxy mit Marco Reus ist hingegen nicht dabei.

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Der Playoff-Nachrücker (1 Team)

Eigentlich hätte mit dem Club León, dem Concacaf-Champions-League-Sieger von 2023, ein weiteres Team aus Mexiko an der Klub-WM teilnehmen sollen. Der Haken: Der Eigentümer des Klubs war auch bei CF Pachuca, einem weiteren Klub-WM-Teilnehmer, involviert und Vereine mit demselben Eigentümer waren beim Turnier nicht erlaubt.

Die Fifa reagierte hier konsequent und strich León kurzerhand aus dem Turnier, obwohl die Gruppen schon ausgelost waren. Den Regeln zufolge wäre wohl LD Alajuelense aus Costa Rica der nächstbeste Nachrücker für das Team aus Mexiko gewesen. Wer sich erinnert: Mehr als zwei Klubs aus dem gleichen Land sind beim Turnier schließlich nicht erwünscht, Mexiko durfte nur dank drei Titelträgern in der Concacaf Champions League ein Team mehr entsenden. Auch deshalb hatten die Costa-Ricaner als erste gegen die Teilnahme von León am Turnier geklagt.

Liste aller Teilnehmer der Klub-WM

  • Real Madrid
  • Manchester City
  • Paris Saint-Germain
  • FC Chelsea
  • FC Bayern München
  • Inter Mailand
  • Juventus Turin
  • Atletico Madrid
  • Borussia Dortmund
  • Benfica Lissabon
  • FC Porto
  • SE Palmeieras Sao Paulo
  • Flamengo Rio de Janeiro
  • FC Red Bull Salzburg
  • Boafogo Rio de Janeiro
  • Al-Hilal SFC
  • CA River Plate
  • CA Boca Juniors
  • Fluminense Rio de Janeiro
  • CF Monterrey
  • Inter Miami CF
  • CF Pachuca
  • Seattle Sounders FC
  • Al Ahly FC
  • Al-Ain FC
  • Los Angeles FC
  • Mamelodi Sundowns FC
  • Esperance Tunis
  • Urawa Red Diamons
  • Wydad Casablanca
  • Ulsan HD FC
  • Auckland City FC

Dumm nur, dass die Fifa am Ende ihre eigenen Regeln vergaß. Stattdessen setzte sie willkürlich ein Playoff-Spiel der mexikanischen und amerikanischen Vertreter Tigres und Los Angeles FC an, das letzterer am Ende für sich entscheiden konnte. Weil es in Mexiko ein Problem mit Multi-Club-Ownership gab, darf die USA nun also drei Teams ins Rennen schicken.

Klar, am Ende ist es nicht leicht, einen Qualifikationsmodus zu finden, der leicht zu verstehen ist, aber auch die Leistungen mehrerer Jahre berücksichtigt. Trotzdem: Der Trend im Weltfußball geht weiter zur unnötigen Verkomplizierung. Das zeigen gerade die letztgenannten Beispiele. Sie machen den Eindruck, dass die Fifa das Turnier, das sie quasi als zweite Weltmeisterschaft im Terminkalender etablieren möchte, selbst nicht so wirklich ernst nimmt.

Verwendete Quellen

Teaserbild: © IMAGO/Brazil Photo Press/William Volcov